Flughafen München:"Umwelt-Radweg" in der Kritik

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Bürgerverein Freising misst an der 18 Kilometer langen Strecke um den Aiport hohe Ultrafeinstaub-Werte

Von Nadja Tausche, Flughafen

Der vor Kurzem in Betrieb genommene "Umwelt-Radweg" des Münchner Flughafens sorgt für heftige Kritik von Seiten des Bürgervereins Freising. Auf 18 Kilometern führt der Radweg einmal um das Flughafengelände, an mehreren Stellen können sich Radfahrer und Spaziergänger über Umweltmaßnahmen des Flughafens informieren.

Dabei setze man die Radfahrer bewusst einer Gesundheitsbelastung aus, sagt Wolfgang Herrmann, stellvertretender Vorsitzender des Bürgervereins - wenn man sie nämlich trotz der erhöhten Werte an Ultrafeinstaub um den Flughafen herum lotse. Herrmann findet: "Wenn ich weiß, dass Unmengen an Ultrafeinstaub in der Luft sind und die Freizeitmöglichkeiten auf dem Gelände auch noch selbst anbiete - das geht nicht." Kritisch findet der Bürgerverein auch, dass der Flughafen den Weg als "Umwelt-Radweg" kennzeichne.

Um eine erhöhte Gesundheitsbelastung zu belegen, hat der Bürgerverein eigene Schritte unternommen. Zwei Mitglieder waren laut Herrmann Anfang September mit Ultrafeinstaubmessgerät und GPS-Gerät auf dem Radweg unterwegs und haben die Werte gemessen. Das Ergebnis: Im Durchschnitt sei die Konzentration auf dem Radweg 6,5 bis zehnmal so hoch wie bei unbelasteter Atemluft, schreibt der Bürgerverein in einer Mitteilung. Die Belastung sei dabei nicht überall gleich: "Der Wind verfrachtet die Abgase in östliche Richtung", heißt es. Dort betrage die Konzentration ultrafeiner Partikel stellenweise über eine Million Partikel pro Kubikzentimeter - im Vergleich zur Konzentration von 2500 bis 4000 Partikeln pro Kubikzentimeter bei unbelasteter Atemluft.

Der Flughafen hält solche Messungen für nicht verlässlich. "Die vom Bürgerverein durchgeführten Messungen sind weder aussagekräftig noch repräsentativ", sagt Ingo Anspach von der Pressestelle des Flughafens. Messungen mit mobilen Handmessgeräten könnten nur eine Momentaufnahme der Ultrafeinstaubbelastung liefern, und auch die seien "mit hohen Messunsicherheiten verbunden". Für eine fundierte Beurteilung der Belastung durch Ultrafeinstaub seien differenziertere Analysen notwendig.

Dass der Flughafen solche Analysen in Auftrag gibt, ist allerdings nicht zu erwarten. Dazu gebe es keinen Anlass, so Anspach: "Bisher gibt es weder Grenzwerte noch standardisierte Messverfahren, um repräsentative Messungen von ultrafeinen Partikeln durchzuführen." Messungen seien nicht vorgesehen und alle gesetzlichen und behördlichen Vorgaben hinsichtlich der Luftreinhaltung würden am Flughafen erfüllt. Der Bürgerverein Freising fordert jetzt, dass der Flughafen den Radweg wieder schließt oder zumindest einen Warnhinweis zur erhöhten Ultrafeinstaubbelastung entlang der Strecke aufstellt. Der Flughafen lässt wissen, dazu bestehe kein Anlass.

Der "Umwelt-Radweg" wurde am 20. August eröffnet. An insgesamt 16 Stationen können Interessierte mit dem Handy einen QR-Code scannen und erfahren etwas über die CO₂-Strategie des Flughafens, Ausgleichsflächen oder die Bienenvölker des Flughafens. Der Weg ist Teil eines bereits bestehenden Netzes an Geh- und Radwegen, die laut Flughafen "schon seit Jahrzehnten intensiv von der Bevölkerung genutzt" werden.

© SZ vom 21.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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