Freimann:Akademische Intensivhaltung

Lesezeit: 2 min

Müssen weichen: die Gebäude der ehemaligen Druckerei Biering.. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Stadtgestaltungskommission übt harsche Kritik an den Plänen für ein weiteres Studenten-Wohnheim an der Freisinger Landstraße. Abgelehnt wird der "Parzellengedanke" für die 355 Apartments

Von Stefan Mühleisen, Freimann

Längst hat die Immobilienwirtschaft Studenten als attraktive Zielgruppe entdeckt, denn der Bau von Wohnheimen ist ein prosperierendes Investoren-Segment: Unternehmen ziehen Gebäude hoch, verkaufen die Apartments an Anleger, die wiederum die Zimmer auf dem umkämpften Mietmarkt anbieten. Dabei entstehen große Blöcke mit vielen Parzellen, deren Ästhetik und Konzeption jenen, die bei der Stadtgestaltung mitreden, manchmal gar nicht behagen. Das wird auch jetzt wieder bei einer Debatte über die Pläne für einen gut 150 Meter langen Komplex an der Freisinger Landstraße in Freimann deutlich. "Das ist wie Käfighaltung", stellt Karin Schmid fest; Jórunn Ragnarsdóttir versucht es mit Galgenhumor: "Studenten sind doch auch Menschen . .

. " Die zwei Architektinnen sind Mitglieder der Stadtgestaltungskommission, eines Expertengremiums, das den Stadtrat berät. Es sind zwei von vielen kritischen Wortbeiträgen in der jüngsten Sitzung zum Projekt der Classic Bautreuhand GmbH & Co KG. Die Gremiumsmitglieder ließen kein gutes Haar am Konzept, das der Münchner Architekt Peter Kupferschmidt vorstellte.

Das Grundstück liegt an einer leichten Biegung der Freisinger Landstraße, Ecke Floriansmühlstraße. Dort steht seit einigen Jahren der Komplex der ehemaligen Druckerei Biering leer; die Firma hatte Insolvenz angemeldet. Der Investor will das wabenartige Gebäude abreißen lassen und an dessen Stelle einen Riegel mit 355 Apartments errichten, wobei der Gebäudekorpus eine "leichte Schuppung" aufweisen soll, wie Architekt Kupferschmidt erklärte. Das heißt: Entstehen soll kein durchgehender Riegel, wie das Studentenwohnheim auf der gegenüberliegenden Straßenseite einer ist. Der Block soll vielmehr in leicht verschobene Segmente gegliedert und zudem mit einer Vorhang-Fassade aus verschachtelten grünen Platten verkleidet werden. Auf der Planskizze sieht das Gebäude wie ein auf den Rücken gelegtes, sägezahnartiges "J" aus, wobei sich die Apartments an der Längsseite nord- und südseits aneinanderreihen; das alles erschlossen von einem langen Gang, der sich durch das Gebäude zieht.

Die Debatte der Experten wuchs sich zu einer grundsätzlichen Kritik an diesem Konzept für studentisches Wohnen aus. Von einem "grusligen langen Flur" war die Rede, von Parzellen, die in der Art der Anordnung nicht verträglich seien. Der Entwurf, so steht es im Beschluss der Kommission, gehe "zu wenig auf die Bedürfnisse der Studenten" ein. Die Kommission lehnt den "Parzellengedanken" ebenso ab wie die "eigenwillige Formensprache" des Projekts.

Peter Kupferschmidt verteidigte die Pläne vergeblich. Das Raumprogramm sei eine klare Aufgabenstellung des Investors. Man habe sich um eine annehmbare Gestaltung bemüht, auch und vor allem in der Gliederung des Gebäudes. "Ich will das jetzt nicht auf den Investor schieben. Aber es gibt einen Unterschied zwischen einem frei finanzierten und einem gemeinnützigen Studentenwohnheim."

Eben deshalb sieht Stadtbaurätin Elisabeth Merk den Rüffel als gerechtfertigt an. "Studentenwohnheime sind mittlerweile reine Investorenprojekte", sagte sie und betont: Die Kritik sei eine Empfehlung, "eine Bitte, ob man aus dem Gebäude nicht doch mehr machen kann".

© SZ vom 04.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: