Freimann:Noch nicht auf Linie

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Die Tram nach Freimann erschließt die Bayernkaserne und soll via Heidemannstraße (Bild) den U-Bahn-Halt in Kieferngarten ansteuern. (Foto: Stadtwerke/MVG)

Die Tram im Münchner Norden gilt als wichtiges Infrastrukturprojekt, doch über die genaue Trassenführung ist noch nicht entschieden. Die Siedlerschaft Kieferngarten appelliert nun an den Stadtrat, andere Wege einzuschlagen

Von Stefan Mühleisen, Freimann

Gut 400 Münchnerinnen und Münchner haben unlängst die Online-Veranstaltung zum Projekt "Tram Münchner Norden" verfolgt, circa 700 Fragen wurden dabei per Chat abgesetzt - ein Erfolg, befand die Veranstalterin, die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG). Doch die Kritiker verstummen deshalb nicht, im Gegenteil. Die Siedlerschaft Kieferngarten, als Verein organisierte Interessenvertretung für gut 400 Grundstücke mit etwa 2000 Bewohnern, erneuern in einem offenen Brief an die Mitglieder im Mobilitätsausschuss des Stadtrats die Forderung, dass die Tramlinie 23 nicht bis zum U-Bahnhof Kieferngarten fahren - sondern bereits im geplanten Wohngebiet Bayernkaserne enden soll.

Das Projekt "Tram Münchner Norden" gilt als wichtiges städtisches Infrastrukturprojekt, wobei es dabei um zwei verschränkte Vorhaben geht: Die Verlängerung der Tram 23 bis zum U-Bahnhalt Kieferngarten soll das für 15 000 Bewohner geplante Bayernkasernen-Areal an den öffentlichen Nahverkehr anbinden; zugleich braucht es in dieser Wachstumsregion dringend eine Ost-West-Querverbindung zwischen den Bahnhöfen Kieferngarten und Am Hart. Ein U-Bahnspange (U 9) wäre das beste, aber auch das teuerste und langwierigste Unterfangen; bleiben die Optionen einer Expressbuslinie (mit eigenen Fahrspuren) und einer neuen Tramlinie 24. Beides untersucht die Verwaltung gerade. Eine politische Entscheidung, was zu präferieren sei, steht noch aus. Doch zumindest was die generelle Gewichtung der Strecken-Projekte angeht, könnte der Stadtrat an diesem Mittwoch im Mobilitätsausschuss - und danach die Vollversammlung - die Weichen stellen. Das Planungsreferat wird einen Zwischenbericht zum Nahverkehrsplan vorlegen; und gemäß Beschlussvorlage empfiehlt die Behörde, den westlichen Abschnitt des Projekts "Tram Münchner Norden" wieder in die höchste Prioritätsstufe einzuordnen.

Auf dem Papier rollen die Züge also quasi schon fast, weshalb der Siedler-Verein immer wieder für eine Umplanung wirbt. Vor allem wehrt sich die Organisation gegen eine Tram-Wendeschleife am Bahnhof Kieferngarten, für welche die Park-and-Ride-Anlage weichen soll. Befürchtet wird vor allem "starker Schienenlärm", sowohl von der Tram als auch von den U-Bahnen, da das Parkhaus als Lärmschutz wegfalle. Als Alternative schlägt der Siedler-Verein vor: Die Tram 23 soll das Wohngebiet Bayernkaserne erst gar nicht verlassen, sondern dort enden, vorerst zumindest: Wenn das Kasernenareal zwischen Grusonstraße und Ingolstädter Straße erschlossen werde, solle die 23er dorthin geführt werden, findet der Verein. Für den Fall, dass die Entscheidung für eine Tram-24-Linie fällt, dringt der Verein darauf, dass die Trasse nach Fröttmaning verlängert wird. Was schon deshalb angeraten sei, um die nördlichen Quartiere besser anzubinden und die U 6 vom Besucherandrang zur Allianz-Arena zu entlasten. So sieht das auch der Bezirksausschuss Schwabing-Freimann, der allerdings dafür plädiert, die Tram 23 nach Fröttmaning zu verlängern.

Dem Siedler-Verein gilt als Argument der Vortrag eines MVG-Experten bei der Online-Veranstaltung. Demnach verteilen sich die Fahrgäste laut Prognosen zu 70 Prozent nach Westen, zum U-Bahnhof Am Hart also, zu 30 Prozent zum U-Bahnhof Kieferngarten. "Hiermit bestätigt sich, dass die vormals oft behauptete Attraktivität einer Führung der Tram 23 zum Kieferngarten trotz der Möglichkeit, durch einmaliges Umsteigen von Schwabing bis nach Garching zu gelangen, gar nicht gegeben ist", urteilen der Vereinsvorsitzende Walter Hilger und sein Co-Autor Walther Mantel in dem offenen Brief. Sollte die Tram 24 nicht kommen, so heißt es weiter, würden die Expressbusse im Westen 70 Prozent der Fahrgäste übernehmen, "im Ostabschnitt befördern die Tram 23 und der Expressbus zusammen die 30 Prozent".

Die MVG-Mitarbeiter hatten bei der Online-Veranstaltung hervorgehoben, dass die Anbindung des Bayernkasernen-Gebiets an den nächstgelegenen U-Bahnhof Kieferngarten als wichtig erachtet werde, die Fortführung nach Fröttmaning kaum eine Option sei, da die Trasse bei der Kosten-Nutzen-Analyse durchfiel, die damit verbundene Trassenführung durchs Wohngebiet auf die Ostseite des U-Bahnhofs überdies als ungünstig gelte.

Unterdessen gibt es auch im Stadtrat Skeptiker. Die Fraktion Ödp/Freie Wähler hat unlängst einen Fragenkatalog an den Oberbürgermeister eingebracht. Verlangt wird etwa Auskunft darüber - entsprechend der Argumentation des Siedler-Vereins -, weshalb angesichts der Fahrgastprognosen nicht eine andere Trasse sowie der Endhalt Fröttmaning erwogen werde.

© SZ vom 10.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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