Engpass wegen Personalmangels:Eltern schlagen Alarm

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In den Neufahrner Kindergärten - hier symbolisch der Kindergarten St. Franziskus - wird es eng. Viele Eltern sorgen sich, für ihre Kinder bis zum Herbst keinen Platz zu bekommen. (Foto: Marco Einfeldt)

Zur jüngsten Neufahrner Gemeinderatssitzung kommen 20 Mütter und Väter. Sie haben Angst, dass ihre Kinder im Herbst keinen Platz im Kindergarten erhalten. 60 Namen stehen auf der Warteliste.

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Bei vielen Eltern liegen derzeit die Nerven blank: Inzwischen ist von 60 Kindern, die im Herbst keinen Kindergartenplatz bekommen, die Rede. An die 20 Mütter und Väter haben ihrem Unmut in der Bürgerfragestunde des Gemeinderats Luft gemacht. Deutlich wurde dort, dass sich die Verwaltung ebenfalls machtlos fühlt: Es gebe genug Räume, aber kein Personal für weitere Kindergarten-Gruppen, klagte Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne): "Der Markt ist fast leergefegt." Auf Vorschlag von Elternbeirätin Agnes Landsberger wird es kommende Woche eine Art runden Tisch geben, um die Situation gemeinsam zu besprechen.

Fast drei Stunden harrten die Eltern in der Gemeinderatssitzung aus, bis sie endlich zu Wort kamen. "Mein Kind steht ab September auf der Straße", erzählte eine Mutter: Der Platz in der Krippe sei dann weg, einen Kitaplatz werde sie nach jetzigem Stand aber nicht bekommen: "Ich kann doch meinen Job nicht kündigen, um mein Kind zu beaufsichtigen". Sie sei alleinerziehend, berichtete eine andere Betroffene : "Meine Existenz steht auf dem Spiel". Die Gemeinde sei verpflichtete, sich um die Angelegenheit zu kümmern. Zwar ist sie nicht Trägerin der Einrichtungen, aber sie könnte eine "Willkommensprämie" für Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen zahlen, überlegte eine Mutter.

Heilmeier verwies da auf die "Arbeitsmarktzulage" von monatlich 150 Euro brutto, welche die Gemeinde unter anderem für diese Berufsgruppe freiwillig bezahle. Kurz vor der Bürgerfragestunde erst hatte der Gemeinderat beschlossen, das auch 2018 zu tun. Zu vage war den Eltern offensichtlich die Aussicht auf eine mögliche zusätzliche Gruppe im Kindergarten am Keltenweg. Die Diakonie als Trägerin der Einrichtung bekommt laut Heilmeier möglicherweise das nötige Personal. Dann werden zumindest alle Kinder aufgenommen, die bis September drei Jahre alt sind. Gut die Hälfte der Kinder auf der Warteliste wird laut Gemeinde erst in den darauffolgenden Monaten drei Jahre alt.

"Wir müssen bald was erfahren, es geht um unsere Stellen", erklärte ein Mutter und rief: "Wie stellen Sie sich das vor?" - "Wie stellen Sie sich vor, dass wir Personal bekommen sollen?" erwiderte der Bürgermeister. Heilmeier und Wilfried Gast von der Verwaltung betonten, die aktuellen Zahlen seien nur eine Momentaufnahme und variierten erfahrungsgemäß wöchentlich. Im Laufe des Jahres löse sich das Problem in der Regel, so Gast. 2016 zum Beispiel sei ihm "kein Kind bekannt, das keinen Platz bekommen hätte". Allerdings räumte Gast ein, dass heuer mehr als doppelt so viele Namen wie sonst auf der Liste stünden. Eine Rolle spielt dabei womöglich auch, was ein Kindergarten-Vater erfahren hat: 26 Kinder seien von der Schule zurückgestellt worden, berichtete er.

Möglicherweise müsse man die Kita-Plätze nach anderen Kriterien vergeben, überlegte ein Vater. So könnten etwa Alleinerziehende bevorzugt behandelt werden. Danach kämen Kinder von Vollzeit- und anschließend erst die von Teilzeitbeschäftigten zum Zug. "Nach Dringlichkeit vorzugehen" wäre auch für eine andere Mutter eine bessere Lösung. Ähnliche Vorstöße habe es schon gegeben, erzählte Wilfried Gast auf SZ-Anfrage. Allerdings sei eine solche Regelung in der Praxis schwer umzusetzen und kaum zu überprüfen. Deshalb bevorzuge man ein Vorgehen, bei dem nur das Alter berücksichtigt werde.

© SZ vom 24.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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