Enttäuschung im Gemeinderat:Au verzichtet auf Nahwärmenetz

Lesezeit: 1 min

Der niedrige Erdgaspreis macht das Projekt derzeit unwirtschaftlich. Jetzt soll die Solarenergie gefördert werden

Von Peter Becker, Au

Auch wenn es manchen Marktgemeinderat in der Seele schmerzt: Es wird nichts aus einem Nahwärmenetz in Au, noch nicht einmal in der kleinsten angedachten Variante. Mit ein Grund dafür ist der derzeit historisch niedrige Erdgaspreis. Er ist dafür verantwortlich, dass das Projekt, das die Markträte mit Feuereifer verfolgt haben, wirtschaftlich nicht rentabel arbeiten würde. Der wissenschaftliche Projektleiter Andreas Schuster hatte die entsprechende Analyse am Dienstag im Marktgemeinderat vorgestellt und davon abgeraten, in ein Nahwärmenetz einzusteigen. "Das ist leider gestorben, da hilft aller Idealismus nichts", stellte Marktgemeinderat Klaus Stuhlreiter (Grüne Offene Liste) ernüchtert fest.

Gleichwohl: "Wir sind auf einem guten Weg", zog Bürgermeister Karl Ecker (FWG) doch noch eine positive Quintessenz aus den Erläuterungen Schusters. Der hat nämlich festgestellt, das in Au bereits eine erkleckliche Menge an regenerativen Energien durch Fotovoltaikanlagen gewonnen wird. Durch entsprechenden Zubau, vielleicht gar ergänzt durch ein Windrad, lässt sich diese Quote noch steigern. So resultierte aus der Diskussion im Marktgemeinderat gleich der Vorschlag, die Marktgemeinde könnte auf dem Gelände der Kläranlage eine Freiflächenvoltaikanlage aufstellen. Diese kann zumindest einen Teil von deren Stromerzeugung für den Eigenbedarf nutzen. Die Marktgemeinde will dies überprüfen.

Immerhin, "wir brauchen uns keine Vorwürfen machen", sagte Martin Hellerbrand (CSU/PfW). Der Marktgemeinderat habe die Möglichkeit eines Nahwärmenetzes untersucht. "Es tut mir leid um das Energiekonzept", bekundete Hellerbrand. Genauso sieht es Zweiter Bürgermeister Hans Sailer (FWG). Die Marktgemeinde müsse aus wirtschaftlichen Gründen auf die Realisierung des Energiekonzepts verzichten. Doch sie könne die Richtlinien für die Zukunft "positiv gestalten". Auch wenn der günstige Erdgaspreis mit schuld daran ist, dass der Bau eines Nahwärmenetzes nicht weiter verfolgt wird, sieht Schuster in dem Vorhandenseins eines umfangreichen Gasleitungsnetz am Ort einen Vorteil: Dieses erzeuge weitaus weniger Kohlendioxid als Heizöl. Sailer möchte das Energiekonzept dennoch nicht so einfach in der Schublade verschwinden lassen. Die Energiepreise würden auf Dauer nicht so günstig bleiben wie derzeit, prophezeite er.

Mit ein Grund für das Scheitern des Energiekonzepts ist, dass die Brauerei ein eigenes Projekt verfolgt. Überdies ist ein unsicher, wie viele große Abnehmer und Privathaushalte an einem Nahwärmenetz beteiligt hätten. "Wir können uns das nicht schön reden", zog auch Michael Hagl (Grüne Offene Liste) ein negatives Fazit. Er schlug vor die Solarenergie zu fördern und die Bürger mit Hilfe von Informationsveranstaltungen zu deren Anwendung zu ermuntern.

© SZ vom 02.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: