Dritte Startbahn:"Wir nehmen den Kampf auf"

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200 Startbahngegner bereiten Heimatminister Markus Söder in Helfenbrunn beim "Politischen Erntedankfest" einen ungemütlichen Empfang. Hartmut Binner verweigert dem Politiker den Handschlag.

Von Katharina Aurich, Helfenbrunn

"Der bayerische Ministerpräsident hat uns den Kampf angesagt, wir nehmen den Kampf auf", sagte Hartmut Binner, langjähriger Sprecher des Aktionsbündnisses "Aufgemuckt", beim Besuch von Heimatminister Markus Söder am Sonntag vor dem Burgerwirt in Helfenbrunn. Rund 200 Startbahngegner bereiteten dem CSU-Minister zum Erntedankfest im strömenden Regen einen lautstarken Empfang und protestierten damit gegen die jüngsten Äußerungen von Ministerpräsident Horst Seehofer im Landtag zum Bau der dritten Bahn. Dort hatte er sich öffentlich für eine weitere Piste ausgesprochen. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren habe man einen neuen Trend und damit eine neue Situation, sagte Seehofer. Mit Trillerpfeifen und Sprechchören versuchten die Demonstranten, die Blasmusik zu übertönen. "Die CSU gehört weg", "wo bleibt die Kerosinsteuer?", "Luftverkehr vernichtet unser Klima", hieß es auf den Transparenten. Söder sei kein Heimatminister, sondern ein Heimatzerstörer. Der Minister wurde vom Bundestagsabgeordneten Erich Irlstorfer und Landtagsabgeordneten Florian Herrmann begleitet, als er mit ausgestreckter Hand auf Binner zuging. Der große Mann im roten Sakko verweigerte dem Heimatminister jedoch den Handschlag.

Es sei das erste Mal in seinem Leben, dass er einem Menschen nicht die Hand gegeben habe, sagte Binner anschließend sichtlich ergriffen. Die Startbahngegner fühlten sich verraten, denn Ministerpräsident Seehofer habe gesagt, ihre Argumente seien stark. "Für uns ist der Gesprächsbedarf jetzt beendet", sagte Binner, ehemaliger Polizist, der zahlreiche Demonstrationen organisiert, viele Gespräche mit den Mächtigen im Freistaat geführt hat und im September sein Amt als Sprecher von "Aufgemuckt" aus gesundheitlichen Gründen abgegeben hatte. Am Sonntag stand er jedoch wieder vorne, als Mahnung an diejenigen Politiker, mit denen die Startbahngegner viele Jahre Gespräche geführt hatten. "Was der Ministerpräsident gesagt hat, schlägt dem Fass den Boden aus", sagte Binner. Es sei eine Frechheit, dass Florian Herrmann und Erich Irlstorfer nicht auf der Seite der Demonstranten standen. Die beiden hatten über die Transparente und Absperrung hinweg einigen Demonstranten die Hände geschüttelt, bevor sie an der Seite Söders den Festsaal betraten. Draußen beendete Versammlungsleiter Christian Franck von der BI Freising die Demonstration. Auch die Bereitschaftspolizisten, die Freisings Polizeichef und Einsatzleiter Ernst Neuner angefordert hatte, konnten wieder abziehen. Er hatte um Unterstützung gebeten, da die Situation emotional aufgeladen sei und er die Sicherheit der Politiker garantieren müsse, begründete er die zahlreichen Polizisten, die sich demonstrativ vor den Startbahngegnern postiert hatten. Drinnen im Saal betonten Herrmann und Irlstorfer inzwischen vor rund 300 meist älteren Gästen, dass sich an ihrer Haltung zur dritten Bahn nichts geändert habe. Herrmann beschrieb das so: Zwischen ihn und Söder passe kein Blatt Papier, nur bei der dritten Startbahn stehe ein dicker Aktenordner zwischen ihnen. Irlstorfer ärgerte sich über den verweigerten Handschlag von Hartmut Binner, dafür habe er kein Verständnis. Gastredner Markus Söder, der passend zum Erntedankfest mit einem Beitrag zur Landwirtschaftspolitik angekündigt war, nutzte den Anlass jedoch, um seine Positionen zur Flüchtlingspolitik darzulegen. An dieser ließ der Heimatminister kein gutes Haar, für die Versorgung von unbegleiteten, jungen Menschen werde zu viel Geld ausgegeben, man solle auch an die Rentner denken. Die Grenzen seien zu durchlässig, man wisse nicht, wer alles komme, die Einheimischen müssten besser geschützt und die Grenzkontrollen verstärkt werden. Bei der dritten Startbahn müsse bald entschieden werden, forderte Söder, damit Bayern das "Tor zur Welt" und der "Stabilitätskern" Deutschlands bleibe.

© SZ vom 04.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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