Freiham:Beziehungen stiften

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Noch ist Freiham eine Großbaustelle. Doch bereits jetzt laufen die Planungen, wie die Anlaufstellen ausgestattet werden. (Foto: Robert Haas)

Es sollen zwei Nachbarschaftstreffs und eine Integrationsstelle ausgeschrieben werden. Wenn die Bewohner des Viertels einziehen, sollen sie schon Orientierungsangebote bekommen

Von Ellen Draxel, Freiham

Der neue Stadtteil Freiham wird vorausschauend geplant. Bevor die ersten Bewohner in die Neubausiedlung nördlich der Bodenseestraße einziehen, soll ein Großteil der Infrastruktur von Freiham-Nord vorhanden sein - Stadtteil- und Quartierszentren ebenso wie soziale Einrichtungen und Treffpunkte. Das Amt für Wohnen und Migration hat deshalb jetzt einen Entwurf vorgelegt, der die Ausschreibung von zwei Nachbarschaftstreffs in der Gartenstadt Freiham und von Juli 2017 an die Einrichtung einer Integrationsstelle zur Öffnung der Quartierbezogenen Bewohnerarbeit für Flüchtlinge vorsieht. Bei Bezug der Wohnungen sollen die Treffs bereits "Orientierungsangebote und Willkommensprojekte vorbereitet haben". Die Planung befindet sich in einem so frühen Stadium, dass der Entwurf noch nicht einmal innerhalb des Sozialreferats abgestimmt ist.

Nachbarschaftstreffs, heißt es in dem Papier, über das im Juli der Sozialausschuss des Stadtrats befinden soll, seien wichtig, weil sie als "Informationsdrehscheibe fungieren und Gelegenheit zu bürgerschaftlichem Engagement eröffnen". Besonders in Neubauvierteln könnten dank der Treffs "Beziehungen gestiftet" und "Einsamkeit, Benachteiligung, Diskriminierung und Vandalismus verringert" werden. Nachbarn machen in Treffs Angebote für Nachbarn und sorgen so für Bildungsgerechtigkeit fast ohne Kosten, etwa mit einem Café, mit Musikunterricht, Hausaufgabenhilfe, Sprachkursen oder interkulturellen Angeboten. "Kinder- und Müttergruppen werden häufig in Nachbarschaftstreffs aufgebaut, auch eigenorganisierte Seniorenarbeit kann sich in einem Treff entwickeln."

Freiham soll künftig zwar sowohl ein Familienzentrum als auch eine Begegnungsstätte für Senioren bekommen, doch diese Angebote sind nicht vorhanden, wenn von 2018 an die ersten Bewohner einziehen. Auch die Betreuung der Kinder am Nachmittag und die Freizeitmöglichkeiten am Wochenende seien anfangs noch unzureichend, so das Amt. "Das entstehende Stadtviertel braucht in den ersten Jahren Übergänge zu den Regeleinrichtungen, Ersatzräume und Anlaufstellen." Bei einer Tasse Kaffee oder Tee könnten sich Nachbarn austauschen, ihrem Ärger Luft machen und sich gegenseitig um Hilfe bitten.

Entstehen sollen die zwischen 150 und 200 Quadratmeter großen Treffs an zentralen Orten in der Mitte und im nördlichen Teil des ersten Realisierungsabschnitts in Gebäuden der städtischen Wohnungsbaugesellschaften GWG und Gewofag. Beide werden nach dem Wunsch des Amtes für Wohnen und Migration über einen etwa 70 Quadratmeter großen Veranstaltungsbereich plus zwei kleinere Räume für Arbeits- und Kindergruppen verfügen. Dazu sind jeweils ein Büro, Sanitär- und Abstellräume vorgesehen. Der 50 Quadratmeter große Außenbereich soll mit jeweils drei oder vier Leihfahrrädern, Kindersitzen, Anhängern und mindestens einem E-Bike samt Ladestation ausgestattet werden. Im Treff Freiham-Mitte ist zusätzlich "ausreichend Platz für ein zentrales Nachbarschaftscafé" eingeplant.

Freiham wird als inklusives Viertel entwickelt, die Ausgestaltung der Räumlichkeiten und die Programmgestaltung nehmen Rücksicht auf Menschen mit körperlichen, seelischen und geistigen Behinderungen. Die Treffs werden deshalb nicht nur ebenerdig und barrierefrei zugänglich sein, sie bekommen auch Hilfsmittel wie etwa akustische Signale und Blindenschrift.

Die Leitung der Treffs sollen Hauptamtliche übernehmen, finanziert mit einer halben Stelle. Die Behörde plädiert dafür, zusätzlich einen Sozialpädagogen in Teilzeit anzustellen, der sich um die Integration von Flüchtlingen kümmert. In Freiham-Süd gibt es zwei Gemeinschaftsunterkünfte, die Asylsuchenden sollen an den Aktivitäten der Treffs teilhaben und sich selbst mit Angeboten einbringen können. Da jeder der letztlich vier für Freiham vorgesehen Nachbarschaftstreffs von unterschiedlichen Trägern bespielt werden kann, sieht das Amt für Wohnen und Migration außerdem die Notwendigkeit einer Koordinationsstelle. Der Bezirksausschuss Aubing-Lochhausen-Langwied jedenfalls befürwortet das Konzept als "gute Sache": Die Lokalpolitiker haben den ersten Entwurf "positiv zur Kenntnis" genommen.

© SZ vom 03.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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