Freisinger Alphorntrio:"Der Klang geht mitten ins Herz"

Lesezeit: 2 min

Wienke Eilers, Marco Moosbauer und Gottfried Herrmann (von links) bei ihrem jüngsten Auftritt. (Foto: Marco Einfeldt)

Nicht die Geige, nicht die Gitarre und auch nicht das Klavier: Das Alphorn ist das neue romantische Instrument. Davon sind Gottfried Herrmann, Wienke Eilers und Marco Moosbauer überzeugt. Seit sechs Jahren spielen sie schon zusammen.

Von Pauline Held, Freising

Welche Klänge passen besser zu einem kühlen Winternachmittag im Wald, als die von Alphörnern? Vergangenen Sonntag positionierten sich drei Musiker vor der Kirche St. Clemens im Weltwald. Vor sich ihre Instrumente, jedes einzigartig in seiner Bauweise und in seinem Klang. Als die Alphörner ertönen, setzt eine andächtige Stille ein: "Der Klang geht mitten ins Herz, das spüre ich beim Spielen am ganzen Körper", sagt Gottfried Herrmann. Mit Wienke Eilers und Marco Moosbauer bildet er das Freisinger Alphorntrio.

Seit sechs Jahren treten die Drei zusammen auf, fortlaufend perfektionieren sie ihr Spiel auf dem außergewöhnlichen Instrument. Das besteht allein aus Holz, keine Technik ist in dem Naturinstrument verbaut: "So erzeugt es einen erdigen und einzigartigen Klang", sagt Herrmann. Der Leiter der Musikschule "3klang" ist eigentlich viel kleinere Instrumente wie die Geige oder die Posaune gewöhnt. Das Alphorn mit einer Länge von 3,80 Metern und einem Gewicht von fünf Kilogramm nimmt da eine andere Dimension ein. Nur wenige Menschen in der Region beherrschen das Instrument, das vor allem in der Schweiz und den Alpen verbreitet ist. Ein Alphorntrio in Oberbayern - das ist selten, ist sich Gottfried Herrmann sicher.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Genauso außergewöhnlich ist der Weg von Wienke Eilers zum Alphorn. Ursprünglich kommt sie von der Nordseeinsel Langeoog. Durch ein Freiwilliges Soziales Jahr bei "3klang" lernte sie das Instrument kennen. Wie ihre Kollegen beherrschte sie bereits eine Reihe an Blasinstrumenten, wodurch sie sich einen kleinen Vorsprung beim Alphorn verschaffte. Gottfried Herrmann betont: "Lernt man das Instrument von der Pike auf, dauert es zwei bis drei Jahre, bis man es gut beherrscht."

Das Trio spielt traditionelle Alphornstücke überall dort, wo die Gruppe gebraucht wird. "Am liebsten treten wir im Freien auf, wie im Weltwald. Ansonsten in Kirchen, da ist der Klang so toll. Oder auf Adventsmärkten", sagt Herrmann. Das knapp vier Meter lange Alphorn im Auto umherfahren? "Das ist möglich", lacht er. "Aber nur, weil man das Alphorn in drei Teile zerlegen kann." Mit seinem Instrument geht Herrmann stets vorsichtig um, schließlich hat er es extra anfertigen lassen. Von einem Alphornbauer, der dafür hoch in die Berge steigen muss: "Oberhalb von 1800 Meter wächst die Zirbelkiefer. Der Alphornbauer sucht das beste Holz aus und trocknet es anschließend einige Jahre", weiß Herrmann. Der Aufwand hat seinen Preis, mehrere Tausend Euro kostet ein handgefertigtes Alphorn.

Mehrere Tausend Euro kostet ein handgefertigtes Alphorn und es muss aus Zirbelkieferholz sein. Dann klingt es am besten. (Foto: Marco Einfeldt)

Für Herrmann ist es das wert, die Hörner aus Zirbelkieferholz hätten eben einfach den besten Klang. Als Blechbläser ist er das Spielen von Blasinstrumenten gewohnt, er weiß genau, wie er Atmung und Mund einsetzen muss, um dem Instrument einen anständigen Ton zu entlocken. Ein Merkmal, dass das Alphorn-Trio auszeichnet: "Wir versuchen, sehr sauber zu spielen", sagt er. Denn das Alphorn sei ein Naturinstrument, je höher man auf der Tonleiter klettere, desto unsauberer würden die Töne: "Hier muss man sehr akribisch üben und viel mit den Lippen experimentieren, um die oberen Töne sauber zu spielen." Auch deswegen löse jeder Auftritt vor Publikum immer eine gewisse Spannung in ihm aus, stets herrscht die Frage, ob das Trio die Naturtöne auch sauber gespielt bekommt. "Es ist aber immer eine positive Spannung."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusFreisinger Band "RespecTier"
:Mit Pauken und Trompeten im Stall

Für viele Menschen sind Tiere nur ein Produktionsfaktor in der Lebensmittelindustrie. Die Freisinger Band "RespecTier" sieht das anders und spielt für Schafe, Kühe und Hühner direkt auf dem Bauernhof - als Zeichen der Wertschätzung.

Von Francesca Polistina und Marco Einfeldt

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: