Verschmutzte Bahnhofstoilette:"Schlimmer als auf Festivals"

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50 Cent kostet die Benutzung des WC-Centers am Freisinger Bahnhof. Die Betreiber halten diesen Obolus für angemessen. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Ärger über verschmutzte Bahnhofstoiletten in Freising führt zu einer Unternehmensgruppe mit Sitz in Nordrhein-Westfalen. Die verspricht eine Überprüfung

Von Thilo Schröder, Freising

Eigentlich wollte sein Sohn ja nur kurz Wasser lassen. Also warf Christian Meinhardt 50 Cent in den Münzschlitz und betrat das WC-Center am Freisinger Bahnhof. "Was ich dann erlebte, so was abartig Ekliges hab ich nicht mal auf Festivals erlebt. Alle drei WCs von oben bis unten voller Sch... ." So drastisch schildert er es via Facebook. Meinhardt ist der Meinung: "Wenn man schon Geld dafür zahlen muss, dann sollte es auch sauber gehalten werden." Er fragt sich: "Wer ist für die Toiletten am Bahnhof zuständig?"

Ein Anruf bei der angegebenen Servicenummer führt zu einer Unternehmensgruppe mit Sitz in Nordrhein-Westfalen. Bahnhofstoiletten werden in der Regel nicht von der Bahn selbst betrieben, sondern von darauf spezialisierten Firmen, mit denen die Bahn einen Vertrag abschließt. Im Fall des Freisinger Bahnhofs betreibt die Hering Unternehmensgruppe mit zentraler Servicestelle in Burbach in Nordrhein-Westfalen das WC-Center. Dort landet man auch, wenn man die Servicenummer anruft, die an jeder der Toilettentüren angeklebt ist. Die Anlage ist eine von etwa 1050 des Betreibers in ganz Deutschland und darüber hinaus, etwa 100 davon in oder an Bahnhöfen.

Auf die Reinigungszyklen und den Umgang mit starker Verschmutzung der Toiletten in Freising angesprochen, teilt die Unternehmensgruppe mit: "Die Bahnhofstoilette in Freising wird aufgrund ihrer geringen Nutzerfrequenz derzeit eine Stunde täglich gereinigt. Im Rahmen der Reinigung wird die Anlage in einen absolut einwandfreien Reinigungszustand gesetzt. Zudem werden sämtliche Verbrauchsmaterialien aufgefüllt. Leider müssen wir jedoch immer wieder feststellen, dass ein sorgsamer Umgang mit den WC-Anlagen nicht selbstverständlich ist. Erhalten wir Meldungen über Verunreinigungen beziehungsweise Störungen oder Verstopfungen, erfolgt unverzüglich eine außerplanmäßige Sonderreinigung."

Der Betreiber verspricht außerdem: "Wir werden den Zustand der Anlage in Freising noch mal überprüfen und den Reinigungszyklus bei Bedarf oder geänderter Nutzungsfrequenz entsprechend anpassen." Heißt im Klartext: Je mehr Menschen die Anlage benutzen und je schmutziger sie diese hinterlassen, desto häufiger wird dort sauber gemacht.

Für die Reinigung zuständig sind laut dem Betreiber externe Reinigungsfirmen. Welche das sind, möchte der Betreiber auf Nachfrage nicht mitteilen. Auch zu den Arbeitsbedingungen möchte man nichts sagen, außer, dass die Firmen "für die eigenen Mitarbeiterkonditionen selbstverantwortlich sind. Wir achten jedoch bei Vertragsschluss selbstverständlich darauf, dass alle geltenden Gesetze - wie beispielsweise die Bezahlung nach dem gesetzlichen Mindestlohn im Reinigungsgewerbe, eingehalten werden".

Den Nutzungsbetrag von 50 Cent rechtfertigt die Unternehmensgruppe mit Miet-, Bau-, und Betreibungskosten. "Um eine wirtschaftliche Betreibung sicherzustellen, ist das unumgänglich", heißt es. Die Bahn argumentiert ähnlich. Ein Sprecher stellt klar, dass die DB AG "nicht zur Vorhaltung öffentlicher Toiletten in den Bahnhöfen verpflichtet" sei. Man entscheide daher "in eigener wirtschaftlicher Verantwortung", ob eine Anlage bereitgestellt werde. Man sei bestrebt, "zusammen mit der jeweiligen Kommune kundengerechte Lösungen zu ermöglichen". Die Stadt Freising weist die Aussage einer gemeinsamen Lösung indes zurück. Für das WC-Center sei allein die Bahn zuständig, so Sprecherin Christl Steinhart.

© SZ vom 24.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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