Freimann:Überraschendes Angebot

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Die Abrisspläne auf dem Gelände der Situlischule liegen auf Eis, seit zwei Gebäude unter Denkmalschutz gestellt wurden. Jetzt bietet die katholische Kirche eine Lösung an - doch die Offerte könnte ins Leere laufen

Von Stefan Mühleisen, Freimann

Im Streit um den Teilabriss des denkmalgeschützten Schulensembles an der Freimanner Situlistraße hat die katholische Kirche eine Lösung angeboten: Das Erzbistum München und Freising stellt der Stadt in Aussicht, das kircheneigene, nördlich angrenzende Grundstück für einen Schulneubau zu nutzen. Das hat ein Vertreter der Diözese in der Sitzung des Landesdenkmalrates (LDR) signalisiert, wie das Referat für Bildung und Sport bestätigt. Darüber hinaus will die Behörde keine Angaben machen. "Eine weitere Einschätzung des Sachverhalts ist zum aktuellen Zeitpunkt nicht möglich", heißt es. Nach Informationen der SZ hat die Stadtverwaltung die Offerte jedoch mit Skepsis aufgenommen und bezweifelt, dass das Grundstück für das Projekt geeignet ist.

Das LDR ist ein beratendes Gremium, besetzt mit Vertretern der Parteien, Kommunen, Kirchen, Architekten, Verbänden, Sachverständigen. Es tagt nichtöffentlich und versteht sich als Forum des Interessenausgleichs. Anders das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (BLfD), welches dem Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst unterstellt und für den Vollzug des Denkmalschutzgesetzes zuständig ist.

Diese Denkmalbehörde hatte im Juni dieses Jahres überraschend bis dahin nicht unter Schutz stehende Gebäude der Schulanlage nachträglich in die Denkmalliste eingetragen: zwei Erweiterungsgebäude aus den Fünfzigerjahren, geplant von den Architekten Johannes Ludwig und Franz Ruf, ausgestattet mit einem Mosaik von Karl Knappe im Eingang des Hauptbaus und einer Malerei von Karl Nerud im Obergeschoss. Das Hauptgebäude von 1929, ein von Hans Gedon geplanter Walmdachbau mit Quertrakt, steht schon länger unter Denkmalschutz. Im Zuge der dritten Schulbauoffensive wollte das RBS die Fünfzigerjahrebauten abreißen und durch einen größeren Neubau ersetzen. Die Kapazität des Schulcampus' soll dadurch um das Dreifache wachsen, von derzeit 311 Mittelschülern auf insgesamt 1000 Schüler, mit einer vier- statt dreizügigen Mittelschule und einer neuen Grundschule mit fünf Zügen.

Die Schulbehörde hatte das Projekt im Zuge einer Studie in die höchste Priorisierungsstufe eingeordnet - doch nach der Entscheidung der Denkmalbehörde grätschte die CSU im Rathaus vergangene Woche dazwischen: Qua angenommenen Änderungsantrag wird die Causa Situlistraße zurückgestellt, "bis eine eindeutige Klärung hinsichtlich des Denkmalschutzes und des tatsächlichen Bedarfs erfolgt ist", wie es im Beschluss heißt.

Die staatlichen Institutionen werden unterdessen am Schutzstatus nicht rütteln, wie die Sitzung des Landesdenkmalrats nach Angaben des Landtagsabgeordneten Robert Brannekämper deutlich gemacht hat. Das Gremium habe die "hohe Denkmaleigenschaft" des Ludwig/Ruf-Komplexes bestätigt, berichtet der CSU-Politiker, der auch Mitglied im LDR ist. Indes zeigt er sich überzeugt, das Angebot der Diözese sei eine "Win-Win-Situation". Das Denkmal könne erhalten und die Schule gebaut werden.

Es geht dabei um eine sichelförmige Fläche zwischen Autobahnausfahrtsrampe Freimann, Situlistraße und der Grundstücksgrenze des Mittelschulensembles, auf welcher der katholische Kindergarten der Pfarrkirche St. Albert untergebracht ist. Wie Brannekämper sagt und auch andere Quellen der SZ bestätigen, offerierte in der LDR-Sitzung Diözesanbaumeister Hanns-Martin Römisch, das Grundstück für einen Schulneubau "zur Verfügung zu stellen". Offen sei geblieben, ob es dabei um das Angebot für einen Kauf oder eine Verpachtung geht. "Die Kirche kann sich vorstellen, dass der Kindergarten in einen Schulneubau integriert wird", gibt Brannekämper seinen Eindruck wieder.

Das Erzbischöfliche Ordinariat will zu dem Fall keinerlei Kommentar abgeben. Für das Planungsreferat sagt der Chef der Lokalbaukommission, Cornelius Mager, lediglich: "Wir wurden vom Landesdenkmalrat gebeten, alle Alternativen zu prüfen." SZ-Informationen zufolge sehen Fachleute in der Stadtverwaltung die Alternative mit dem Kirchen-Grundstück schon jetzt äußerst kritisch. Zum einen biete die Fläche für den Neubau zu wenig Platz; auch dürfte der Baumbestand ein Hindernis darstellen, heißt es, da das Grundstück wohl als "wertvolle Biotopentwicklungsfläche" einzustufen sei. "Ich glaube nicht daran", sagt ein Experte, der anonym bleiben will.

© SZ vom 03.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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