Freiham:Die Zukunft im Blick

Lesezeit: 2 min

Gut betreut: Im neuen Stadtviertel Freiham wird es ein umfangreiches Angebot für Kinder geben. (Foto: Caroline Seidel/dpa)

In Freiham werden in 15 Jahren etwa 4000 Kinder und Jugendliche leben. Im Quartierszentrum soll es deshalb neben Familienberatung, Kulturzentrum, Bildungslokal und Bibliothek auch ärztliche und therapeutische Betreuung geben

Von Ellen Draxel, Freiham

Freiham, das neu entstehende Viertel für etwa 20 000 Menschen im Münchner Westen an der Grenze zu Germering, ist als innovativer Stadtteil geplant. Inklusiv im Sinne baulicher Barrierefreiheit, mit Rampen, Aufzügen, breiten Türen und behindertengerechten Toiletten. Inklusiv aber auch dank des sozialpolitischen Ziels, allen Bewohnern einen gleichberechtigten Zugang zu den Angeboten im Viertel zu ermöglichen.

Im künftigen Quartierszentrum soll es daher neben einem Haus für Kinder, Familienberatung, einem Stadtteilkulturzentrum, einem Bildungslokal und einer Bibliothek auch eine Anlauf- und Beratungsstelle für ärztliche und therapeutische Leistungen geben. Sie wird sich um Familien mit Neugeborenen und Kleinkindern und deren Sorgen ebenso kümmern wie um Kindergartenkinder, deren Schulfähigkeit es zu prüfen gilt. Vorgesehen sind Kariesprophylaxe-Besuche von Experten in Kindertagesstätten und Schulen, Projekte der Suchtprävention und regelmäßige sozialpädiatrische Sprechstunden von Kinderärzten sowie Kinder- und Jugendpsychiatern. Diese sozialpädiatrischen Sprechstunden richten sich ausdrücklich auch an Menschen, die der deutschen Sprache noch nicht so mächtig sind - angestrebt wird muttersprachliche Beratung. Ebenfalls behandelt werden sollen außerdem Kinder, die zwar krank, aber nicht versichert sind.

"In München ist die medizinische Versorgung insgesamt gut, aber ungleich verteilt", betont Gesundheitsreferentin Stephanie Jacobs in einem Beschlusspapier, über das der Gesundheitsausschuss des Stadtrates am Donnerstag, 10. März, beraten will. Vor allem in den Stadtrandgebieten seien die Angebote im Vergleich zur Innenstadt "häufig unzureichend". Durch die Besiedelung Freihams, das ergab eine Prognose, verjüngt sich der Stadtbezirk Aubing-Lochhausen-Langwied immens: Bei den unter Vierjährigen ist bis 2030 "von einer Zunahme um 66,9 Prozent, bei den Fünf- bis Neunjährigen um ein Plus von 87 Prozent und bei den Zehn-bis 14-Jährigen sogar von einer Verdoppelung im Vergleich zum Jahresende 2013 auszugehen", heißt es im 2015 veröffentlichten Demografie-Bericht. Allein in Freiham, schätzt das Planungsreferat, werden in 15 Jahren etwa 4000 Kinder und Jugendliche leben. Dem will die Stadt Rechnung tragen.

Kinder, das zeigt eine Studie aus der Messestadt Riem, stellen einen wichtigen Integrationsfaktor im Viertel dar. Fehlen Erziehungshilfen und Kriseninterventionsteams und ist die medizinische Versorgung nicht ausreichend gegeben, sinkt auch das Gefühl, dazuzugehören. "Anders als in Riem soll für Freiham Vorbeugen statt Nachsteuern von Anfang an gelten", erklärt Jacobs, "bereits bei der Planung des Stadtteils müssen ausreichende Ressourcen für den Gesundheitsbereich berücksichtigt werden." Innovativ an Freiham ist nicht nur der inklusive Gedanke, sondern auch die referatsübergreifende Planung und die zeitlichen Prioritäten. Quartiers- und Nahversorgungszentren werden in Freiham nicht nach, sondern parallel zur Wohnbebauung errichtet - sodass sie nutzbar sind, sobald die ersten Bewohner dort leben.

Für das Quartierszentrum läuft derzeit ein Realisierungswettbewerb, Bauherrin ist die städtische Wohnbaugesellschaft Gewofag. 2018, schätzt das Unternehmen, kann mit dem Bau des Zentrums begonnen werden. 400 Quadratmeter Fläche wünscht sich das Gesundheitsreferat für die kommunale Gesundheitsvorsorge. Der örtliche Bezirksausschuss unterstützt das Konzept.

© SZ vom 09.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: