Flughafen München:Neuer Schub im Moos

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Mehr Passagiere, mehr Fracht: Der Münchner Flughafen sieht sich im Aufwind. Doch die Bilanz weist auch Schwachstellen auf.

Kerstin Vogel

Der Münchner Flughafen sieht sich im Aufwind. Zwar musste der Chef der Betreibergesellschaft, Michael Kerkloh, am Donnerstag ein Minus von 5,7 Prozent bei den Flugbewegungen des ersten Halbjahres 2010 einräumen. Gleichzeitig meldete er bei der Präsentation der Zahlen im Münchner Presseclub jedoch einen Passagierzuwachs um 2,7 Prozent verglichen mit 2009. Das entspricht 15,8 Millionen Fluggästen. Bei der Fracht registrierte der Flughafen in den ersten sechs Monaten 2010 sogar ein Plus von 27,1 Prozent.

Fernreisen sind wieder gefragt: Der Flughafen registriert mehr Passagiere. (Foto: dpa)

In der Luftfahrtbranche wird die Entwicklung auf dem Frachtsektor gemeinhin als Frühindikator für die wirtschaftliche Entwicklung angesehen. Dazu passt, dass im Monat Juni alleine betrachtet mit 3,2 Millionen Fluggästen ein Wachstum von rund zwölf Prozent festgehalten wurde. Das ist laut Flughafengesellschaft das höchste Juni-Ergebnis, das jemals in München erzielt wurde. Für eine Trendwende spricht laut Kerkloh zudem, dass im Juni auch bei den Flugbewegungen ein Plus von rund zwei Prozent gegenüber Juni 2009 zu Buche steht.

Belastet wurden die Verkehrszahlen durch den kalten Winter, Pilotenstreiks und die Aschewolke des isländischen Vulkans. Die Diskrepanz zwischen Fluggastzahlen und Zahl der Starts und Landungen erklärt Kerkloh damit, dass die Airlines größere Flugzeuge eingesetzt haben. Für ihn ist "der Negativtrend eindeutig gebrochen". Anlass zur Freunde bietet den Flughafenbetreibern dabei vor allem die Entwicklung im Fernreiseverkehr: Die Anzahl der Fluggäste stieg hier im ersten Halbjahr 2010 um zwölf Prozent auf 2,4 Millionen. Noch nicht wieder erholt hat sich dagegen der in der Krise besonders stark eingebrochene Markt der Inlandsflüge, wie Kerkloh auf Nachfrage sagte.

Er rechnet gleichwohl damit, dass der Münchner Flughafen am Jahresende die 34-Millionen-Grenze bei den Passagieren überspringen wird. Die "zielgerichtete Kapazitätserweiterung", also dritte Startbahn und weiteres Terminalgebäude, nannte er "Voraussetzung für eine Fortsetzung der Erfolgsgeschichte".

Anders sehen das die Grünen im Landtag, die auf die negative Entwicklung bei den Flugbewegungen verweisen und darin "keinen Grund für Jubelarien sehen". Wer "in Anbetracht dieser Tatsachen weiter eine dritte Startbahn fordert, leidet an Realitätsverlust", so der Freisinger Abgeordnete Christian Magerl.

Keine Auswirkungen hatte die Wirtschaftskrise auf die Arbeitsplatzsituation am Münchner Flughafen. Die rückläufigen Passagierzahlen 2009 hätten keine Verringerung des Jobangebots zur Folge gehabt, zitierte Kerkloh aus der jüngsten Arbeitsstättenerhebung der FMG. Inzwischen seien fast 30.000 Menschen am Flughafen beschäftigt, das bedeute gegenüber der Zählung 2006 ein Plus von rund acht Prozent.

© SZ vom 09.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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