Arbeitsagentur zieht Bilanz:Der große Ansturm bleibt aus

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In vielen witterungsabhängigen Berufen kann im Winter nicht gearbeitet werden, auch Dachdecker-Betriebe können deshalb Saison-Kurzarbeitergeld beantragen. (Foto: U. J. Alexander/imago images)

Obwohl im Winter in vielen witterungsabhängigen Berufen nicht gearbeitet werden kann, erweist sich der Arbeitsmarkt im Landkreis Freising als sehr stabil - die Quote steigt nicht weiter. Trotz Ukraine-Krieg, Lieferengpässen und steigenden Energiepreisen suchen viele Betriebe in der Region neue Mitarbeitende.

Von Petra Schnirch, Freising

Im Dezember ist der Landkreis Freising aus der Reihe getanzt. Die Zahl der Arbeitslosen ist Ende 2022 nicht gestiegen - anders als in Erding, Dachau und Ebersberg, die ebenfalls zum Bezirk der Arbeitsagentur Freising gehören. In Freising blieb die Quote bei 2,5 Prozent. Laut Statistik gab es hier 2754 Arbeitslose, 57 weniger als im November. Vor einem Jahr stand der Landkreis allerdings besser da: Für Dezember 2021 errechnete sich eine Quote von 2,2 Prozent.

Der regionale Arbeitsmarkt präsentierte sich zum Jahresausklang 2022 recht stabil, wie die Agentur für Arbeit bilanziert. Im gesamten Bezirk stieg die Arbeitslosenquote im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf 2,3 Prozent. "Die Zunahme der Arbeitslosigkeit in den letzten Wochen betrifft vor allem Beschäftigte in den stark witterungsabhängigen Außenberufen", erläutert Nikolaus Windisch, Chef der Agentur für Arbeit Freising. "Hier konnten wir im Dezember verstärkt Arbeitslosmeldungen beobachten. Der ganz große Ansturm blieb aber bisher aus." Damit dies so bleibt, appelliert er an die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, "auch in diesem Winter die Chancen des Saison-Kurzarbeitergeldes zu nutzen und so Entlassungen zu vermeiden".

Mit dem Saison-Kurzarbeitergeld können Betriebe qualifizierte Mitarbeiter halten

Das Saison-Kurzarbeitergeld kann von Betrieben im Bauhauptgewerbe, im Gerüstbau, im Dachdeckerhandwerk sowie im Garten- und Landschaftsbau in Anspruch genommen werden. "Es hilft den Unternehmen, die schwierige Auftragslage und Arbeitsausfälle in der kalten Jahreszeit zu überstehen, ohne ihren eingearbeiteten und qualifizierten Mitarbeitenden kündigen zu müssen", erklärt Windisch. Damit minimierten Unternehmen auch das Risiko, bewährte Kräfte im Frühjahr an andere Betriebe zu verlieren.

In den witterungsunabhängigen Branchen zeigte sich der Arbeitsmarkt im Dezember laut Arbeitsagentur "weiterhin aufnahmefähig". Die Unternehmen der Region meldeten dem Arbeitgeber-Service zuletzt 967 neu zu besetzende Arbeitsstellen, allein im Landkreis Freising waren es 421. Damit befanden sich zum Jahresende insgesamt 6493 Angebote im Stellenpool der vier Landkreise. Im Berufssegment Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit waren 1616 Stellen vakant. Das produzierende Gewerbe suchte 1501 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, im Bereich Kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Vertrieb, Tourismus waren es 986.

Seit Juni betreuen die Jobcenter Geflüchtete aus der Ukraine

Der Krieg in der Ukraine wirkte sich auch auf den Arbeitsmarkt aus, allerdings weniger stark, als so mancher befürchtet hatte. Seit Juni 2022 betreuen die Jobcenter Geflüchtete aus der Ukraine, damit werden sie auch in der Statistik erfasst. Von Mai auf Juni 2022 erhöhte sich die Arbeitslosenquote im gesamten Agenturbezirk folglich um 0,2 Prozentpunkte auf 2,2 Prozent und kletterte im August auf 2,4 Prozent. In dem Monat erreichte die Zahl der arbeitslosen Männer und Frauen mit 9112 Personen ihren Jahreshöchststand, danach sank sie wieder.

Im Landkreis Freising waren 2022 im Jahresdurchschnitt 2732 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet und somit weniger als in den beiden Vorjahren (2021: 3006 Personen; 2020: 3085). 2019, vor Corona, waren es 2237. Durchschnittlich 2141 Arbeitsangebote befanden sich im Stellenpool (2021: 1450 Stellen; 2020: 1382; 2019: 2036).

Für die Betriebe wird es immer schwieriger, vakante Stellen zu besetzen

Trotz Ukraine-Krieg, Lieferengpässen und steigender Energiepreise suchten viele Betriebe in der Region neue Mitarbeitende. Laut Windisch spiegelt dies die wirtschaftliche Stärke der Unternehmen wider. "Wir sehen aber auch, dass Besetzungsprozesse zunehmend schwieriger werden und länger dauern." Es sei nicht mehr ohne Weiteres möglich, den Personalbedarf kurzfristig durch die Vermittlung von Arbeitslosen zu decken, bilanziert er. Die Förderung beruflicher Qualifizierungen, auch von Erstausbildungen für Erwachsene, stehe deshalb stark im Fokus der Agenturen für Arbeit. Durch eine Änderung des Qualifizierungschancengesetzes könnten nun deutlich mehr Menschen gefördert werden. Dies könne Betrieben helfen, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Informationen erhalten interessierte Betriebe bei ihrem Ansprechpartner im Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit oder unter der gebührenfreien Service-Rufnummer 0800/4555520.

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