Au:Die schulmeisterliche Zeit ist vorbei

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Beim Dellnhauser Volksmusikfest feiert die Familie Eberwein Jubiläum. Seit 1925 wird gemeinsam musiziert. Von Mittwoch bis Sonntag werden bei freiem Eintritt rund 25 000 Gäste erwartet

Von Katharina Aurich, Au

In der Familie Eberwein aus dem kleinen Ort Dellnhausen gehört Musizieren zum Alltag. Gemeinsames Singen, Spielen und Tanzen sei ein Teil des Lebens, vermittelte schon Großvater Josef Eberwein seinen drei Kindern. 1925 gründete er die "Hallertauer Sängergruppe", sein Erbe wird heute von seinem Enkel Michael Eberwein, Organisator und Trompeter der "Dellnhauser Musikanten" fortgeführt. Seine beiden Schwestern gehen in der "Gesangsgruppe Eberwein" und mit "eberwein", einer Formation, die Volksmusik mit Jazz verbindet, eigene musikalische Wege. Der runde Geburtstag, 90 Jahre Musik in der Familie Eberwein, wird während des Dellnhauser Volksmusikfestes von Mittwoch, 8., bis Sonntag, 12. Juli, in Au, gefeiert. Organisiert hat das Fest Michael Eberwein.

Die Tiny Bubbles Jazz Band spielt auf dem Dellnhauser Volksmusikfest am Sonntag, 12.Juli, von 11 bis 12,30 Uhr auf Bühne 4 in der Druckerei Butt. (Foto: Marco Einfeldt)

In der Familie Eberwein erlernten alle Kinder das Klavierspielen, gesungen wurde zu jedem Anlass und natürlich gemeinsam mit den Großeltern und Eltern musiziert. Konflikte etwa über die Stilrichtung oder dass eines der Kinder kein Interesse gehabt hätte, so etwas gab es nicht, erinnert sich Michael Eberwein. Er freue sich besonders, dass die Volksmusik und der Volkstanz offensichtlich wieder eine Renaissance erlebten, "Vor 15 Jahren konnten wir damit keine jungen Leute hinter dem Ofen hervor locken", erinnert sich der Vater zweier Buben. Das liege sicher jetzt auch daran, dass Tanz und Musik aufgefrischt wurde, sie seien offener und peppiger und es gehe natürlich nicht mehr so schulmeisterlich zu wie in früheren Zeiten, vermutet Eberwein. Volkstanz, das sei, wenn jeder tanze, auch in Jeans und auch derjenige, der es nicht könne, aber Freude daran habe. Auch die Tracht sei wieder überall salonfähig geworden und würde gerne von jungen Menschen zu jedem Anlass, zum Beispiel auch bei Abiturfeiern, getragen.

Die Ideen für neue Musikstücke gehen den Geschwistern nicht aus, Marlene Eberwein hat sich dem Jazz und der Weltmusik zugewandt, Michael Eberwein arrangiert für die Dellnhauser Musikanten die alten Stücke und Volkstänze neu. "Wir graben immer wieder neue Stücke aus, der Fundus ist unendlich", schwärmt der Musiker, der im "richtigen" Leben das Bürgerbüro der Stadt Freising leitet. Zu Zeiten seines Großvaters hätten die Menschen noch beschaulicher gelebt, sie hatten Zeit. Jeder wusste, wer auf dem Land Musik machte, wenn ein Fest geplant wurde, dann rief man die Musiker kurzfristig unkompliziert an, alle kamen und spielten zünftig auf. Heutzutage müsse man Monate im voraus planen, die Musiker seien oftmals beruflich eingespannt oder arbeiteten weiter weg. Die Dellnhauser Musikanten bestehen daher inzwischen aus 13 Musikern, alle Instrumente seien doppelt besetzt, so dass bei jedem Konzert auch wirklich alle sieben Instrumente zusammen kämen, schildert Eberwein. Nicht nur in Bayern erlebe die Volksmusik einen Boom, sondern auf der ganzen Welt, - in Indien, China, den USA, Schweden und Japan seien sie bereits aufgetreten, überall schlagen offensichtlich Herzen für die moderne bayerische Volksmusik.

Beim Volksmusikabend im Rahmen des Dellnhauser Volksmusikfestes mit Traudl Siferlinger am Mittwoch, 8. Juli, werden die "Dellnhauser" ihr Jubiläum gebührend feiern, das ganz Programm des Volksmusikfestes, zu dem an vier Tagen bei freiem Eintritt rund 25 000 Gäste erwartet werden. Das Programm steht unter www.volksmusikfest.de.

© SZ vom 08.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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