Airport-Ausbau:Flughafen zahlt dritte Startbahn selbst

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Für den Ausbau des Münchner Flughafens sollen keine Kredite aufgenommen werden, die Kosten von etwa einer Milliarde Euro will der Airport aus den laufenden Einnahmen finanzieren - und so den Gegnern den Wind aus den Segeln nehmen. Die fordern jedoch die komplette Tilgung der Altschulden.

Marco Völklein

Der Münchner Flughafen will den Bau der geplanten dritten Start- und Landebahn ohne die Aufnahme neuer Kredite finanzieren. "Wir können das komplett aus der eigenen Tasche stemmen", sagte Finanz-Geschäftsführer Thomas Weyer der Süddeutschen Zeitung. Man habe den Gesellschaftern (Freistaat, Bund und Stadt) einen Finanzierungsplan bis zum Jahr 2025 vorgelegt - und demnach werde man die Bau- und Investitionskosten von geschätzt einer Milliarde Euro aus den laufenden Einnahmen finanzieren, so Weyer.

Nachdem der Flughafen lange Jahre Verluste oder nur geringe Gewinne einfuhr, hatte er 2010 einen Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen von 448 Millionen Euro erwirtschaftet. Weyer will diesen Wert nun kontinuierlich steigern: auf 450 Millionen im laufenden Jahr und 510 Millionen Euro im Jahr 2012. Bis 2015 soll der Gewinn auf 600 Millionen Euro steigen. Ein Großteil davon soll in den Bau der Startbahn fließen. Im Laufe des nächsten Jahres sollen die Gesellschafter dem Finanzierungsplan zustimmen.

Damit versucht Weyer, den Ausbaugegnern den Wind aus den Segeln zu nehmen: Die argumentieren, der Airport werde sich hoch verschulden müssen, um die dritte Bahn zu bezahlen - und deshalb eventuell sogar Bürgschaften oder Steuermittel in Anspruch nehmen müssen. Doch all das brauche man nicht, sagt Weyer: "Das Unternehmen weist eine sehr solide Entwicklung auf." Auch Steuergelder oder Bürgschaften des Staates werde man nicht in Anspruch nehmen.

Die Gefahren eines möglichen konjunkturellen Abschwungs habe man bei den Planungen ebenfalls berücksichtigt, bekräftigte Weyer: "Wir haben bis 2015 eine sehr moderate Entwicklung angenommen." Auch die Ausbaupläne der Flughäfen in Frankfurt und Berlin seien berücksichtigt. Zuletzt hatten Lufthansa und Air Berlin ihre Wachstumsprognosen zurückgeschraubt und angekündigt, die Zahl der Flüge zu reduzieren. Am Montag deutete zudem der Geschäftsklimaindex des Münchner Ifo-Instituts eine konjunkturelle Abkühlung an.

Weyer versicherte, neben der Finanzierung der Startbahn werde der Airport zudem seinen Zahlungsverpflichtungen gegenüber den drei Gesellschaftern nachkommen. In der Vergangenheit hatten Freistaat, Bund und Stadt immer wieder Zinszahlungen gestundet - immer dann, wenn der Airport Verluste machte. Diese Altzinsen hatten sich zuletzt auf 152 Millionen Euro summiert; dank des guten Ergebnisses im Jahr 2010 habe man diese aber nun bezahlt, so Weyer. Und in den nächsten Jahren werde man die Zinsen von jährlich 20 Millionen Euro pünktlich an Staat und Stadt überweisen können.

Die Zinsansprüche stammen aus einem 1,3-Milliarden-Euro-Darlehen, das die Gesellschafter dem Airport zur Anschubfinanzierung gegeben hatten. Nachdem der Flughafen 2006 etwa 800 Millionen getilgt hatte, beträgt es noch 492 Millionen Euro. Die Ausbaugegner sehen darin eine Art versteckte Subvention und fordern die komplette Tilgung. "Auch die öffentliche Hand hat hohe Schulden", so der Landtagsabgeordnete Christian Magerl (Grüne). Zur kompletten Tilgung sei der Airport von 2015 an sogar in der Lage, entgegnet Weyer. Er lehnt den Vorschlag gleichwohl ab: Denn mögliche Kreditgeber werten das Darlehen wie Eigenkapital - das helfe dem Airport, für künftige Investitionsvorhaben günstigere Zinsen auszuhandeln.

© SZ vom 27.09.2011/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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