Bürgermeisterwahl:Das Rennen ist offen - Eching sucht Rathauschef

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Am 4. Juli hat Eching die Qual der Wahl: Vier Kandidaten bewerben sich um den Chefsessel im Rathaus - auf den Sieger warten schwere Aufgaben.

Alexandra Vettori

Die Gemeinde Eching wählt am Sonntag, 4. Juli, einen neuen Bürgermeister. Vier Kandidaten, Amtsinhaber Josef Riemensberger (CSU), Anette Martin (SPD), Irena Hirschmann (Bürger für Eching) und Otmar Dallinger (Freie Wähler) stehen zur Wahl. Das Rennen scheint offen, denn die Kommune mit fast 14.000 Einwohnern steht vor großen Herausforderungen.

Der Unterhalt des Echinger Bürgerhauses ist teuer - und auch sonst erwartet den künftigen Rathauschef jede Menge Arbeit. (Foto: FRS)

Angesichts dessen, dass Gemeinderat samt Bürgermeister die anstehenden Themen zwar seit Jahren diskutieren, weitgehende Beschlüsse aber nicht gefasst worden sind, ist nicht absehbar, ob die Echinger Bürger dem Amtsinhaber eine weitere Chance geben, oder auf ein neues Gesicht setzt.

Bei der vergangenen Bürgermeisterwahl im Jahr 2004 hat es Riemensberger, der die Gemeinde seit 1998 leitet, mit einer knappen Mehrheit von 55,41 Prozent gegen einen weitgehend unbekannten Pablo Schindelmann von der SPD noch einmal geschafft. Riemensberger verweist vor allem auf eine sparsame Haushaltsführung und die Durchsetzung der Autobahnzufahrt Eching-Ost als politische Leistungen. Tatsächlich hatte Eching umgerechnet 15 Millionen Euro Schulden, als er die Geschäfte übernahm. Inzwischen sind es etwa 13 Millionen. Heuer plant die Gemeinde, erstmals seit 2003, neue Kredite in Höhe von 3,6 Millionen in Anspruch zu nehmen.

Dennoch scheint Echings frühere Strahlkraft als Vorzeigekommune zu verblassen. Spricht man mit alten Echingern, kommt immer wieder der Satz: "Unter Enßlin war es noch...". Joachim Enßlin prägte von 1972 bis 1992 als SPD-Bürgermeister das Profil der Gemeinde. Mit ihm schaffte Eching den Sprung vom Bauerndorf zur modernen Musterkommune.

Freilich, die Zeiten waren günstig: Während Neufahrn seine Energie in den Abwehrkampf gegen den Flughafen steckte, entwickelte Eching sein Gewerbegebiet. Bis heute fließen daraus relativ kontinuierlich acht Millionen Euro Gewerbesteuer. Eching konnte schon früh ein Bürgerhaus bauen, das sich alsbald über den Ort hinaus einen Namen machte. Später leistete sich die Gemeinde eine hochkarätige Musikschule. Architektonisch interessante Neubaugebiete folgten. Das Echinger Modell wurde entwickelt und dient bis heute als Vorbild. Dabei kauft die Gemeinde schon früh etwa ein Viertel des künftigen Baugrundes, um ihn günstig an Ortsansässige weiterzugeben.

Heute sind all die vorbildlichen Einrichtungen eine Selbstverständlichkeit. Die Stagnation, die viele in Eching beklagen, setzte auf hohem Niveau ein. Doch erweisen sich einige der Einrichtungen als Dauerkostenfaktor für den Gemeindehaushalt. Allein Bürgerhaus, Musikschule und das Alten-Service-Zentrum (ASZ) bescheren der Gemeinde ein jährliches Defizit von rund zwei Millionen Euro, Sonderfaktoren einmaliger Art nicht hinzugerechnet. Vor allem, wie das ASZ profitabler bewirtschaftet werden könnte, darüber grübeln die Gemeinderäte schon länger. Derzeit werden zusätzliche betreute Wohnungen in einem Stockwerk gebaut, nachdem die Kurzzeitpflege unrentabel geworden war.

Zwar sucht das ASZ mit betreutem Wohnen, Café und Versammlungsräumen, in denen Angebote von Babymassage bis Seniorentreff offeriert werden, nach wie vor Seinesgleichen, doch muss die Nutzung mittelfristig rentabler werden.

Ein weiteres scheinbar unlösbares Dauerthema ist der Durchgangsverkehr auf der Hauptstraße. Der Gemeinde sind in Sachen Durchfahrtsverbot für Lastwagen oder Tempolimit rechtlich die Hände gebunden. Als Lösung wird immer wieder eine Südumgehung diskutiert, doch würde diese, abgesehen von den Kosten, gleichzeitig nur eine Verlagerung des Verkehrs in den Süden bedeuten, wo sich die Nahherholungsgebiet wie Echinger See und Freizeitgelände befinden.

Die Echinger Ortsmitte diskutiert man ebenfalls schon lange. Mehr Leben soll auf den steinernen Platz. Ob das aber mit neuen Wohnungen oder mehr Läden geschehen soll, ist umstritten. Ein Planungswettbewerb hat im vergangenen Jahr immerhin viele Ideen gebracht, die Entscheidung steht noch aus. Weitsicht ist gefragt, zumal in den nächsten Jahren einige Bauernhöfe im Ortszentrum aufgegeben werden.

Etwa 9000 Wahlberechtigte sind aufgerufen. Große programmatische Unterschiede bei den vier Kandidaten gibt es nicht, was angesichts des engen finanziellen Spielraums auch nicht verwundert. Die Sanierung der Volksschule ist in vollem Gange, die des Feuerwehr- und Rathauses steht an. Und dann ist da noch das Thermalbad am Hollerner See, dessen Verwirklichung nach dem Bürgerentscheid in Unterschleißheim in den Sternen steht. In Eching ist das Projekt nicht so kritisch gesehen worden, doch machte sich ob der Informationspolitik immerhin so viel Unbehagen breit, dass sich mit den "Bürgern für Eching" eine Initiative gründete.

© SZ vom 26.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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