Ausstellung im Alten Gefängnis Freising:Träumerischer Kosmos

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Schon voriges Jahr hat Ulrike Möltgen ihre Bilder im Alten Gefängnis aufgehängt, dann aber wurde alles abgesagt. Nun sind sie bis 5. Dezember zu sehen. (Foto: Marco Einfeldt)

Traditionell begleitet den "Literarischen Herbst" des Freisinger Kulturvereins Modern Studio eine Ausstellung mit Buchillustrationen. Diesmal stammen die Bilder von "Mondbär"-Zeichnerin Ulrike Möltgen

Von Katharina Aurich, Freising

Schon vor einem Jahr hingen die ausdrucksstarken Werke der Illustratorin Ulrike Möltgen an den Wänden im "Alten Gefängnis". Damals aber konnte der Kulturverein Modern Studio seine Ausstellung wegen der Pandemie nicht zeigen. Umso größer war nun am Donnerstagabend die Freude bei den Gästen, als die Ausstellung mit dem Titel "Ich bin nicht mehr, was ich gestern war" von den Künstlerin und Helma Dietz und Irmgard Koch von Modern Studio eröffnet wurde.

Koch erinnerte eingangs daran, dass der Kulturverein im vergangenen Jahr, als keine Ausstellung stattfinden und nicht gefeiert werden durfte, seinen 50. Geburtstag beging. Deshalb nahm sie nun die Vernissage zum Anlass, an die wichtigen Wegbereiter des Modern Studios, die leider bereits verstorben seien, zu erinnern: An den Autor und Illustrator Friedrich Kohlsaat, den Autor und Schauspieler Reinfried Keilich sowie den langjährigen Freisinger Kulturreferenten Hubert Hierl. Alle drei hätten den Verein geprägt und die Kultur in Freising gestärkt. Das konsequente Beharren des Modern Studios, literarische Qualität in die Domstadt zu bringen, habe dem Verein inzwischen in literarischen Kreisen ein gutes Image verschafft. "Man lässt sich auf uns ein", freute sich Koch. Ein Beispiel dafür ist nun die Ausstellung von Ulrike Möltgen. Bekannt wurde die Wuppertaler Künstlerin vor allem durch ihre Illustration des 1997 erschienenen Kinderbuchs "Der Mondbär", das zahllose Kinder und ihre Eltern beim Einschlafen begleitet. Im "Alten Gefängnis" zeigt Möltgen, die bereits Auszeichnungen wie den "German Design Award" erhielt, nun ihre erste Einzelausstellung, "worauf wir sehr stolz sind", wie Helma Dietz zur Einführung sagte.

Die Bilder erzählen auch ohne Worte Geschichten, jedes schafft einen zauberhaften, oft träumerischen Kosmos. Vor allem Tiere, Bären und Füchse, aber auch Zauberwälder und natürlich Menschen, oft Kinder und Jugendliche, interessieren die Künstlerin. Möltgen begann ihre Karriere mit Bilderbüchern für jüngere Kinder, wandte sich dann der Bebilderung von Jugendbüchern zu und illustrierte schließlich auch die vom Insel Verlag aufwendig gestalteten Klassiker "Der kleine Hävelmann" von Theodor Storm oder "Kleider machen Leute" von Gottfried Keller.

Die Künstlerin gestaltet ihre Bilder als Collagen, wie zufällig aus Pappe, Seidenpapier, Federn oder Samtband, die sie mit Malerei und Zeichnungen ergänzt. Auch leuchtende Bilder sind zu sehen, solche, die Rudyard Kipplings "Die Entstehung der Gürteltiere" illustrieren. Die Tierfiguren sind aus vielen sich überlagernden, knallbunten Papierschnipseln entstanden, die in einem grünen Dschungel leben, aus dem ihre Augen hervor blitzen.

Der Titel der Ausstellung "Ich bin nicht mehr, was ich gestern war" sei heute so aktuell und passend wie nie, erklärte Helma Dietz. Denn Möltgens zauberhafte, zarte und oft leise Bilder rückten die Geschichten, in denen es um das Zerbrechen von Illusionen, von Idylle und Romantik gehe, nah an uns heran. Die Ausstellung ist noch bis 5. Dezember zu sehen.

© SZ vom 13.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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