Am Münchner Flughafen:150 Tonnen Hilfsgüter gesammelt

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Drei große Transporter hat der Flughafenverein inzwischen Richtung Ukraine geschickt, hier das Team um den Vorsitzenden Thomas Bihler (l.) beim Beladen eines Lastwagens. (Foto: Flughafenverein)

Der Flughafenverein hat bereits drei große Transporte in Richtung ukrainische Grenze geschickt, der letzte war voll beladen mit Medizinbedarf.

Von Petra Schnirch, Flughafen

Mehr als 150 Tonnen Hilfsgüter hat der Flughafenverein bereits in Richtung Ukraine geschickt. Der dritte Transport ist mittlerweile an seinem Ziel angekommen - beladen vor allem mit medizinischem Material für zwei Kinderkrankenhäuser in Kiew und Charkiw sowie zehn Notstromaggregaten. Diesmal werden die Spenden von der rumänischen Grenze aus weiter verteilt, schildert Vereinsvorsitzender Thomas Bihler. Dringend benötigt würden beispielsweise Verbands-und Naht-Material, Skalpelle und Scheren. Diese habe der Verein gekauft, mit auf die Reise gingen zudem mehrere Betten.

Der Verein gehörte nach seinen Worten zu den Ersten, die in Zusammenarbeit mit den Johannitern in Lauf Hilfsgüter für die Ukraine gesammelt haben - unterstützt von Vereinen in der gesamten Region, aber auch von Firmen und Privatpersonen weit darüber hinaus. Sogar aus Bozen habe er eine Geldspende erhalten, sagt Bihler. Er verfüge schon lange über gute Kontakte in die Ukraine, weil der Verein dort zusammen mit Wladimir Klitschko mehrere Kinderprojekte unterstützt habe. Anfangs bat der Verein vor allem darum, Verbandskästen zu spenden - etwa 2000 Stück kamen so zusammen. Inzwischen ist die Palette sehr viel breiter und richtet sich nach dem jeweiligen Bedarf. Ein vierter Transport ist geplant, jetzt will der Verein den Fokus aber erst einmal auf die Versorgung und Unterbringung von Kriegsflüchtlingen richten, die in Deutschland ankommen.

Erst vor wenigen Tagen erreichte Bihler ein Notruf aus München, weil Hygieneartikel für ankommende Frauen und Kinder fehlten. Noch in der selben Nacht holten Feuerwehren sieben Tonnen Hilfsgüter am Flughafen ab.

Mit dem dritten Transport will der Flughafenverein vor allem Kinderkrankenhäuser unterstützen - dort fehlt es an allem. (Foto: Flughafenverein)

Einen der Transporte an die ukrainische Grenze hat Bihler Anfang März selbst begleitet. Er habe dort bewegende Szenen erlebt, erzählt er. Auf dem Rückweg nahm er eine völlig erschöpfte Mutter mit drei Kindern mit nach München, die in einem Camp untergebracht waren. Ihr Mann liege mit schwersten Verletzungen in Charkiw im Krankenhaus, der älteste Sohn, 21, sei an der Front und sie wisse nicht, ob er überhaupt noch lebe, weil der Kontakt abgerissen sei. Im Auto "sind alle nach zehn Sekunden eingeschlafen", so Bihler. Inzwischen sei die Familie in Bremervörde untergekommen. Er halte noch immer Kontakt, möglich sei dies mit Hilfe eines Übersetzungsprogramms.

Helfen konnte er auch zwei verzweifelten Kindern, die allein mit einer Katze am Flughafen angekommen waren. Sie hätten geweint, erzählt er, deshalb habe er sie angesprochen. Bihler erfuhr, dass sie auf der Flucht in der Ukraine ihre Mutter verloren hatten und auch die Handys. Über den Social-Media-Kanal Telegram konnte er die Frau schnell ausfindig machen - in München. Eine Dreiviertelstunde später war sie im Terminal eins am Flughafen, zunächst noch durch Glas von den Kindern getrennt. "Ich dachte, sie drücken die Scheibe ein", schildert Bihler. Es sei ein "unwahrscheinlich tolles Gefühl", Familien zusammenbringen zu können, die auseinandergerissen wurden.

Den nächsten Transport will Bihler wieder begleiten und Medikamente mit dem Auto zu einem Pfarrer in Lwiw, Lemberg, bringen. Ein Termin steht noch nicht fest.

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