Die Kraft und Macht der Holledau, die liegt im Bier von Au:425 Jahre Auer Bier

Lesezeit: 2 min

Die Gründung der Schlossbrauerei 1590 löste einen jahrhundertelangen Groll in Nandlstadt aus. Heute werden 15 Sorten hergestellt und in die ganze Welt exportiert. Am Samstag wird mit Belegschaft und Gästen gefeiert

Von Peter Becker, Au

Beim Bier hört sich in Bayern der Spaß auf. Dafür bürgen schon die zahllosen überlieferten Scharmützel, in denen sich früher spontan die Wut darüber Luft verschaffte, dass die Obrigkeit den Bierpreis wieder um ein paar Pfennig erhöhte. Hans Neumaier, Kenner der alten Hallertauer Geschichten, vermutet in einer Auseinandersetzung ums Braurecht den ewigen Zwist zwischen den beiden Holledauer Marktgemeinden Au und Nandlstadt. Von dort war im Jahr 1590 ein gewisser Schwaiger nach Au gezogen, um dort fortan bei der Schlossherrschaft Bier zu brauen. Darauf gründet sich das 425. Jubiläum der Schlossbrauerei, die der derzeitige Inhaber Michael Beck von Peccoz an diesem Samstag mit seiner Belegschaft, geladenen Gästen und Finanzminister Markus Söder feiert.

Schwaiger hatte seine Brauerei in Nandlstadt aufgegeben und ging zurück in seinen Heimatort. Vermutlich, spekuliert Neumaier, war die Brauerei in Nandlstadt nicht genehmigt gewesen. Spätere Anträge, Bier herstellen zu dürfen (1606 und 1616) stießen bei den kurfürstlichen Herrschern auf taube Ohren. Vor allem wohl deshalb, weil der Auer Schlossherr Sigmund Freiherr von Thurn und die Moosburger Bierbrauer Einspruch eingelegt hatten. Den Nandlstädter blieben daher eigenes Bier und Steuereinnahmen versagt. Der Groll gegen die Auer Nachbarn aber blieb.

Die Schlossbrauerei in Au einst und jetzt. Die Postkarte zeigt die Schlossbrauerei aus der Zeit zwischen 1910 und 1920. (Foto: Picasa)

Die Schlossbrauerei hat über Jahrhunderte hinweg Hopfen selbst angebaut. Ein erster schriftlicher Nachweis findet sich laut Neumaier in Rechnungen aus dem Jahr 1613. Dort werden einem Gärtner, der den Hopfen gewartet hat, zwei Gulden und 45 Kreuzer ausbezahlt. Einst gehörte den Auer Freiherrn auch die Haager Schlossbrauerei. Neben dieser und am östlichen Ortsrand des Dorfes standen ebenfalls Hopfengärten. 1874 verkaufte die Familie Beck, in deren Besitz das Auer Schloss 1846 übergegangen war, die Haager Brauerei für 95 000 Gulden an die Gebrüder Hörhammer. Neumaier folgert daraus, dass in der Schlossallee quasi heutzutage noch Auer Bier in die Krüge fließt.

Bevor die Familie Beck das Schlossgut kaufte, gehörte es Franz von Maderney. Bei diesem stand der Wirt von Osseltshausen mit 900 Gulden für Bierlieferungen in der Kreide. Das entspricht nach heutigen Verhältnissen umgerechnet etwa 18 000 Maß. Der Wirt schlug vor, die Schuld über 36 Jahre zu tilgen. So lange wollte der Schlossherr nicht warten und verkaufte seinen Besitz 1833 an den Grafen Maximilian von Montgelas, der ihn 1846 wiederum an die Familie Beck veräußerte.

In jener Zeit bezogen die Pfarrhöfe in der Umgebung - mit entsprechendem Personal - ihr Bier direkt von der Schlossbrauerei. Spitzenreiter war im Jahr 1843 der Tegernbacher Pfarrhof mit einem Konsum von vier Eimern und zwei Maß Bier. Das Volumen eines bayerischen Eimers entsprach etwa 67 Litern. 1969 musste das Auer Bier gar einen Filmskandal überstehen. In dem Streifen "Köpfchen tief ins Wasser, Schwänzchen in die Höh" hüpfte die Schauspielerin Gila von Weitershausen auf dem Schlossgelände nackt vor der Kamera herum. Die empörten Dorfbewohner sollen damals gedroht haben, das Auer Bier nicht mehr zu trinken, wenn die Filmleute nicht bald abzögen. Der damalige Schlossbesitzer Baron Eugen von Beck widerrief daher die Drehgenehmigungen. Im Markt Au kehrten wieder Ruhe von Frieden ein.

Heute vertreibt die Schlossbrauerei ihre 15 Biersorten in alle Welt. Ob es mehr zur Versöhnung oder zur Zwietracht beitrage, hänge von der Art und Weise ab, meint Neumaier. Eine Tatsache aber bleibe seiner Meinung nach der Spruch: "Das Auer ist ein Bier von Kern, es trinken die Herren und Damen gern." Dies könne er selbst aus langjähriger Erfahrung bestätigen, betont Neumaier.

© SZ vom 18.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: