Freising:"Wenn niemand etwas sagt, wird sich auch nichts ändern"

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Viele äußerten ihren Unmut auch auf Plakaten: 3500 bis 4000 Menschen demonstrierten am Dienstag am Freisinger Marienplatz gegen Rechtextremismus. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Organisatoren der Demonstration gegen Rechtsextremismus zeigen sich überwältigt, dass so viele Menschen auf den Marienplatz gekommen sind. Junge und ältere Teilnehmer wollen mit ihrem Protest ein Zeichen setzen.

Von Davida Schauer, Freising

Die Grüne Jugend und die Jusos Freising zeigten sich am Dienstagabend überwältigt. Angemeldet hatten sie eine Demonstration mit 200 Menschen, 3500 bis 4000 waren dann gekommen, um gegen Rechtsextremismus zu protestieren. Beweggrund für die Aktion war laut Lucy Knott, 20, die im Vorstand der Grünen Jugend ist, "der große Rechtsruck, den es immer mehr gibt". Durch die Recherchen der Reporter von Correctiv sei dies noch präsenter gemacht worden. "Wir wollen ein Zeichen setzen, dass wir Rechtsextremismus und -populismus überhaupt nicht akzeptieren", sagte sie.

Der 21-jährige Levi Hornburg gehört ebenfalls dem Vorstand der Grünen Jugend an. Er sagte, er sei dankbar, dass die ganze Veranstaltung so gut funktioniert habe. "Wir sind richtig stolz, die Demo war das beste Symbol, dass so viele Freisinger und Freisingerinnen gegen Rechts sind." Da im ganzen Land Demonstrationen stattfinden, wollte sich das Organisationsteam in Freising hier anschließen. Innerhalb von vier Tagen schulterten sie die Vorbereitung. "Wir haben letzten Dienstag spontan angefangen zu planen und dann war es eine wirkliche Hau-Drauf-Aktion", sagte Hornburg. Mit dem Landratsamt und der Polizei habe es eine reibungslose Kommunikation gegeben. Nun seien sie "glücklich und fertig".

Lucy Knott und Levi Hornburg von der Grünen Jugend Freising haben die Demonstration mitorganisiert. (Foto: Davida Schauer)

Die SZ fragte mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer, warum sie gekommen sind. Die 54-jährige Karin Romeder sagte, sie habe an der Demonstration teilgenommen, weil sie es als wichtig empfinde, etwas gegen Rechtsextremismus zu tun. Sie halte es für "schlimm und gruselig", dass es so ein Bashing auf die Grünen gebe.

Auch Karin Romeder hat für die Demo ein Schild gebastelt. (Foto: Davida Schauer)

Christina, 27, erhofft sich, dass die "Leute aufwachen", dass sie "überrascht sind", wie viele Leute sich doch gegen Faschismus, Rechtsextremismus und die AfD positionieren. Sie wünscht sich, dass die Rechten anfangen, darüber nachzudenken, "wie gesellschaftsfähig ihre Meinung wirklich ist".

Christina wünscht sich, dass der Protest viele Menschen aufrüttelt. (Foto: Davida Schauer)

Der 48-jährige Sebastian Reichert demonstrierte im Dino-Kostüm, weil er mittlerweile die Demokratie in Gefahr sieht, wie er sagte, und nicht in einem autoritären und totalitären Staat leben möchte. Er halte die aktuelle politische Lage für schwach und er meinte, sie sei ein Grund dafür, dass die AfD so stark sei. Ihm sei es wichtig, dass ein Rechtsruck verhindert werde.

Dino Sebastian Reichert will in keinem totalitären Staat leben. (Foto: Davida Schauer)

Ursula Scherer ist Teil der Aktion "Omas gegen Rechts". Die 74-Jährige fand, es sei Zeit geworden, dass die Mitte des Volkes mal Zeichen setze. Außerdem sei sie froh, dass die jungen Leute sich darum kümmern und das Ganze organisieren. Die Demokratie sollte nicht bedroht sein, so empfinde sie es jetzt aber. Man müsse mit demokratischen Mitteln versuchen zu verhindern, dass die "Leute von Rechts" an die Macht kommen.

Auch die "Omas gegen Rechts" waren am Marienplatz dabei. (Foto: Davida Schauer)

Der 77-jährige Luitpold protestierte, weil ihm die "braune Brut" Angst mache. Er hofft, dass die gegenwärtige Regierung besser in die Gänge komme. Der 25-jährige Moritz findet es "unfassbar wichtig", gegen "den Faschismus, der hier offensichtlich immer mehr um sich greift, vorzugehen und Widerstand zu zeigen". Er denke, dass die meisten Menschen doch noch demokratisch gesinnt seien. Es sei deshalb ein wichtiges Zeichen, dass viele auf die Straße gehen - und er hofft, dass die AfD wieder an Schwung verliere.

Protest ist keine Frage des Alters. (Foto: Davida Schauer)
Moritz zeigt wie viele andere Demonstranten ganz klar, was er von der AfD hält. (Foto: Davida Schauer)

Maya, 20, Antonia, 21, und Lyrika, 19, wollten mit ihrer Anwesenheit ein Statement setzen. Sie meinten, "wenn niemand etwas sagt, wird sich auch nichts ändern", dann werde die Situation einfach akzeptiert und hingenommen. Das, was in der deutschen Geschichte vorgefallen sei, solle sich einfach nicht noch mal wiederholen. Damals sei es eine schlimme Zeit gewesen, die Gesellschaft sollte daraus gelernt haben, die NSDAP sei damals am Anfang schließlich auch demokratisch gewählt worden. Jeder habe nur Vorteile durch die Multikulturalität unserer Gesellschaft, sagten die drei jungen Frauen. Und sie wünschten sich, dass ihre Kinder später einmal davon profitieren werden.

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