Amtsgericht Freising:Logistiker bedienen sich an Fahrzeugteilen

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Eine Geldstrafe hat das Schöffengericht am Freisinger Amtsgericht gegen einen ehemaligen Drogenkonsumenten verhängt. (Foto: Johannes Simon)

Schöffengericht schickt einen Mann wegen gewerbsmäßigen Betrugs und Unterschlagung ins Gefängnis. Seine Mittäterin kommt mit einer Geldstrafe davon.

Von Peter Becker, Freising

So schnell wird sich ein 28-jähriger Landshuter nicht mehr seines Lebens freuen können. Mittels unter anderem erwerbsmäßigen Betrugs und Unterschlagung in 193 Fällen hat er einem Automobilhersteller einen Schaden von 460 000 Euro zugefügt, indem er Fahrzeugteile beiseite schaffte und selbst verkaufte. Dafür verurteilte ihn das Schöffengericht am Freisinger Amtsgericht zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten.

Zusätzlich muss er zusammen mit seinen Komplizen, sofern man derer alle habhaft wird, einen Wertersatz in Höhe des Schadens leisten. Eine 30-jährige Mittäterin aus dem Landkreis Freising kam mit einer Geldstrafe von 4500 Euro, zahlbar in 90 Tagessätzen, glimpflicher davon.

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Beide Angeklagte arbeiteten für eine Spedition, die eine Niederlassung eines Autoherstellers in Eching mit Fahrzeugteilen belieferte. Im Februar 2020 verfiel der 28-jährige auf die Idee, zunächst gebrauchte, dann auch neue Fahrzeugteile beiseite zu schaffen. Die packte er in Päckchen, die er unter anderem an seine eigene Wohnadresse oder die seines Vaters verschickte.

"Ein fast professionelles Ausmaß", sagte Vorsitzender Richter Manfred Kastlmeier, habe die Art und Weise erreicht, wie der Beschuldigte mittels des Versandweges die Kontrollmechanismen in der Spedition umging. Beide Angeklagten nutzten dafür ihre Positionen in der Logistik aus. Als "Ideengeber" wird der 28-Jährige angesehen. Der Zeitraum der Unterschlagungen währte von Februar 2010 bis in den Sommer 2021 hinein. An sieben davon war seine Arbeitskollegin beteiligt.

Aufgeflogen war das Duo durch einen misstrauisch gewordenen Mitarbeiter, der seinen Verdacht gegenüber dem zuständigen Ermittlungsdienst der Spedition meldete. Der erstattete Anzeige. Ein falsch adressiertes Paket wurde schließlich abgefangen. Eine Hausdurchsuchung bei dem Beschuldigten förderte Fahrzeugteile, auch neuwertige, zu Tage. Der damals 26-Jährige legte gleich ein umfassendes Geständnis ab. Chatprotokolle und Kontoüberweisungen mit offenbar weiteren Komplizen bestätigten den Tatvorwurf.

Das Urteil kam nach einem knapp einstündigen Rechtsgespräch zustande

Ein als Zeuge geladener Polizist hatte den Schaden zunächst nach dem Verkaufswert der Teile auf einen Betrag knapp über 500 000 Euro taxiert. Das Schöffengericht zog davon den Wert der Ware ab, die sicher gestellt und dem Autohersteller übergeben worden war. Das Urteil kam nach einem knapp einstündigen Rechtsgespräch zustande. Dabei war dem Angeklagten bei einem Geständnis eine Strafe zwischen zweieinhalb und dreieinhalb Jahren in Aussicht gestellt worden.

Die zwei Jahre und neun Monate brauche es, sagte Kastlmeier, um ein Exempel zu statuieren. Denn bei den Speditionen im Flughafenumland werde "geklaut wie die Raben". Weil die Geldstrafe für die Mittäterin den Tagessatz von 90 Euro nicht übersteigt, bleibt ihr ein Eintrag ins Führungszeugnis erspart. Sie muss einen Wertersatz von 1273 Euro leisten.

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