Freimann:Weiter im Spiel

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Offener Treff: Das LOK Arrival bietet das Rundumpaket der Jugendarbeit, mit Platz zum Kickern, Tischtennisspielen und Hausaufgabenhilfe. (Foto: Catherina Hess)

Auf dem Gelände der ehemaligen Bayernkaserne leben noch immer 200 geflüchtete Kinder und Jugendliche. Das Sozialreferat rät nun dem Stadtrat, die Freizeitstätte "LOK Arrival" weiter mit Fördergeld zu unterstützen

Von Stefan Mühleisen, Freimann

Wenn es nach dem städtischen Sozialreferat geht, sollen junge Flüchtlinge auf dem Gelände der ehemaligen Bayernkaserne in den kommenden Jahren auch zukünftig ein Angebot der offenen Jugendarbeit vorfinden. Die Behörde wird dem Sozialausschuss des Stadtrates am Dienstag nahelegen, die Freizeitstätte "LOK Arrival" auch 2018 mit Fördergeld zu stützen, allerdings nur mit etwas über der Hälfte des zuletzt ausgezahlten Betrages. "Das Sozialreferat sieht weiterhin einen hohen Bedarf für das Projekt", heißt es in der Beschlussvorlage.

Das LOK Arrival auf dem Areal der ehemaligen Bayernkaserne ist eine Außenstelle der Freizeitstätte LOK Freimann, beides unter Trägerschaft des Kreisjugendrings (KJR). Als die Einrichtung Ende 2014 in der Halle 23 auf dem 24 Hektar großen Kasernengelände eröffnete, nutzte die Regierung von Oberbayeren den Großteil des Areals noch als Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. Darunter waren viele Kinder und Jugendliche; doch zwischen den öden Baracken gab es für sie kein Angebot, wie es für ihre deutschen Altersgenossen außerhalb der Kasernenmauern normal ist: einen Platz zum Spielen, Toben und Herumtollen - unter pädagogischer Aufsicht versteht sich. Die Einrichtung offeriert das Rundumpaket der Jugendarbeit: Die Kinder können Kicker oder Tischtennis spielen, auf Couchen lümmeln, dazu wird Hausaufgabenbetreuung und Hilfe bei Behördengängen angeboten.

Die Sozialpädagogen waren dabei vernetzt mit der Clearingstelle der Caritas, die sich auf dem Gelände zeitweise um gut 300 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zu kümmern hatte. Das LOK Arrival wurde dabei als große Bereicherung für die oft traumatisierten Flüchtlinge angesehen. Das Kasernenareal ist indes längst kein Erstaufnahme-Standort mehr.

Bereits vor einem Jahr setzte sich der große Auszugs-Treck in Marsch. Die Bezirksregierung machte Platz für die Vorbereitungen, an dieser Stelle ein neues Stadtquartier für gut 15 000 Menschen zu errichten. Allerdings muss die Stadt München ihr Kontingent für die Unterbringung von Asylbewerbern weiter erfüllen - und da kommunale Immobilien Mangelware sind, wurde entschieden, einige Gebäude noch bis 2020 als Flüchtlingsunterkünfte zu nutzen. Derzeit sind es noch sechs Häuser, in denen 1000 Personen leben, darunter 200 Kinder und Jugendliche. Das Gelände werde daher auch künftig noch für einen längeren Zeitraum für die Unterbringung von geflüchteten und wohnungslosen Menschen, "in größerer Zahl genutzt werden", stellt das Sozialreferat in der Vorlage für den Stadtrat fest.

Die Behörde lässt überdies erkennen, dass das LOK Arrival als wichtige soziale Einrichtung im Stadtteil zu werten ist. Das Projekt sorge "für eine Öffnung des ehemaligen Kasernengeländes", schreibt das Referat und erinnert daran, dass das Jugendzentrum Kooperationen mit Schulen im Viertel unterhält. "Damit trägt das Projekt zur angemessenen Versorgung der im ehemaligen Kasernengelände lebenden Menschen, wie auch zur Entspannung der Situation zu den Nachbarinnen und Nachbarn im Stadtteil Schwabing-Freimann sowie im angrenzenden Stadtteil Milbertshofen-Am Hart bei." Die Geldspritze fällt mit 150 000 Euro allerdings kleiner aus als in den vergangenen Jahren. 2015 erhielt der KJR 283 000 Euro, im Jahr darauf 366 000 Euro, heuer sind es 274 000 Euro. Zuletzt hat die Organisation das LOK-Haus mit vier Vollzeitellen betrieben.

Im Stadtbezirk Schwabing-Freimann hofft die Lokalpolitik nun, dass der Stadtrat das Geld freigibt. Der Bezirksausschuss hatte, ebenso wie eine große Mehrheit der Bürgerversammlung, nachdrücklich auf eine Fortführung des LOK Arrival gedrängt. "Es ist wichtig, dass die Einrichtung bestehen bleibt, sie leistet sehr wichtige und gute Arbeit", sagt der Bezirksausschuss-Vorsitzende Werner Lederer-Piloty (SPD).

© SZ vom 27.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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