Freiham:Für Kinder und Eltern

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So wird es aussehen: In dem Haus, das die Wohnungsbaugesellschaft GWG errichtet, soll 2020 der Nachbarschaftstreff einziehen. (Foto: Felix+Jonas Architekten GmbH (Simulation))

Das Familienzentrum in der Quartiersmitte von Freiham-Nord soll zum Mittelpunkt des neuen Viertels werden. Es wird von der Wohnungsbaugesellschaft Gewofag errichtet und soll im Jahre 2020 fertig sein

Von Ellen Draxel, Freiham

Das neue Stadtquartier Freiham-Nord bekommt ein Familien- und Beratungszentrum, zu dem auch eine Ersatzbetreuung in der Kindertagespflege gehören soll. Das hat der Kinder- und Jugendhilfeausschuss des Stadtrats jetzt beschlossen. Konzipiert ist das Familienzentrum als Begegnungs-, Informations- und Bildungsort, auch pädagogische Maßnahmen für Kinder bis zum Alter von elf Jahren sind geplant. Bauherrin der Einrichtung ist die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewofag, sie will 2018 mit dem Neubau beginnen. 2020 soll die Einrichtung dann bezugsfertig sein.

Um möglichst viele Menschen anzusprechen, sind die Angebote der neuen Einrichtung bewusst niederschwellig formuliert. So soll als Treffpunkt und erste Anlaufstelle ein offenes Café dienen: Während sich die Eltern bei einer Tasse Kaffee oder Tee austauschen, können ihre Kinder im angrenzenden Spielezimmer erste Freundschaften schließen. Vorgesehen sind außerdem verschiedene Kurs-, Trainings- und Förderprogramme für Familien. Offen sein soll das Zentrum unter anderem am Abend, an den Wochenenden und in den Ferien. "Die Öffnungszeiten der Einrichtung", heißt es in dem Stadtrats-Papier, "orientieren sich an den Bedürfnissen der Familien".

Wer das Familien- und Beratungszentrum in der künftigen Quartiersmitte der Siedlung einmal betreiben wird, ist noch offen - das Sozialreferat wünscht sich einen gemeinsamen Träger für das Familienzentrum und die Kindertagespflege. Beide Einrichtungen sind unter einem Dach vereint: Die Ersatzbetreuung in der Kindertagespflege bietet zehn Kindern im Alter von bis zu vierzehn Jahren, deren reguläre Tagesbetreuungsperson ausfällt, auf die Schnelle Fürsorge an.

Wie wichtig eine soziale Infrastruktur in Freiham vor allem für Kinder, Jugendliche und Familien ist, zeigt ein Blick in den Demografie-Bericht: Den Stadtbezirk Aubing-Lochhausen-Langwied erwarten bis zum Jahr 2030 die größten Veränderungen in ganz München. Die Prognose rechnet mit einem Anstieg der Bevölkerung um 58,1 Prozent auf mehr als 67 000 Einwohner, besonders die Zahl der Eltern und Kinder soll durch Zuzug und höhere Geburtenraten stark steigen. Bis 2030, so die Kalkulation, nehme die Altersgruppe der Null- bis Vierjährigen um fast 70 Prozent und die Gruppe der Fünf- bis Neunjährigen um 87 Prozent zu. Zehn- bis 14-Jährige soll es dann doppelt so viele geben wie heute.

Das Sozialreferat dringt deshalb darauf, anfangs noch nicht benötigte Räumlichkeiten in Freiham zugunsten von Einrichtungen für Kinder und Familien zwischenzunutzen - die Stadtteilarbeit etwa auf der Fläche des künftigen Stadtteilkulturzentrums anzusiedeln. "Insbesondere der für das Stadtteilkulturzentrum geplante Veranstaltungssaal scheint dabei zur Durchführung von öffentlichen Veranstaltungen, Wettbewerben und Ausstellungen im Rahmen der Stadtteilarbeit besonders geeignet."

In den Kontext sozialer Angebote passt auch der jüngste Beschluss des Sozialausschusses, den ersten Nachbarschaftstreff für Freiham-Nord bereits im Herbst 2019 mit der Arbeit beginnen zu lassen. Die Einrichtung, situiert an der Aubinger Allee nördlich des Quartierszentrums, soll Vernetzungen zwischen den Bewohnern stiften helfen und dazu beitragen, dass sich die Freihamer mit ihrem Stadtteil identifizieren. Der Treff ist mit einer Fläche von 200 Quadratmetern geplant, hat Platz für ein zentrales Nachbarschaftscafé, einen großen Veranstaltungsbereich und eine barrierefreie Außenfläche mit Fahrradabstellplatz und Anschlüssen zum Aufladen von Elektrofahrrädern. Über wie viele Räume der von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GWG zur Verfügung gestellte Treff letztlich verfügen wird, ist aber noch nicht endgültig geklärt.

In Freiham wird, das hat das Sozialreferat mehrmals betont, der integrativen Arbeit "eine hohe Bedeutung" zukommen. Nicht nur, weil der neue Stadtteil dicht an Aubing und Neuaubing anschließt. Der Wohnungsmix besteht auch zu 50 Prozent aus gefördertem Wohnungsbau, und der Anteil der ausländischen Familien liegt bei der Vergabe dieses Wohnraums in München bei mehr als 40 Prozent. Der Bezirksausschuss Aubing-Lochhausen-Langwied hat deshalb kritisiert, dass ein Zusammenwachsen dieser Menschen und ihre Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben im Viertel nicht mit einer halben Personalstelle zu bewerkstelligen sei. Die Lokalpolitiker fordern "eine weitere sozialpädagogische Fachkraft" für diesen Treff.

Das Sozialreferat jedoch sieht "im Moment" wenig Bedarf für eine zusätzliche Stelle. Die Flüchtlinge, die derzeit in Freiham-Süd untergebracht seien, befänden sich noch "außerhalb eines wirkungsvollen Umgriffs". Die Behörde will die Anregung der Stadtteilpolitiker aber in den Gesamtplan Integration aufnehmen. Und für Deutschkurse und andere Gruppen könnten die Räume des Nachbarschaftstreffs jederzeit genutzt werden.

© SZ vom 16.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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