Freimann:Ohne tieferen Sinn

Unübersehbar: der Schriftzug an der geschlossenen Deponie Nord-West. (Foto: Florian Peljak)

Der Abfallwirtschaftsbetrieb feiert sich à la Hollywood selbst - 70 Kubikmeter Holzschnitzel warten auf den Kompost

Ist das Kunst, oder kann das weg? Das ist die Frage, die sich derzeit all denjenigen im Münchner Norden stellt, die an der seit 2009 geschlossenen Deponie Nord-West vorbeikommen und zu Gesicht bekommen, was der Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) als "Holzschnitzelkunstwerk" bezeichnet. Nun sind Kunstwerke üblicherweise dazu da, zu höheren Einsichten zu verhelfen, gar wachzurütteln. Der Schriftzug allerdings, der auf 150 Metern Länge und 12 Metern Breite zu sehen ist, tut von all dem gar nichts. Die 70 Kubikmeter Holzschnitzel formen lediglich den Schriftzug "125 Jahre AWM", ein tieferer Sinn ergibt sich daraus ebenso wenig wie aus dem "Hollywood Sign", das über den Hollywood Hills in Los Angeles prangt und zum Symbol der Filmstadt wurde. Dieses steht auf einem Betonfundament, die Buchstaben werden aus weißen Emaille-Tafeln geformt. Das bewahrt sie davor, zu verrosten, zu verrotten und zu verschwinden. Der Freimanner Schriftzug hingegen wird sich langsam, aber sicher auflösen. Etwaige Reste müssen jedoch nicht, wie einst die "Fettecke" von Joseph Beuys, mühsam vom Hausmeister entsorgt werden. Sie werden gleich nebenan einfach zu Kompost verarbeitet.

© SZ vom 20.05.2016 / bn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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