Freimann:Angebliches Angebot

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Kindergarten inmitten einer Parkanlage: Die Einrichtung von St. Albert in Freimann grenzt an das Gelände der Situlischule. Dort wurden Abrisspläne für einen Neubaukomplex zuletzt von Denkmalauflagen durchkreuzt. Im Landesdenkmalrat kam nun das kirchliche Grundstück zur Sprache. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Gemeinde von St. Albert ist in Aufruhr, weil das Gelände ihres Kindergartens als mögliche Lösung für das Schulbauprojekt an der Situlistraße ins Spiel gebracht wurde. Die örtliche Kirchenstiftung stellt klar, das Grundstück nicht verkaufen zu wollen

Von Stefan Mühleisen, Freimann

Inzwischen hat sich die Aufregung wieder gelegt in der gut 5000 Mitglieder zählenden katholischen Gemeinde der Kirche St. Albert. Viele haben den Aushang an der Kirchentüre gelesen oder zumindest davon erfahren: Entgegen anders lautenden Meldungen "steht das Grundstück des Kindergartens für den Umbau der Schule an der Situlistraße nicht zur Verfügung!", wird dort, gezeichnet von der Kirchenverwaltung St. Albert, in einer knappen Erklärung klargestellt. Und am Telefon ist Pfarradministrator Jaroslaw Jacek Szwarnog, den alle nur Pater Jacek nennen, daran gelegen, deutlich zu machen: "Die Kirchenstiftung will das Grundstück nicht verkaufen, und der Kindergarten wird keinesfalls geschlossen, er ist für unser Stadtviertel sehr wichtig."

Das glättet die Wogen, die kürzlich vor allem in der Elternschaft des Kindergartens hoch geschlagen waren. Der Grund war eine Debatte in der Sitzung des Landesdenkmalrates (LDR), welche die Kirchengemeinde zunächst nur am Rande betrifft: Das Gremium hatte den Schutzstatus von zwei Gebäuden auf dem angrenzenden Mittelschul-Gelände bestätigt, welche das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege in einer umstrittenen Entscheidung im Juni dieses Jahres in die Denkmalliste aufgenommen hatte. Denn damit machte die Behörde einem Projekt des städtischen Schulreferats einen Strich durch die Planung.

Die beiden Gebäude aus den Fünfzigerjahren, geplant von den Architekten Johannes Ludwig und Franz Ruf, sollten abgerissen werden und einem größeren Neubaukomplex weichen, der gesamte Schulcampus damit um das Dreifache auf gut 1000 Schüler wachsen. Mit der Denkmal-Entscheidung war das erst einmal vom Tisch.

Doch in der LDR-Sitzung brachte der Vertreter des Erzbischöflichen Ordinariats, der Diözese München und Freising, Diözesanbaumeister Hanns-Martin Römisch, das nördlich der Schule gelegene Grundstück zur Sprache, ein Areal zwischen Autobahnrampe, Situlistraße und der Grundstücksgrenze des Mittelschulensembles, wobei - und jetzt ist die Freimanner Kirchengemeinende sehr wohl betroffen - mitten auf dem Gelände der zweigruppige Kindergarten von St. Albert steht.

Die Aufregung entstand, als Robert Brannekämper, Landtagsabgeordneter und LDR-Mitglied, seine Wahrnehmung von Römischs Beitrag öffentlich machte: Der CSU-Politiker berichtete, Römisch habe offeriert, das Grundstück für einen Schulneubau "zur Verfügung zu stellen". Nicht geklärt worden sei, ob es sich dabei um einen Kauf des Geländes oder lediglich um eine Verpachtung handeln könne.

Die St.-Albert-Gemeinde versetzte das jedoch in Aufruhr. "Die Leute dachten, wir hätten das Grundstück verkauft und wollen den Kindergarten schließen", sagt Pater Jacek. "Doch das ist nicht der Fall." Der Eindruck entstand deshalb, weil das Ordinariat das Areal nach dieser Darstellung angeboten hat - doch das Grundstück gehört faktisch nicht der Diözese, sondern der Kirchenstiftung von St. Albert, geführt und getragen seit Jahrzehnten vom Dominikanerorden. Die Pfarrei bildet mit der katholischen Gemeinde Allerheiligen einen Pfarrverband. Nach Pater Jaceks Verständnis wollte das Erzbischöfliche Ordinariat lediglich "ein Signal" an die Stadt senden, dass man in der verzwickten Lage zu helfen bereit sei. Sinngemäß bestätigt die Diözese das - und widerspricht, dass von einem "Angebot" die Rede gewesen sei. "Das Erzbistum hat die Stadt lediglich darauf hingewiesen, dass die Kirchenstiftung von St. Albert nördlich der Schule über ein mit einem Kindergarten bebautes Grundstück verfügt und dass man hier mögliche Alternativen prüfen könnte", sagt Bistumssprecher Christoph Kappes und betont: Diese Prüfung erfolge im Einvernehmen insbesondere mit der Kirchenstiftung.

Pater Jacek lässt unterdessen jetzt schon durchblicken, dass die Überlegungen den Bestand des Kindergartens nicht tangieren sollen. Die Einrichtung, so sagt es der Geistliche, sei äußerst gefragt bei den Freimanner Familien, zumal "mit einem wunderschönen Garten, wie es das in dieser Form selten in München gibt".

Die Grünfläche mit den Bäumen, welche den Kindergarten umgibt, dürfte dabei ohnehin ein Hindernis für etwaige Bauprojekte sein. Nach SZ-Informationen vertreten Fachleute in der städtischen Verwaltung schon jetzt die Auffassung, das Areal habe wohl ziemlich sicher im Genehmigungsverfahren als wertvolle Biotopentwicklungsfläche zu gelten, zumal das Grundstück für den geplanten Neubau wohl ohnehin zu klein sei.

Unterdessen haben Brannekämper und die CSU-Stadträtin Dorothea Wiepcke Kardinal Reinhard Marx bereits vor zwei Wochen per Brief um einen Verkauf des Areals gebeten. "Ein Verkauf des Grundstücks an die Landeshauptstadt München böte die Gelegenheit, sowohl den Erhalt des denkmalgeschützten Schulgebäudes zu gewährleisten, gleichzeitig aber dem wachsenden Schulraumbedarf vor Ort durch eine Erweiterung auf dieser Fläche gerecht zu werden", heißt es in dem Schreiben.

© SZ vom 19.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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