Blumenparadies in Seysdorf:Selbst gezogene Hauptdarsteller

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Blumen und Accessoires: Die Hauptdarsteller für seine Bilder findet Friedrich Strauss in Haus und Garten in Seysdorf. (Foto: Marco Einfeldt)

Friedrich Strauss hat seine beiden Talente, Gärtnern und Fotografieren, in seiner Gartenbildagentur erfolgreich miteinander verknüpft. Von seinen Pflanzen wird niemals eine verkauft.

Von Katharina Aurich, Au

Im Grunde seines Herzens ist Friedrich Strauss immer Gärtner geblieben, obwohl er die deutschlandweit größte Gartenbilderagentur mit gut 100 000 Fotos, die in der ganzen Welt veröffentlicht werden, aufgebaut hat. Als junger Mann fing Strauss während seines Gartenbaustudiums in Weihenstephan an zu fotografieren, um die Schönheit der Pflanzen festzuhalten. Daraus wurde ein erfolgreiches Unternehmen, das in seiner Blütezeit 36 Mitarbeiter beschäftigte. Erst im vergangenen Jahr wurde die Gartenbildagentur an eine Stockagentur in München verkauft, welche die Bilder nun vermarktet, von den Mitarbeitern sind sechs geblieben.

"In den Neunzigerjahren haben wir, meine Frau und ich, sehr viel Geld mit den stimmungsvollen Bildern verdient", sagt Strauss. Das sei in Zeiten des Internets vorbei. Geblieben ist ihm aber sein kleines Paradies mit unzähligen Pflanzen, die er alle selbst gezogen und angebaut hat und von denen niemals eine verkauft wird. Denn sie sind die Hauptdarsteller seiner Bilder, die in unzähligen Magazinen und Büchern zu bewundern sind. Die Ideen für neue Bildkompositionen gehen dem Gärtner und Fotografen nicht aus, im Moment stehen die Szenen ganz im Zeichen des Herbstes: bepflanzte Balkonkästen, Sträuße und Tischdekorationen leuchten in warmem Gelb, Orange, Rot, Braun und Grüntönen.

Am Rande des 145 Seelen-Dorfes Seysdorf bei Au erwarb Strauss vor 20 Jahren nach langer Suche eine zwei Hektar große Fläche und begann, verschiedene kleine Gärten als Bühne und Kulisse für seine Bilder anzulegen und seine Talente, den Pflanzenbau und das Fotografieren in seiner eigenen Gärtnerei zu verbinden. Als Student hatte er einen Aushilfsjob bei einem Fotografen angenommen und war von den Möglichkeiten, die Schönheit der Pflanzen festzuhalten und Stimmungen zu erzeugen, begeistert. Das technische Handwerkszeug lernte Strauss bei einer Holländischen Firma, für die er in Belgien Rosen für einen Katalog fotografierte. Dabei sei ihm klar geworden, dass er sich andere Bilder als die leblosen Katalogbilder vorstellte, "ich wollte zeigen, wie Rosen in ihrer ganzen Farbfülle verwendet und vergesellschaftet werden und dadurch Stimmungen vermitteln", erzählt der Fotograf.

Die Bilder, die er dann nach seinen Vorstellungen komponierte, schickte er an zwei große Verlage, denn der Buchmarkt im Garten-, Lifestyle- sowie Kochbereich boomte in den Neunzigerjahren. Ihm seien die Bilder förmlich aus den Händen gerissen worden, so dass er sich mit seiner Gartenbildagentur selbständig machte. "Meine Frau und ich arbeiteten bis zum Umfallen", erinnert sich Strauss. Dazu kamen dann noch drei Kinder, die inmitten der Pflanzen und Fotoapparate aufwuchsen. Außerdem bildete sich der damals 40-Jährige in Grafikdesign weiter und lernte, wie man Seiten in Zeitschriften oder Büchern ansprechend gestaltet.

Genauso wichtig wie das richtige "Setting", die Kompositionen seiner Fotos, sei das Licht, erläutert Strauss. Es komme bei ihm immer von vorne, unterstütze die Konturen - und damit keine Schatten entstünden, würden die Objekte zusätzlich ausgeleuchtet. Diese Art Bilder, die technisch perfekt Stimmungen transportieren, wurden zu seinem Markenzeichen. Unzählige Fotobücher mit Titeln wie: "Der Kräutergarten", "Farbenpracht mit Balkonpflanzen", "Rosenträume", "Blumenzauber" oder "Zimmerpflanzen für Einsteiger" zeigen mit den Bildern von Friedrich Strauss, wie sich der Zeitgeist, der Geschmack und die Verwendung von Pflanzen in den vergangenen 30 Jahren verändert haben.

Denn inzwischen gehe es in seinen Bildern nicht mehr nur um schöne Momentaufnahmen, sondern "der Megatrend ist heute der essbare Garten oder der Kräutergarten", schildert Strauss. Die Terrakotta-Töpfe mit den üppigen Oleanderpflanzen, vor nicht allzu langer Zeit noch der Inbegriff eines mediterranen Lebensstils, den sich jeder in seinen Garten oder auf seinen Balkon holen wollte, hätten ausgedient. Die Töpfe liegen in einer Ecke der Gärtnerei auf einem Haufen und warten auf andere Zeiten, in denen sie vielleicht wieder gefragt sind.

Im Moment sei der Topf- und Pflanzkübelstil eher grau und gerade. Die Vorlieben, was gerade Mode sei und als "schön" empfunden werde, entstehe vermutlich in den USA, so Strauss. Die Trends schwappten dann auf Europa über und man finde sie schließlich auf den Hochglanzbildern der Gartenzeitschriften. Auf der ganzen Welt würden die selben Sachen als schön empfunden, wundert sich der Fotograf. Aber das habe den Vorteil, dass sich seine Bilder - dank Internet - auch in Japan oder Südamerika gut verkauften.

Noch wichtiger als die internationalen Trends ist Strauss aber die Pflanzenaufzucht. Dazu gehöre auch ein kleiner Baum mit Minigurken, schwärmt der Gärtner, der die zwei Hektar mit den vielen Beeten, der Obstbaumwiese, dem Kräutergarten und vielen verwunschenen Ecken selbst bewirtschaftet und jede Pflanze kennt.

© SZ vom 30.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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