Jungbürgerversammlung:Zwischen Powerpoint und Pizza

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Bei der ersten Jungbürgerversammlung seit Jahren diskutieren die Jugendlichen eifrig mit Bürgermeister Heilmeier und Jugendreferentin Schablitzki. (Foto: Marco Einfeldt)

Etwa 40 Neufahrner Jugendliche kommen zur Jugendversammlung. Dass man sich für ihre Wünsche interessiert, kommt gut an.

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Die Frage scheint durchaus naheliegend. Gerade hat Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne) erzählt, dass die Jo-Mihaly-Mittelschule eine richtige Mensa bekommen soll. Ein Teenager hebt die Hand: "Gibt es dann in der Zeit keine Schule?", erkundigt er sich interessiert. Der Rathauschef muss ihn enttäuschen. "Der Schulbetrieb geht weiter", sagt er, "aber das war schon eine gute Frage".

Nach mehrjähriger Pause hat die Gemeinde wieder zu einer Jugendversammlung eingeladen. An die 1000 Einladungen hat sie an die 14- bis 18-Jährigen verschickt. Etwa 40 Teilnehmer sind dann am Mittwochabend ins Kinder- und Jugendhaus JUZ gekommen. "Weil es auch Pizza gibt", wie ein Teenager schmunzelnd sagt. Zum Auftakt sitzen aber alle erst einmal in einem großen Kreis und beantworten dem Bürgermeister und Jugendreferentin Ulla Schablitzki (SPD) die Frage, welche Plätze ihnen besonders gut gefallen.

Am beliebtesten ist der Skaterpark

Der Bolzplatz, der Marktplatz und die Mühlseen werden da ebenso genannt wie das Schwimmbad, die Bücherei, die Container der mobilen Sozialarbeit und das JUZ

"Spitzenreiter" ist der Skaterpark, der entgegen mancher Vorurteile nicht nur zum "Abhängen" ist, wie Jolanta Dederer von der mobilen Sozialarbeit betont: Die Jugendlichen treiben da Sport, toben sich auf der Halfpipe aus, spielen Basketball. Neue Körbe würden sie sich wünschen, wird später auf einem der Zettel stehen, welche die Jugendlichen an eine Pinnwand heften.

Andere regen einen zusätzlichen Bolzplatz, "mehr Computer in der Bücherei" und eine Busverbindung nach Massenhausen an oder schlagen vor, "den Galgenbachweiher zu säubern". Wichtiges Thema scheint auch der "Sprungbaum" zu sein, von dem viele in den Mühlsee springen. Er sei zu gefährlich und sollte gefällt werden, steht auf einem Zettel - und auf einem anderen: Man sollte ihn mit Sprossen versehen, weil er immer so "glitschig" sei. Ob es denn Dinge gebe, die in früheren Jugendversammlungen angesprochen und auch umgesetzt wurden, will ein Zuhörer wissen. Das sei durchaus so, versichert Jugendreferentin Schablitzki und erinnert etwa daran, dass vor Jahren wegen des Protests der Jugendlichen die gerade entfernten Bänke am Galgenbachweiher wieder aufgestellt worden seien.

Einzige Kritik: die lange Rede des Bürgermeisters

Den Jugendlichen gefällt, dass man sich für sie interessiert. Der Vortrag des Bürgermeisters sei dagegen zu lang gewesen, finden sie. Der Rathauschef hatte in einer Powerpoint-Präsentation nicht nur Angebote wie die neue zusätzliche Badeinsel in den Mühlseen und den - durchaus auch für Größere gedachten - neuen Spielplatz in Mintraching vorgestellt. Vielmehr schlug er auch einen Bogen vom KZ-Mahnmal im Neufahrner Süden über die Kindergartenplanungen und die neue Grundschule bis hin zu den Einfachstwohnungen Am Bahndamm. In der Summe war das den Jugendlichen sichtlich zu umfangreich.

Beim Thema Breitbandausbau steigt die Aufmerksamkeit freilich noch einmal. "Wird das auch Massenhausen erreichen?", will ein Jugendlicher wissen. Auf den Appell des Bürgermeisters, beim großen "Stadtlesen" im Juli auf dem Marktplatz das Handy mal gegen ein Buch zu tauschen, kommt ebenfalls eine Nachfrage: "Gibt es da auch Wlan?" Einen anderen Jugendlichen hat die große Baustelle nahe dem Kino neugierig gemacht, nach der er sich erkundigt. Interessiert hört er zu, als der Bürgermeister von der "Neufahrner Spange" erzählt. Danach gibt es die versprochene Pizza. Der Einstieg ist geschafft. Es sei nicht die letzte Jugendversammlung gewesen, betont JUZ-Leiterin Ulrike Thalmeier, und sie ist sicher: Viele werden auch beim nächsten Mal wieder dabei sein.

© SZ vom 15.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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