Bisher wird viel improvisiert:Digitalisierung: mangelhaft

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Digitaler Unterricht findet auch an den Schulen des Landkreises Freising statt. Doch was hilft's, wenn diese kaum über Glasfaserkabelanschluss verfügen? (Foto: dpa)

Jugendliche sollten neue Medien beherrschen, wenn sie studieren oder eine Ausbildung beginnen. An den Schulen aber fehlen leistungsfähige Internetleitungen. Ein Förderprogramm soll das ändern.

Von Alexandra Vettori, Freising

Es gibt tolle Dinge im modernen Schulalltag: Plattformen wie Mebis, wo Lehrer und Schüler kommunizieren, auf der es Filme und andere Materialien gibt, die den Unterricht vertiefen. Auch Internetrecherchen sind in den neuen Lehrplänen vorgeschrieben, weil keine Firma oder Uni junge Leute will, die nicht in der Lage sind, Sachverhalte digital aufzubereiten und zu präsentieren. Doch die Wirklichkeit an den Schulen sieht anders aus, sogar im oft gepriesenen Laptop-Land Bayern - und folglich auch im Landkreis.

So weit hinkt man hinterher, dass auch der Masterplan Bayern Digital II des Freistaats nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Immerhin soll das mehrjährige Förderprogramm für Glasfaserkabel an jeder Schule sorgen. Auch der Landkreis bewirbt sich mit den weiterführenden Schulen. 50 000 Euro pro Schule gibt es maximal. Im Landratsamt wird jetzt die Ausschreibung vorbereitet, man rechnet mit Gesamtkosten um die 500 000 Euro.

Die meisten Schulen haben keinen Glasfaseranschluss

"Wir sind die best angebundene Schule im Landkreis, weil wir früh mit der Digitalisierung angefangen haben, super engagierte Lehrer haben und dank eigener Initiative jetzt über eine 50 000er Leitung verfügen. Trotzdem ist das für Private vielleicht nett. Aber was glauben Sie, wenn 150 Geräte gleichzeitig ins Internet gehen, was dann passiert?" Franz Vogl, Leiter des Neufahrner Oskar-Maria-Graf-Gymnasiums, kommt in Rage, spricht man ihn auf die Digitalisierung an den Schulen an. "Jedes kleine Gehöft wird ans Glasfasernetz angebunden, aber Schulen nicht. Wir sind sehr allein gelassen." Von daher freut ihn das Förderprogramm.

Auch in der Freisinger Fach- und Berufsoberschule (FOS/BOS) hört man das gerne, schließlich reicht das Glasfasernetz in der Wippenhauser Straße nur bis zu den Stadtwerken, Gymnasium, FOS/BOS, Wirtschafts- und Berufsschule gingen leer aus. Die Telekom hatte damals ein Angebot für alle Schulen gemacht und sie wie Privat- und nicht wie Geschäftskunden behandelt, dem Landkreis war das zu teuer. Und so hilft sich jeder selbst, wie er kann. Die FOS etwa hat zwei Leitungen und ein Client-Server-System. Die Computerräume sind angeschlossen, für Internet-Recherchen im Klassenzimmer gibt es aber kein Wlan. Wo nötig, werden im Unterricht die Handys der Schüler verwendet, und manchmal könne ein Schüler mit seinem Handy einen Hotspot für Mitschüler ohne Handyvertrag einrichten, berichtet der stellvertretende Schulleiter der FOS/BOS, Jörg Matthes.

Die Lehrer werden für Mebis geschult, es funktioniert aber nicht

Gerade im Hinblick auf die Schulplattforum Mebis, die alle nutzen sollen, sei die Unterversorgung schade. "Wir wissen nicht, ob die vorhandene Übertragungsrate reicht, wenn wir künftig mit Wlan in die Klassenzimmer gehen", erklärt er. Roswitha Stichlmeyer, die Schulleiterin, hat schon Probleme, das Lehrpersonal für Mebis-Schulungen zu motivieren: "Wir sind verpflichtet, mit Mebis zu arbeiten, aber es hilft alles nichts, wenn die Internetleitung nicht funktioniert. Das ist nur peinlich." Seit zwei Jahren ist das Wlan im Haushalt der FOS/BOS. Die Realisierung wird jetzt ausgerechnet durch den Masterplan aufgeschoben, weil dieser ein Medienkonzept der Schulen verlangt, das bis Schuljahresende vorgelegt werden muss. Solange passiert auch an der FOS/BOS nichts.

Dass es mit Glasfaserleitungen allein nicht getan ist, macht Franz Vogl deutlich: "Wer zahlt die Access-Points?" Ohne flächendeckendes Wlan im Schulhaus sei es auch mit Glasfaserkabel ein eingeschränktes Arbeiten. Internetanschluss nur in Computerräumen, das sei Unterricht von gestern. Die Bundesregierung habe Milliarden für Wlan an Schulen in Aussicht gestellt, da aber gebe es noch Knatsch zwischen Ländern und Bund, weil die Schulausstattung eigentlich Ländersache sei. Franz Vogl tourt inzwischen durch Bayern, eingeladen von Bürgermeistern und Architekten, die sich zeigen lassen, wie digitale Schule funktioniert. Er kennt auch schon die übernächste Baustelle: "Schön, wenn Anschlüsse und Geräte dann da sind. Aber wer wartet die?"

© SZ vom 06.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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