Freiham:Farbe statt Betongrau

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Künstler gestalten die neue S-Bahn-Unterführung in Freiham

Der Entwurf von Johannes und Philipp Liehr erinnert an die hügelige Landschaft zwischen Event-Arena und Olympiastadion im Olympiapark: Anhöhen, die von Radlern erklommen werden, dazwischen Bäume und im Hintergrund ein Bergpanorama. Derzeit gestalten die beiden Künstler die neue S-Bahn-Unterführung an der Freihamer Allee, bisher waren die Betonwände noch jungfräulich.

"Wir haben uns bewusst ein lustiges Design ausgesucht", sagt Johannes Liehr, "es soll den Spaß widerspiegeln, den man beim Radfahren haben kann." Die dargestellte Strecke auf den Bildern korrespondiert mit dem realen Radweg der Unterführung, die Natur in den Gemälden harmoniert mit dem Grün am Stadtrand. Eigentlich sind die Brüder Bildhauer, ab und zu aber wechseln sie das Genre und greifen zu Fassadenfarben, Rollern und Abklebe-Band. "Wir arbeiten nicht mit Spraydosen, wie oft vermutet wird", meint Johannes, mit 32 Jahren der Ältere der beiden, "eher mit klassischem Maler-Werkzeug."

Die Rückwand einer Basketballtribüne am Memminger Platz in Moosach haben die Brüder so bereits verschönert, vor der Schule an der Luisenstraße arbeiteten sie an mehreren Säulen zum Thema Grundrechte des Menschen. Die Freihamer Unterführung ist ihr drittes Projekt dieser Art in München.

Fußgänger und Radfahrer können seit dem 11. August 2015 ohne Umwege aus dem Wohngebiet zum südlich gelegenen Gut Freiham gelangen. Früher gab es dort einen Bahnübergang, jetzt wird der Autoverkehr über die Hans-Steinkohl-Straße ins Freihamer Gewerbegebiet geleitet. Ein Jahr lang dauerte der Bau der 14 Meter langen Unterführung; 3,2 Millionen Euro, gemeinsam getragen vom Bund, der Stadt und der Deutschen Bahn, sind in das Projekt geflossen.

Die Betonwände, die nun Farbe bekommen sollen, bilden nur den Mittelteil der Unterführung. Die Ausgänge zieren helle Gabionenmauern, die nicht nur den Schall besser schlucken, sondern sich auch harmonischer in die Umgebung einfügen. Dass das Baureferat diese Wände aus Natursteinen in Gitterkörben gewählt hat, obwohl sie rund 50 Prozent teurer sind als Betonfassaden, hat mit der Vorgeschichte des Projektes zu tun: Der Bau der Unterführung war kritisiert worden, weil mehrere der bis zu 100 Jahre alten Kastanien entlang der historischen Freihamer Allee weichen mussten.

© SZ vom 19.04.2016 / eda - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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