Frauenfußball-Bundesliga:Suche nach dem Selbstverständnis

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Die Spielerinnen des FC Bayern verlieren das nächste Spitzenspiel in Freiburg durch zwei Tore von Nationalspielerin Hasret Kayikci 0:2. Trotz Rückstand zeigen die Münchnerinnen keine große Gegenwehr.

Von Julian Budjan, München

Der FC Bayern ist bekannt für sein ganz eigenes Selbstverständnis. Von der "Mia san Mia"-Mentalität wird da gerne gesprochen: Jene Fähigkeit, sich nicht unterkriegen zu lassen, ganz gleich, welcher Rückschlag das Team in einem Spiel ereilt. Die Frauen des FC Bayern, so scheint es, haben dieses Zutrauen in die eigene Stärke in diesem Jahr noch nicht wiedergefunden, 0:2 verloren sie das Spitzenspiel beim SC Freiburg.

Wie der am Möslestadion vorbeirauschende rote Regionalzug immer mal wieder die idyllische Kulisse aus Natur und Einfamilienhäusern aus dem Gleichgewicht brachte, so nutzte der SC Freiburg in Person der herausragenden Hasret Kayikci am Samstag Momente der Unsicherheit im Spiel des FC Bayern. "Es ist an der Zeit, etwas zurückzugeben", hatte Kayikci nach ihrer Vertragsverlängerung unter der Woche gesagt und im Spitzenspiel am Samstag gleich damit angefangen. Die deutsche Nationalstürmerin, die schon beim 1:0 im Hinspiel getroffen hatte, machte beide Tore für den SCF. Der FC Bayern hatte offensichtliche Abstimmungsprobleme in seinem Spiel, zeigte sich zudem schläfrig in der Rückwärtsbewegung.

"Bayern hatte aus dem Spiel heraus keine wirkliche Chance"

Durch einen Konter erzielte Freiburg so nach einer Stunde Spielzeit das Führungstor. Nach Ballgewinn im Mittelfeld ging es innerhalb weniger Sekunden über mehrere Stationen in Richtung Bayern-Tor, nur Viktoria Schnaderbeck konnte mit der startenden Kayikci mithalten, doch sie spitzelte der heraneilenden Torhüterin Manuela Zinsberger den Ball vor den Füßen weg und legte ihn so Kayikci vor, die nur noch einschieben musste.

Dabei fiel der Treffer für den SCF in eine Phase, in der der FC Bayern nach ereignisarmer erster Halbzeit mehr und mehr Druck auf den Gegner aufgebaut hatte, ohne sich aber hochkarätige Chancen zu erspielen. Mehrmals flog der Ball durch Abschlüsse von Fridolina Rolfö oder Sara Däbritz aus der zweiten Reihe auf den Kasten von Freiburg, zu ungefährlich um die sichere Laura Benkarth im Tor zu überwinden. Bis in den Strafraum des Gegners konnte der FCB selten vordringen. "Bayern hatte aus dem Spiel heraus keine wirkliche Chance", wunderte sich Kayikci.

Etwas merkwürdig erschien auch das ausbleibende Aufbäumen der Gäste gegen die drohende Niederlage, vielmehr wirkten die FCB-Frauen durch das Gegentor gehemmt, Verena Faißt spielte am eigenen Strafraum einen Pass exakt zur unbedrängten Kayikci, Zinsberger rettete mit starker Fußbabwehr. Aber es half nichts, kurz vor Ende des Spiels segelte ein hoher Ball aus dem Mittelfeld in Richtung Gäste-Strafraum. Schnaderbeck ließ sich von Lena Petermann überlaufen, die zwar noch an Zinsberger scheitert, doch als der Ball nach außen zu Kayikci kam, sorgt diese mit einem sehenswerten Heber über alle hinweg für die Entscheidung. Ein unglücklicher Tag für Schnaderbeck, die von den Kolleginnen aber auch alleingelassen wurde.

Bei Bayern bleibt nach dieser schmerzlichen Pleite die Erkenntnis, dass es eben doch nicht so einfach ist, aus einer zwei Monate langen Winterpause zu kommen. Und dass das Team noch Zeit braucht, bis es wieder zu seinem Spiel und Selbstverständnis aus der Hinrunde findet. Generell wirkt es aber, als sei die Mannschaft in dieser Saison in den entscheidenden Duellen mit den Konkurrenten Freiburg und Wolfsburg um Champions-League-Plätze und Meisterschaft nicht auf der Höhe. Alle drei dieser Spitzenspiele verloren die FCB-Frauen bisher, Rang drei ist nun die logische Konsequenz.

© SZ vom 26.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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