Abseits-Verein:Die Kneipen-Retter

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Wünscht sich, dass die Tür bald wieder aufgeht: Norbert Bürger ist Vorsitzender des "Abseits"-Vereins. (Foto: Marco Einfeldt)

Um das kultige, etwas müffelnde "Abseits" mit seiner Kleinkunstbühne kämpfen Norbert Bürger und die anderen Mitgliedern des "Abseits"-Vereins mit kreativen Mitteln. Jetzt sind sie für den Tassilo-Kulturpreis vorgeschlagen worden.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Eine Kneipe retten. Muss man das unbedingt? Muss man sich für den Erhalt einer alten Spelunke, in der es, gelinde gesagt, immer ein bisschen müffelt, wirklich engagieren? Ja, das muss man, sagen die Stammgäste des Freisinger "Abseits", das seit Jahresbeginn geschlossen ist, und haben sich zu einem rührigen Verein zusammengeschlossen, der das alte Gemäuer am Herrenweg in Freising als Kulturstätte erhalten will. Dafür ist der Verein mit seinem Vorsitzenden Norbert Bürger jetzt für den Tassilo-Kulturpreis der Süddeutschen Zeitung vorgeschlagen worden.

In Freising war das "Abseits" mit seiner Kleinkunstbühne Kult, Treffpunkt für Nachtschwärmer, kein Platz für Spießer. Hier wollte man Spaß haben, laut Musik hören, Kabarett und Kleinkunst erleben und die Welt retten, zumindest in Theken-Gesprächen. Norbert Bürger ist einer der vielen, für die das Abseits in den vergangenen 20 Jahren das Wohnzimmer war. Er wollte es nicht hinnehmen, dass am 31. Dezember 2015 die letzte große Party in der Kultkneipe stattgefunden hat, weil der Besitzer das Haus abreißen und stattdessen schicke, neue Wohnungen errichten will. Ein kleines Problem hat der Abseits-Verein, denn er will den historischen Gebäudekomplex, der seit 150 Jahren in Freising gastronomisch genutzt wird, dem jetzigen Besitzer, Gray Guy von Moy, abkaufen, wozu dieser auch grundsätzlich bereit ist.

Kein Pap­pen­stiel: Der Verein soll 1,5 Millionen Euro zahlen

Doch dafür braucht der Verein Geld, ziemlich viel Geld. Die Verhandlungen über den Kaufpreis laufen derzeit. Moy hat dem Verein bis September Zeit gegeben, ein Angebot zu unterbreiten. Die Rede ist von rund 1,5 Millionen Euro. Dazu kommt noch mal ein sechsstelliger Betrag, der in die Sanierung gesteckt werden muss. Nur so kann das Gebäude wieder als Lokal betrieben werden. Sorge bereitet den Aufsichtsbehörden vor allem die Elektrik, aber es gibt noch viele andere Mängel. All das schreckt die Kneipenretter nicht ab.

Der Abseits-Verein hat mittlerweile acht Fachgruppen gegründet, deren Mitglieder am Rettungskonzept arbeiten. Das sind die Baugruppe, die Crowdfundinggruppe, die Finanzgruppe, die Fundraisinggruppe, die Nutzungsgruppe, die PR-Gruppe, die Präsentationsgruppe und die Vereinsgruppe. Die Baugruppe hat ein Aufmaß des Gebäudekomplexes genommen und ein Konzept für den Erhalt des Lokals, der Kleinkunstbühne und der Wohnungen im ersten Stock erstellt. Das wird mit den Behörden, auch mit dem Amt für Denkmalpflege, abgestimmt.

Zumindest eine Alternative wird es laut Verein in Zukunft geben

Regelmäßig werden Partys veranstaltet, bei denen Mitglieder geworben und Spenden gesammelt werden. Geld braucht der Verein nämlich nicht allein für den Kauf der Immobilie, sondern auch für Gutachter und Juristen, die bezahlt werden müssen. Auch eine Image-Broschüre wurde veröffentlicht, in der man sich bis ins Detail über das Rettungskonzept informieren kann - und da auch über die Möglichkeit, den Verein mit einem Privatdarlehen zu unterstützen. Die Broschüre findet man auch auf der Website www.abseits.org. Auf der Seite gibt es eine Prominenten-Ecke. Münchner Größen wie Ottfried Fischer, Lisa Fitz, Ecco di Lorenzo, Ulan und Bator, das Ensemble der "Lach- und Schießgesellschaft" oder Michael Altinger erklären dort, warum die Kneipenkultur nicht sterben darf und vor allem nicht das Abseits.

Für den Fall, dass der geplante Abseitskauf nicht umgesetzt werden kann, hat sich der Verein zum Ziel gesetzt, eine Alternative für das Abseits in Freising zu schaffen. Ein alternatives Kulturzentrum soll dann durch die bisher generierten Einnahmen und Spenden entstehen und ein neuer Szenetreff in Freising geschaffen werden.

© SZ vom 25.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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