Freimann:Linke Tasche, rechte Tasche

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Weder die Stadt München noch die Regierung von Oberbayern wollen die Beschilderung des komplizierten Zonen-Konzeptes in der Fröttmaninger Heide bezahlen

Von Stefan Mühleisen, Freimann

In der Fröttmaninger Heide ist der Frieden noch nicht wieder eingekehrt: Naturschützer und Anwohner sind sich nach dem Erlass der Naturschutz-Verordnung "Südliche Fröttmaninger Heide" immer noch nicht grün in der Frage, welche Ge- und Verbote als angemessen gelten sollen. Die Vertreter der seit Jahren zerstrittenen Lager sind sich allerdings in einem einig: Das komplizierte Zonen-Konzept soll den Heidebesuchern dringend in geeigneter Form vermittelt werden. Und zwar nicht nur per Info-Broschüre, sondern auf Schildern und Tafeln an neuralgischen Punkten. Doch daraus wird wohl so bald nichts werden, denn: Es ist ungeklärt, wer das Beschilderungs-Konzept bezahlen soll - die Stadt München oder die Regierung von Oberbayern. Mittlerweile bemüht sich offenbar Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) persönlich um die Angelegenheit.

Der Streit um das knapp 350 Hektar große Gebiet zwischen Freimanner Stadtrand und Autobahn A 99 im Norden dauert seit Jahren an - und schwelt weiter. Die Front verläuft zwischen Erholungssuchenden, darunter vor allem die Hundebesitzer, und den Naturschutzverbänden. Sie sind uneinig, wie strikt die Naturschutzverordnung gestaltet sein soll, die im Mai von der Regierung von Oberbayern erlassen wurde. Es ist ein Kompromisspapier, mit dem allerdings beide Seiten unzufrieden sind.

Es gibt verschiedenen Zonen mit strikten und gelockerten Regeln: In manchen Abschnitten sind während des ganzen Jahres weder Menschen noch Hunde erlaubt, andere stehen den Gassi-Gehern offen. Naturschützer finden die Verordnung viel zu lasch; Anwohnervertreter hingegen sehen manche Regeln als zu strikt an. Die Öffentlichkeit fragt sich hingegen, wie Heidebesucher die entsprechenden Zonen erkennen sollen - und ob womöglich Seminare nötig sind, um das Konzept zu verstehen, wie Beobachter witzeln.

Die zuständige Behörde in der Stadtverwaltung gibt sich indes entschlossen, das vertrackte Regelwerk verständlich zu vermitteln. Der Chef der Lokalbaukommission (LBK), Cornelius Mager, betont in einem Brief an den Bezirksausschuss Schwabing-Freimann: "Konkret sehen wir den dringenden Bedarf nach einem umfassenden Kommunikationskonzept." Man sei sich im Klaren darüber, dass die Besonderheiten und die Komplexität der Naturschutzgebietsverordnung weiterer Anstrengungen bedürften. Mager ist es wichtig, die Öffentlichkeit einzubeziehen - etwa für Fragen zu Infotafeln oder Wegmarkierungen im Gelände.

Der Wille scheint da zu sein für ein solch demokratisch erarbeitetes Konzept - nur das nötige Geld nicht. "Die Vorbereitung und Durchführung eines derartigen Konzeptes ist jedoch aufgrund fehlender Finanzierungsperspektiven derzeit nicht absehbar", schreibt Mager weiter in seinem Brief. Das liegt offenbar daran, dass sowohl die städtische als auch die staatliche Behörde ihren Etat damit nicht belasten will. Das Planungsreferat sieht laut einem Sprecher den "Verordnungsgeber", also die Bezirksregierung, in der Pflicht, für die Vermittlung des Naturschutzkonzeptes Sorge zu tragen, nicht die "Vollzugsbehörde", mithin die Stadt. Auch die "örtliche Zuständigkeit" der Stadt sei nur bedingt gegeben, weil die Fröttmaninger Heide in den Landkreis hinein reicht.

Die Regierung von Oberbayern wiederum will das ebenfalls nicht aus ihrem Budget stemmen, sondern sieht offenbar das Regierungsressort dafür verantwortlich. Wie LBK-Chef Mager in dem Papier an das Schwabinger Lokalgremium mitteilt, hat die Bezirksregierung eine entsprechende Finanzierungsanfrage an das Ministerium gerichtet, was aber "bisher leider abschlägig" beantwortet worden sei.

Die verfahrene Kosten-Frage für die Beschilderung ist unterdessen zur Chefsache im Rathaus avanciert. Mager zufolge hat sich OB Reiter an die Staatsministerin für Umwelt und Verbraucherschutz, Ulrike Scharf (CSU), gewandt und darum gebeten, "nochmals alle zur Verfügung stehenden Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten prüfen zu lassen, um die Regierung von Oberbayern mit den (. . .) erforderlichen Mitteln auszustatten."

© SZ vom 22.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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