Freimann:Im grünen Bereich

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An der Floriansmühlstraße müssen für den neuen Hauptsitz des Bayerischen Rundfunks derzeit die ersten 94 Bäume fallen. Der Sender legt Wert darauf, dass die Arbeiten genehmigt sind und nachgepflanzt wird

Von Stefan Mühleisen, Freimann

Seit einigen Tagen horchen im nördlichen Freimann alle auf. Anwohner und Spaziergänger registrieren das schrille Kreischen von Motorsägen im Umfeld der Isarauen an der Floriansmühlstraße. Von "beispielloser Abholzung im Naturschutzgebiet" ist die Rede unter den Beobachtern - und sie deuten auf die Außenstelle des Bayerischen Rundfunks (BR). Tatsächlich ist es jede Menge Holz, das Arbeiter auf dem Gelände des Senders derzeit fällen, häckseln und abtransportieren: Der BR hat mit den Vorarbeiten für seinen neuen Mediencampus begonnen. Es ist der Auftakt für ein 160-Millionen-Euro-Projekt, mit dem sich die Rundfunkanstalt eine neue Heimat in Freimann schafft.

Bisher war das 20 Hektar umfassende Areal eine Außenstelle, nun soll dort der Hauptsitz des Bayerischen Rundfunks entstehen. Redaktionen und die technische Ausstattung von Fernsehen, Hörfunk und Online sollen dort konzentriert werden. Möglich werden soll so das vernetzte Arbeiten der verschiedenen Medien.

Die Menschen in Freimann schauen indes schon seit Langem skeptisch auf das BR-Gelände an der Floriansmühlstraße. Sie fragen sich, weshalb der Sender mitten im Schutzgebiet der Isarauen schalten und walten darf. Die Erklärung liefert BR-Projektleiter Thomas Kiermeyer: "Das Gelände gehört nicht zum Landschaftsschutzgebiet", das sei im Bebauungsplan hinterlegt. Das Grundstück war nach seinen Worten in der Nachkriegszeit eine Brachlandschaft, erst mit der Kultivierung durch den BR seien über die Jahre 1800 Bäume auf dem Grundstück gewachsen.

Davon will der Sender nun für den ersten Bauabschnitt 94 Stämme fällen; am kommenden Samstag soll dieser Kahlschlag abgeschlossen sein. Insgesamt ist vorgesehen, bis zur Fertigstellung des Komplexes in vier Jahren insgesamt 371 Bäume abzuholzen. Der Bezirksausschuss hat dem Grünkonzept für das Gelände bereits zugestimmt - allerdings nur unter der Maßgabe, dass die Ersatzpflanzungen nicht irgendwo, sondern ausschließlich auf dem Mediencampus realisiert werden. Projektleiter Kiermeyer bemüht sich, Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Rodung zu zerstreuen. Die Stadt hat nach seinen Worten die Baugenehmigung für den ersten Bauabschnitt erteilt und damit auch die Fällungen genehmigt. Spätestens im Sommer 2017 sollen die Planungen für die nächsten Gebäudeteile anlaufen.

Für den ersten Bauabschnitt hat die Stadt genaue Vorgaben für die Nachpflanzungen gemacht: Kiermeyer zufolge wurden 80 Gehölze als "echte Bäume" eingestuft, wobei 70 davon nachgepflanzt werden müssten - und zwar alle auf dem Gelände, wie der Projektleiter hervorhebt, für zehn Bäume muss der BR dagegen Ausgleichszahlungen leisten. Der Projektleiter betont dabei, dass dem BR an einem möglichst behutsamen Umgang mit dem gewachsenen Grün gelegen ist: "Wir bauen auf Bereichen, die im Bestand weitestgehend versiegelt sind."

. Begonnen wird bei der bisherigen Zufahrt im südöstlichen Bereich mit dem Bau eines zweigeschossigen Service-Centers; vorgesehen sind ein Showroom, Veranstaltungssaal sowie Seminar- und Konferenzräume, dazu eine Tiefgarage. Auch eine Kinderkrippe soll entstehen. Danach wird der eigentliche Kern des Komplexes errichtet: das multimediale Aktualitätszentrum für Redaktionen und Studios sowie das Wellenhaus mit den Redaktionen der Hörfunkprogramme. Die überbaute Fläche beträgt insgesamt 178 000 Quadratmeter. Die Entwürfe für das Ensemble in Freimann, dessen verbindendes Element eine "Medienstraße" sein soll, stammen vom "Büro Fritsch und Tschaidse Architekten" mit "Jörg Stötzer Landschaftsarchitekten". Das Team ist als Sieger aus dem Architekten-Wettbewerb hervor gegangen, an dem sich ursprünglich 62 Büros aus ganz Europa beteiligt hatten.

© SZ vom 17.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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