Freimann:Dem Wellenhaus müssen Bäume weichen

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Für das neue Hauptquartier des Bayerischen Rundfunks an der Floriansmühlstraße wird im großen Stil abgeholzt. Der Sender kündigt 371 Fällungen an, sagt aber Ersatzpflanzungen und Ausgleichsmaßnahmen zu

Von Stefan Mühleisen, Freimann

Der Bayerische Rundfunk (BR) sieht seine Zukunft im Münchner Norden. Auf dem Gelände der bisherigen Außenstelle an der Floriansmühlstraße, am Rande des Landschaftsschutzgebiets Isarauen in Freimann, will die Rundfunkanstalt Redaktionen und Studios bekanntermaßen in einem neuen Mediencampus konzentrieren. Nun werden konkrete Pläne für das 160 Millionen Euro teure Projekt bekannt - und damit auch Eingriffe in die Landschaft, die der BR auf seinem Grundstück durchziehen will: 371 Bäume sollen für das so genannte Aktualitätenzentrum und das "Wellenhaus" weichen, wie der federführende Architekt Aslan Tschaidse jetzt Schwabinger und Freimanner Politikern mitteilte. Da hoben sich erstaunt die Augenbrauen bei den Lokalpolitikern. Der BR-Projektleiter Thomas Kiermeyer beruhigte: "Wir wollen eine landschaftsverträgliche Bebauung und haben der Stadt eine sinnvolle Grünplanung vorgelegt."

Die 20 Hektar große Fläche wird der neue Hauptsitz des Bayerischen Rundfunks. Das Studio-Areal in Unterföhring will der Sender in den nächsten Jahren aufgeben; was mit dem Stammgelände am Rundfunkplatz passiert, ist derzeit noch unklar. Der Baubeginn in Freimann ist für 2017 angesetzt, vier Jahre danach soll alles fertig sein. Am Architekten-Wettbewerb für den neuen BR-Komplex hatten sich 61 Büros aus ganz Europa beteiligt, durchgesetzt haben sich Fritsch & Tschaidse Architekten aus München. Hauptziel ist "ein crossmedialer Um- und Ausbau des BR", wie es Intendant Ulrich Wilhelm formulierte. Die Redaktionen und die Ausstattung der Abteilungen Fernsehen, Hörfunk und Online sollen zusammengefasst und eng verzahnt werden. Wilhelm sprach zuletzt davon, der BR sei angesichts großer Sanierungslasten vor der Alternative gestanden, entweder viele Millionen in die Sanierung des Altbestandes zu stecken "oder gezielt für die digitale Zukunft zu bauen".

Auf Sendung: Gläsern und geprägt von viel großer Fläche - so werden die neuen Gebäude des Bayerischen Rundfunks aussehen. Visualisierung: Bayerischer Rundfunk (Foto: BR; Fritsch & Tschaidse Architekten, Bayerischer Rundfunk)

Kern des Konzeptes ist das Aktualitätenzentrum für Redaktionen und Studios sowie das "Wellenhaus", in das die BR-Hörfunkprogramme einziehen werden. Das Hauptgebäude, ein dreistöckiger Doppelriegel in Ost-West-Ausrichtung, soll im Nordteil des Areals zwischen die bestehenden Verwaltungs- und Sendegebäude eingepasst werden. Nach Angaben von BR-Sprecher Markus Huber gibt es einen gültigen Bebauungsplan für das Flurstück, der 175 000 Quadratmeter als bebaubare Fläche ausweist. Der Gebäudebestand umfasst nach seinen Worten 63 500 Quadratmeter Geschossfläche, an Neubauten werden 38 000 Quadratmeter Geschossfläche realisiert, etwa 13 Prozent der Bestandsgebäude werden abgerissen.

Dem städtischen Planungsreferat liegen seit Dezember zwei Anträge auf Bauvorbescheid vor, die noch in der Bearbeitung sind. Nach Angaben von Architekt Tschaidse wurde das Aktualitätszentrum in einem neuen Entwurf 30 Meter nach Osten versetzt, um mehr Platz für eine "grüne Mitte" zu haben. Im Osten seien Infrastrukturgebäude, etwa für Requisiten und Fahrzeuge, geplant. Im ersten Bauabschnitt soll zunächst im südöstlichen Bereich ein zweigeschossiges Servicecenter mit Showroom, Veranstaltungssaal sowie Seminar- und Konferenzräumen und Tiefgarage realisiert werden, wie Tschaidse darlegte. Ferner sieht das Konzept dort eine viergruppige Kinderkrippe vor. Insgesamt sollen nach Tschaidses Worten nach Fertigstellung vor allem in den Tiefgaragen 1200 Parkplätze zur Verfügung stehen, dazu 400 Fahrradstellplätze.

Grün soll es dennoch bleiben: das Außengelände des Senders in Freimann. Visualisierung: Bayerischer Rundfunk (Foto: BR; Fritsch & Tschaidse Architekten, Bayerischer Rundfunk)

Allerdings wurde bei dem Vortrag deutlich, dass für das Projekt eine Menge Bäume, genauer: 371, weichen müssen. Tschaidse und Kiermeyer waren bemüht, den Willen des BR zu einer verträglichen Lösung zu betonen. "Wir stehen mit der Unteren Naturschutzbehörde wegen Ersatzpflanzungen und Ausgleichsmaßnahmen in Kontakt", sagte Tschaidse, und fügte hinzu: "Wir gehen hier nicht mit der Kettensäge durch." BR-Sprecher Huber betont, dass das Gelände selbst nicht Bestandteil des Landschaftsschutzgebietes sei. Seit der Nachkriegszeit habe sich das Areal von einer Brache erst mit der Nutzung durch den BR zu einer durchgrünten Campus-Anlage entwickelt. "Die grundsätzlich für eine Bebauung vorgesehene Fläche erfordert nun Eingriffe, die eine Realisierung des Baurechts ermöglichen", so Huber. Der BR strebe indes eine hochwertige Bepflanzung an: "Darüber hinaus gehende Ersatzpflanzungen für die zu fällenden Bäume werden im Rahmen des Genehmigungsverfahrens festgelegt und selbstverständlich durchgeführt."

Architekt und Projektleiter werden die Pläne erneut in der Vollversammlung des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann an diesem Dienstag, 23. Februar, im Freizeittreff Freimann, Burmesterstraße 27, vorstellen. Beginn ist um 19.30 Uhr.

© SZ vom 23.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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