Flüchtlinge:Die Stimmung ist gedämpft

Lesezeit: 2 min

Mosaik-Gartensäulen basteln die Flüchtlinge - anschließend werden die Arbeiten verkauft. Der Erlös daraus kommt den Echinger Asylbewerbern zugute. (Foto: Marco Einfeldt)

Ein Teil der Asylbewerber ist verlegt worden, andere müssen mit ihrer Abschiebung rechnen, wieder andere sind verschwunden - auch bei der Adventfeier in Eching ist eine gewisse Verunsicherung zu spüren

Von Alexandra Vettori, Eching

Die fröhliche Adventfeier kürzlich hat nicht darüber hinweg täuschen können, dass die Stimmung unter den Flüchtlingen gedämpft ist. Die Bundestagswahl und das Erstarken der Parteien am rechten Rand haben dazu geführt, dass schneller abgeschoben wird. Wer nicht direkt aus syrischen Kriegsgebieten kommt, muss jederzeit mit der Zwangsausreise rechnen. Doch auch anerkannte Flüchtlinge haben Probleme. "Wir vermuten, dass bald Miete für die Unterkünfte verlangt wird, weil anerkannte Flüchtlinge ja Fehlbeleger sind", sagt Franz Nadler vom Echinger Helferkreis.

Auf Nachfrage der Freisinger SZ betonte Eva Dörpinghaus, Sprecherin des Freisinger Landratsamtes jedoch, dass derlei zurzeit nicht geplant sei, allerdings sagt sie, "wir bekommen ja auch nur Vorgaben von oben". In den vergangenen Monaten hat das Landratsamt in seinen gut 80 Unterkünften umgeschichtet, auch in Eching. Dort ist die alte Post an der Bahnhofstraße mittlerweile geräumt, die Asylbewerber sind größtenteils in die Oskar-von-Miller-Straße im Echinger Gewerbegebiet Ost umquartiert worden. In der alten Schule in Dietersheim sind nur noch 45 von einst 70 Bewohnern, der Mietvertrag mit der Gemeinde läuft bis Mitte nächsten Jahres. Dann, schätzt Nadler, der für die Flüchtlingshilfe in Dietersheim zuständig ist, ist auch dort Schluss. Allerdings sei von offizieller Seite bisher noch keine Ansage gekommen. "Das mit dem Umzug ist eine zwiespältige Sache", weiß Nadler, "viele Bewohner möchten hier bleiben."

Oussynou aus dem Senegal war früher in Dietersheim, er ist mittlerweile nach Hallbergmoos verlegt worden, andere mussten nach Moosburg umziehen. Vier junge Männer kommen trotzdem einmal die Woche nach Eching in das Alten- und Service-Zentrum, um in der Keramik-Werkstatt von Margret Lösch mitzuarbeiten. Einige Afghanen, deren Asylantrag abgelehnt wurde, seien verschwunden, erzählt Nadler, "das ist schon ein Problem. Die sind als Illegale ja schutzlos oder werden kriminell." Wie schnell die Abschiebung kommt, hat Nadler an einigen Pakistani miterlebt. Seit April vergangenen Jahres waren sie in Dietersheim, "jetzt sind sie abgeholt worden, innerhalb von einer Woche sollten sie Deutschland verlassen. Die Politik will jetzt Zahlen sehen", so Nadler.

Auch Gertrud Wucherpfennig, die Sprecherin des Echinger Helferkreises, macht sich ein wenig Sorgen. "Ich hoffe, dass bei uns in der Oskar-von-Miller-Straße nicht auch die Security abgezogen wird", sagt sie. Die Mitarbeiter der Sicherheitsdienste seien schließlich nicht nur bei Streitereien wichtig, sondern dienten als tägliche Ansprechpartner für die Flüchtlinge. "Dass dann mehr Sozialbetreuer kommen, kann ich mir auch nicht vorstellen", so Wucherpfennig. In der großen Unterkunft an der Oskar-von-Miller-Straße laufe der Betrieb derzeit jedenfalls sehr gut.

Die Euphorie bei der Bevölkerung, den Flüchtlingen beim Zurechtfinden im Alltag zu helfen, sei freilich deutlich gesunken, erzählt sie. "Hier in Eching ist es jetzt noch ein Reststamm von vielleicht 40 Leuten, von denen ungefähr 15 wirklich aktiv sind." Wunder ist das freilich keines, wie Franz Nadler bestätigt, "die erste Zeit war einfach, da waren nur Grundbedürfnisse zu befriedigen. Aber jetzt muss man sich vor allem mit Behörden rumschlagen." Dabei bräuchte es durchaus noch Hilfe, sagt er, gerade für Deutschunterricht. "Die Leute gehen zwar in Kurse, aber Hilfe beim Üben danach wäre sehr wichtig".

© SZ vom 15.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: