Apotheken-Sterben:Nach 40 Jahren ist Schluss

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Rita Zeilhofer, die Inhaberin der Georgs-Apotheke in Neufahrn geht nach 40 Jahren in den Ruhestand. Am Ostersamstag ist das letzte Mal geöffnet. (Foto: Marco Einfeldt)

Rita Zeilhofer hat keinen Nachfolger finden können: Am Ostersamstag schließt nun ihre Georgs-Apotheke in Neufahrn.

Interview von Birgit Grundner, Neufahrn

Vor mehr als einem halben Jahrhundert war sie die erste und damals einzige Apotheke in Neufahrn. An Ostern wird die Georgs-Apotheke neben dem Rathaus geschlossen. Inhaberin Rita Zeilhofer geht in den Ruhestand, ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin hat sich nicht gefunden.

SZ: Wo haben Sie denn nach möglichen Nachfolgern gesucht?

Zeilhofer: Unter anderem über Inserate in der Pharmazeutischen Zeitung, über Apothekenvermittlungen sowie über Außendienstmitarbeiter von Großhandel und Pharmafirmen.

Und jetzt ist Neufahrns erste und älteste Apotheke bald Geschichte.

Meine Vorgängerin hatte sie 1960 eröffnet und ich habe sie 1976 übernommen. In dieser Zeit, die unter anderem vom Ausbau des S-Bahn-Netzes und dem Wachstum der Münchner Umland-Gemeinden geprägt war, bin auch ich nach Neufahrn gekommen.

Was hat sich denn seit damals an der Arbeit in der Apotheke geändert?

Es gibt zum einen positive Veränderungen. Früher hatte man zum Beispiel jede vierte Woche eine ganze Woche Nachtdienst. Inzwischen sind mehr Gemeinden in der Umgebung in die Regelung mit einbezogen, und Notdienst hatte ich zuletzt alle 17 Tage. Negativ ist, dass die Arbeitsbelastung durch wachsende Bürokratie leider massiv zugenommen hat, was die Arbeit erheblich erschwert. Ein extremes Beispiel sind die Rabattverträge. Auch die betriebliche Dokumentation ist viel umfangreicher worden. Die Computerisierung des Apothekenalltags brachte neben Verbesserungen und Erleichterungen - zum Beispiel dem schnellen Zugriff auf wichtige Informationen auch viele zusätzliche Probleme und erhöhten Zeitaufwand mit sich.

Ist Ihr Beruf denn jetzt so abschreckend geworden, dass sich keine Nachfolger finden?

Früher war er jedenfalls attraktiver weil man einfach - wie die Ärzte - mehr Zeit für die Patienten hatte, und weil es noch nicht so viel Bürokratie gab. Außerdem hat sich der Konkurrenz- und Kostendruck deutlich erhöht, zum Beispiel durch Internetapotheken. Das zunehmend problematischere Verhältnis vom Arbeitsaufwand zum Verdienst schreckt wohl jüngere Kollegen ab.

Aber nach 40 Jahren im Beruf gehen Sie doch sicher auch mit einem weinenden Auge?

Der Beruf hat mir großen Spaß gemacht, und natürlich wird mir manches fehlen. Aber ich habe das Ruhestandsalter schon länger überschritten, und ich kann und will nicht ewig weitermachen. Ostersamstag, 26. März, ist der letzte Öffnungstag der Georgs-Apotheke in Neufahrn. Meine Mitarbeiterinnen haben inzwischen schon andere Arbeitsplätze gefunden. Ich werde natürlich in Neufahrn wohnen bleiben.

Und was wird aus dem Laden?

Es gibt bereits eine ortsansässige Interessentin aus einer anderen Branche, die von der zentralen Lage mitten im Ort angetan ist.

© SZ vom 19.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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