Au:"Bei den Grünen hat sich auch das ,an Ämterkleben' etabliert"

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Barbara Prügl hat ihre Mitgliedschaft bei den Grünen beendet. (Foto: privat)

Barbara Prügl ist zu Beginn des Jahres aus der Partei ausgetreten. Diesen Schritt hat sie bis heute nicht bereut.

Von Peter Becker, Au

Barbara Prügl hat Ende des vergangenen Jahres ihren Rückzug aus der Partei verkündet. Der Kreisverband verliert in ihr eines seiner bekanntesten Gesichter. Immerhin war sie vier Jahrzehnte lang in der Kommunalpolitik aktiv. Ein Grund für ihren Rückzug ist die bundespolitische Entwicklung. Barbara Prügl sprach mit der SZ über ihren Rückzug.

Frau Prügl, haben Sie Ihren Austritt aus der Partei bereits bereut?

Nein, das habe ich bislang nicht bereut.

Seit wann waren Sie Mitglied bei den Grünen?

Mit einer kurzen Pause von drei Jahren war ich seit - ich glaube - 1988 oder 1989 Mitglied in der Partei.

Was für Ämter hatten Sie in Ihrer politischen Laufbahn inne?

Ich war Kreis-und Ortsvorsitzende in Freising, habe den Ortsverband Holledau mitbegründet, war Kreisrätin, Markträtin und weitere stellvertretende Landrätin. Rechnen Sie sich eher den "Realos" oder den "Fundis" zu?

Ich bin kein Fan von dem Lagerdenken und gehöre definitiv keinem an. Das war abhängig von den Entscheidungen, die es zu treffen gab.

Was hat sich in der Partei seit Ihrem Eintritt geändert?

Leider das "politische Gemankle" vor den Entscheidungen, wer könnte wie wo und was entscheiden und nicht mehr das beherzte "Dafür stehen wir ein". Und dann auch das Rückgrat zu haben, diese Entscheidungen mit zu tragen.

Sie haben in der Jahreshauptversammlung des Holledauer Ortsverbandes, in der Sie Ihren Rückzug erklärten, von Abnutzungserscheinungen gesprochen. Was heißt das genau? Das betrifft meine persönliche lange politische Arbeit. In meinem persönlichen Umfeld ändert sich einiges. So stellt sich mir die Frage: Was ist in meinem Leben wichtig oder der Einsatz für wen und für was? Was ändert sich durch mein Dabeisein. Hier fühle ich meine "Abnutzungserscheinungen" für die politische Tätigkeit.

Sie können mit der heutigen Partei nicht mehr konform gehen. In der Ortsversammlung hatten Sie als Gründe den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke, die kritische Haltung der Partei zur Homöopathie genannt. Gibt es noch weitere? Etwa die Unterstützung der Waffenlieferungen an die Ukraine?

Krieg in der Ukraine... Waffenlieferungen... ich kann nicht mit Sicherheit sagen, was richtig ist. Grundsätzlich wird kein Krieg mit Waffen beendet, sondern mit politischen Verhandlungen. Bei den Grünen hat sich auch das "an Ämterkleben" etabliert - und somit die Wichtigkeit der Personen versus der Sachangelegenheit. Das finde ich keine schöne Entwicklung. Was waren für Sie die Highlights in Ihrer politischen Laufbahn?

Ein Highlight ist, dass sich nach wie vor immer wieder viele Menschen auf politischem Feld für die Gesellschaft ein- setzen. Wichtig waren mir die Diskussionen und die dadurch gewonnenen Erkenntnisse. Durch viele Gespräche konnte ich viele Personen für die politische Arbeit und ein politisches Verständnis motivieren.

2026 sind wieder Neuwahlen. Ist dann für Sie endgültig Schluss mit der Politik? Immerhin sitzen Sie ja noch als Markträtin im Auer Marktrat.

( Lacht): Sag niemals nie

© SZ vom 12.04.2023 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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