Amtswechsel in Zolling:Der Neue bekommt ein gut bestelltes Haus

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Zollings Bürgermeister Riegler freut sich auf den Ruhestand

Von Katharina Aurich, Zolling

Zwölf Jahre lang hat Bürgermeister Max Riegler (CSU) die Entwicklung der Gemeinde Zolling gelenkt, zuvor war er bereits zwei Wahlperioden stellvertretender Bürgermeister. Jetzt hat er aus Altersgründen nicht mehr kandidiert, sein Nachfolger ist Helmut Priller von den Unabhängigen Bürgern. Diesen erwarte keine einfache Aufgabe, sagt Riegler, der inzwischen einen dicken Aktenordner mit Vorschriften für die Corona-Krise auf seinem Schreibtisch stehen hat. Zwar würden jetzt die Abendtermine und die meisten Besprechungen ausfallen, dafür sei er damit beschäftigt, alle großen und kleinen Verfügungen und Vorschriften durchzuarbeiten, um die Dinge am Laufen zu halten, den Überblick zu behalten und vor allem auch sämtliche Fragen der Bürger in dieser anstrengenden Zeit zu beantworten und Klarheit zu vermitteln.

Als eine seiner letzten Amtshandlungen wird Riegler nächste Woche mit dem Gemeinderat den Haushaltsplan 2020 verabschieden. "Wir wollen damit den Nachfolgern einen Handlungsrahmen übergeben", so Riegler. Der Plan lasse aber auch viel Spielraum und man könne bei Bedarf jederzeit einen späteren Nachtragshaushalt aufstellen, um geänderten Vorstellungen Raum zu geben. Während seiner Amtszeit sei die wirtschaftliche Lage der Gemeinde sehr gut gewesen, "wir hatten keine finanziellen Sorgen, ich habe eine gute Zeit erwischt und wir haben gut gewirtschaftet", bilanziert Riegler. Die finanziellen Rahmenbedingungen werden sich sicher ändern und sein Nachfolger müsse jede Ausgabe prüfen, denn vermutlich wird es vorübergehend bei den Einnahmen zu deutlichen Ausfällen kommen.

Aber er sei optimistisch, dass sich die Wirtschaft nach einer Durststrecke wieder erholen werde. Die Gemeinde Zolling sei ein starker Wirtschaftsstandort mit vielen unterschiedlichen Unternehmen. Das war nicht immer so. Zu Beginn seiner Amtszeit bildete noch das Kraftwerk Anglberg die Basis für die prosperierende Entwicklung der Gemeinde, heute könne man nun auf viele unterschiedliche Betriebe setzen. Auch die stetig steigenden Einnahmen aus der Einkommenssteuer würden eine gute finanzielle Grundlage für die Verwirklichung großer Projekte bilden. Die Einwohnerzahl in der Gemeinde sei kontinuierlich gewachsen, um rund zwei Prozent jährlich, blickt Riegler zurück. Besonders freue ihn, dass viel Wohnraum durch Nachverdichtung, durch Bebauung von Baulücken und Aufstockung von Häusern geschaffen werden konnte und keine Flächen neu versiegelt wurden. Dafür sei immer noch weiteres Potenzial vorhanden. Die Nachfrage nach Bauland sei ungebrochen groß, "leider konnten wir nicht so viele Flächen erwerben, um sie zu befriedigen," sagt der Rathauschef.

Der Gestaltungsspielraum eines Bürgermeisters habe sich in den vergangenen zwölf Jahren sehr verringert, sagt Riegler rückblickend. Viele Dinge würden heute über Rechtsverordnungen geregelt. Die Bürokratie habe enorm zugenommen und viele Entscheidungen seien den Kommunen übertragen worden. Dazu komme, dass die Bürger kritischer geworden seien. Natürlich sei es gut, wenn Bürger sich interessierten, aber in einer repräsentativen Demokratie würden eben gewählten Vertreter entscheiden, so Riegler. Er stellt fest, dass durch soziale Netzwerke "Wellen von Meinungsbildung mit einer großen Durchschlagskraft" entstünden und die Bereitschaft, öffentliches Handeln auch überprüfen zu lassen, gestiegen sei. Leider komme es auch immer wieder vor, dass dabei nicht nur sachlich diskutiert werde. "Wenn die Argumentation in der Magengrube stattfindet und nicht einen halben Meter darüber, dann sollte man ein Gespräch auch einmal beenden." Man müsse sich zum Schutze des eigenen Nervenkostüms jedoch dabei immer wieder klar machen, dass die Bürger ihre Anliegen und Beschwerden nicht persönlich meinten, bilanziert der Bürgermeister. Für ihn war es zum Schutz der eigenen Gesundheit stets wichtig, gelegentliche Erholungsphasen einzubauen. Seine freie Zeit verbringt Riegler mit Lesen, Sport, Klavierspielen und er singt gerne im Heinrich-Schütz-Ensemble. Man müsse sich besonders in diesem Amt auch Zeit und Muße für sich selbst nehmen, rät er.

Er freue sich jetzt auf seinen Ruhestand. Konkrete Pläne habe er keine, auf jeden Fall werde er viel Zeit mit seiner Frau, der Familie und seinen Freunden verbringen.

© SZ vom 04.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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