Energiewende:"Besser hätte es nicht laufen können"

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Ein Rekordergebnis wird das Windrad der Bürger-Energie-Genossenschaft bei Kammerberg in diesem Jahr erzielen - es werden über acht Millionen Kilowattstunden sein. Der Durchschnitt liegt bei sieben Millionen. (Foto: privat)

In den Ausbau der erneuerbaren Energien im Landkreis kommt 2023 Bewegung. Andreas Henze und Werner Hillebrand-Hansen von der Bürger-Energie-Genossenschaft Freisinger Land sehen die aktuelle Entwicklung sehr positiv - allerdings muss auch noch sehr viel passieren.

Von Petra Schnirch, Freising

Jahrelang ist der Ausbau der erneuerbaren Energien im Landkreis Freising nur schleppend vorangekommen. Es gab zu viele Auflagen, zu viele Vorbehalte. 2023 aber ist ein großer Schritt in Richtung Zukunft gelungen. Zwei, die sich seit vielen Jahren für die Energiewende einsetzen, freut das besonders: Andreas Henze und Werner Hillebrand-Hansen, die beiden Vorsitzenden der Bürger-Energie-Genossenschaft (BEG) Freisinger Land.

Die BEG ist eine Erfolgsgeschichte. Vor etwa zehn Jahren gegründet, ist sie mittlerweile eine der größten in Bayern. Die Liste ihrer Projekte ist lang, der Strompreis für die Mitglieder vergleichsweise günstig. Auch an große Investitionen wagt sie sich heran. Neben der Umwelt sollen davon in erster Linie die Menschen in der Region profitieren.

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Die Zahl der Mitglieder hat in diesem Jahr einen Sprung von 1087 auf 1590 gemacht. "Das zeigt, wie wichtig den Menschen das Thema Energiewende ist", sagt Andreas Henze. Verstärkt habe sich das sicherlich durch die Energiekrise mit stark gestiegenen Strom- und Heizkosten. Vielen sei klar geworden, dass es so nicht weitergehen könne. Auch der Aspekt der Versorgungssicherheit habe eine andere Bedeutung bekommen, erklärt Werner Hillebrand-Hansen. Bei BEG-Projekten sind Energieerzeuger und Ansprechpartner in der Region - und die Bürgerinnen und Bürger können sich daran beteiligen.

Verändert hat sich auch, dass Planungen für Windkraftanlagen keinen Proteststurm mehr auslösen. Als die BEG und die Gemeinde Allershausen Anfang November Pläne für einen Bürger-Windpark mit vier Anlagen im Schwarzholz vorstellten, meldete sich nur eine Kritikerin lautstark zu Wort. Später habe sich herausgestellt, dass sie weder aus der Gemeinde noch aus dem Landkreis stamme, so Henze. Etwa 400 Leute informierten sich über das Projekt. Ähnlich war das Bild im Januar in Hohenkammer, dort sollen zwei Windräder aufgestellt werden.

2023 sind mehrere Solar-Dachanlagen in Betrieb gegangen: auf einer kommunalen Wohnanlage in Mauern (100 Kilowatt-Peak), an der Katharina-Mair-Straße in Freising (131), von beiden profitieren auch die Mieter sowie am Hühnerhof in Hörgersdorf (285). Wichtiger aber sei, dass entscheidende Weichen gestellt wurden, sagt Henze.

Gutes Jahr für die Bürger-Energie-Genossenschaft: Die beiden Vorsitzenden Andreas Henze (Links) und Werner Hillebrand-Hansen sind froh, dass endlich was vorangeht. (Foto: Marco Einfeldt)

Für Solarparks mit einer Leistung von insgesamt 75 Megawatt hat sich die BEG bereits Grundstücke im Landkreis gesichert. Zum Vergleich: Die bisherigen Freiflächenanlagen der Genossenschaft haben eine Leistung von 1,75 Megawatt. Auch weitere Dach-Solaranlagen sind in Vorbereitung. Im Genehmigungsverfahren sind zudem insgesamt zehn Windräder. Neben Hohenkammer und Allershausen sind vier Stück in Jesenwang geplant.

Da bis zur Aufhebung der bayerischen 10-H-Abstandsregelung im Landkreis Freising keine weiteren Anlagen möglich waren, wich die BEG auf den Landkreis Fürstenfeldbruck aus. Weitere acht Windräder an vier Standorten gehen in die konkrete Planung, wo genau, dazu wollen die beiden BEG-Vorsitzenden noch nichts sagen. Die Windparks in Hohenkammer und Jesenwang sollen 2024 in Betrieb gehen, in Allershausen wird dies aufgrund des aufwendigen Genehmigungsprozesses frühestens 2026 der Fall sein.

Es sei inzwischen deutlich leichter, Grundstücke zu bekommen, sagt Hillebrand-Hansen, "aber es ist kein Selbstläufer". Seit drei Jahren leiten Henze und er die BEG nicht mehr ehrenamtlich, zur Seite stehen ihnen inzwischen fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf zweieinhalb Vollzeitstellen.

Für E-Ladesäulen sucht die BEG neue Standorte

Auch das Ladesäulen-Netz wird weiter ausgebaut, die BEG sucht dafür neue Standorte, bisher sind es 69 Ladepunkte allein von der Bürger-Energie-Genossenschaft. Der Landkreis sei hier "sicher vorn dran", sagt Hillebrand-Hansen. "Aber wir brauchen einen kontinuierlichen Ausbau", denn auch die E-Autos werden mehr.

Die Bilanz für 2023 der beiden BEG-Vorsitzenden fällt ausgesprochen positiv aus. "Besser hätte es nicht laufen können", sagt Henze. "Vor zweieinhalb Jahren sind wir noch ganz woanders gestanden", meint Hillebrand-Hansen. Allerdings gebe es viel aufzuholen. Denn der Landkreis hat sich das Ziel gesteckt, bis 2035 ganz mit erneuerbaren Energien versorgt zu werden. "Wir benötigen dafür 30 bis 40 Windräder", zählt Henze auf, 30 Prozent Dachbelegung mit Photovoltaik sowie 500 bis 600 Hektar Freiflächenanlagen. In Planung seien bisher 60 Hektar. "Wenn wir das Ausbau-Tempo beibehalten, schaffen wir das."

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