Freimann:Einsatzbereit und obdachlos

Lesezeit: 2 min

Nach dem Brand im Gerätehaus sucht die Freiwillige Feuerwehr ein Domizil für die verbliebene Fahrzeugflotte. Eine Leichtbauhalle soll aushelfen, schlimmstenfalls droht vorübergehend die Stilllegung

Von Stefan Mühleisen, Freimann

Der Anblick ist immer noch deprimierend. Rußgeschwärzte Wände, Aschereste. "Man schaut in ein schwarzes Loch", sagt Markus Brunner, Abteilungsleiter der Freimanner Feuerwehr. Er spricht über den traurigen Zustand des Gerätehauses der 36 Mann und drei Frauen starken Einsatz-Truppe an der Heinrich-Groh-Straße 8. Dennoch hat es nur eine Woche gedauert, bis die Freiwilligen Helfer wieder voll einsatzfähig waren, ein Motivationsschub für alle Aktiven, wie Brunner sagt. Dennoch ist die Stimmung gedrückt. "Wir wissen nicht, wie es weitergeht", sagt Brunner.

Vor zwei Wochen löste ein Defekt an der Ladeelektronik an einem der zwei abgestellten Löschfahrzeuge ein verheerendes Feuer aus. Beide Fahrzeuge wurden zerstört, ebenso ein Anhänger und die gesamte Einsatz-Ausrüstung. Gemäß der Expertise eines Statikers ist obendrein die Halle derart beschädigt, dass sie abgerissen werden muss. Durch eine glückliche Fügung blieben bei dem Feuer zwei Einsatzwagen verschont: Ein VW-Bus stand draußen geparkt; ein Löschfahrzeug war zur Wartung in der Werkstatt. Insgesamt hat die Freimanner Wehr derzeit wieder eine Flotte von drei Fahrzeugen zur Verfügung. Doch die müssen jetzt im Freien stehen, provisorisch angeschlossen mit Ladekabeln und Pressluft-Anschluss - und der Winter rückt näher.

Nach dem Brand ist vor dem Winter: Die Freimanner Feuerwehr kann ihr Gerätehaus nicht mehr nutzen. (Foto: Feuerwehr Freimann)

"Die Wasser- und Schaumlöschtanks dürfen nicht einfrieren. Im schlimmsten Fall müssen wir die Fahrzeuge außer Dienst nehmen", formuliert der Freimanner Stützpunkt-Chef Brunner die Sorge der Feuerwehrleute. Der Geschäftsführer der Freiwilligen Feuerwehr München, Andreas Igl, ergänzt: "Wir brauchen schnell eine Behelfslösung, um Fahrzeuge und Technik unterzustellen."

Der Appell ist bereits angekommen in der zuständigen Stelle der Stadtverwaltung: dem Kommunalreferat, Verwalter der städtischen Immobilien und damit auch verantwortlich für Haus und Hof der Freimanner Wehr. Die Behörde gibt sich nach eigenem Bekunden alle Mühe, eine Lösung zu finden. "So schnell wie möglich", teilt Behördensprecherin Antje Jörg mit, solle eine Leichtbauhalle aufgestellt werden. Allerdings sei dafür eine Baugenehmigung von der Lokalbaukommission einzuholen. Davor müsse erst einmal der Markt "sondiert" werden, welches Hallen-Modell überhaupt geeignet sei. "Die Errichtung der Halle sollte aber unbedingt noch vor der Frostperiode zu schaffen sein", betont Jörg. Es könnte ziemlich knapp werden. Denn: Um die Leichtbauhalle überhaupt aufstellen zu können, muss zuvor der vom Brand beschädigte Festbau abgerissen werden. Einen konkreten Zeitplan kann das Kommunalreferat derzeit nicht nennen.

Das gilt auch für die langfristige Zukunft der Feuerwache Freimann. Das Gerätehaus an der Heinrich-Groh-Straße zählt zu jenen Jahrzehnte alten Wachen der Freiwilligen Feuerwehr in München, die im Zuge eines Sanierungsprogramms nacheinander saniert und erweitert werden sollen. Davon sind die meisten der 21 Standorte betroffen. Für das Freimanner Gelände sind die Weichen bereits gestellt: Der Stadtrat erteilte im Mai 2016 den Projektauftrag, um für knapp 7,2 Millionen Euro das alte Gerätehaus abzubrechen und durch einen Neubau zu ersetzen; dazu sollte das Nachbargrundstück an der Heinrich-Groh-Straße 6 als Erweiterungsfläche dienen. Allerdings: Das Haus auf diesem Areal wurde inzwischen unter Denkmalschutz gestellt - und zwar nachdem die Entscheidung für das Grundstück gefallen war, wie Jörg betont. Erst vor wenigen Tagen, am 1. August, ging laut der Behördensprecherin die Mitteilung von der Denkmalschutzbehörde ein, dass an der Denkmalschutzwürdigkeit des 1864 errichteten Walmdachbaus festgehalten werde. Nach derzeitigem Stand soll das Haus als Hausmeisterwohnung genutzt werden.

Die verbliebenen Fahrzeuge, die nicht mitverbrannt sind, aber müssen untergestellt werden. (Foto: Guenther Brunner, Feuerwehr Freimann)

Auswirkungen auf die Planung des Bauvorhabens will das Kommunalreferat nicht erkennen. "Ein Zeitverlust entsteht nicht", sagt Jörg. Der Baubeginn könne "in ein bis zwei Jahren" sein. Die Behörde hatte sich das aber schon einmal anders vorgestellt. In der Vorlage für den Stadtrat zu dem Bauprojekt vom vergangenen Jahr ist in der Anlage 2 unter dem Titel "Projektdaten", Seite 9, als Baubeginn der 6. Oktober 2017 vermerkt.

© SZ vom 07.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: