Frauenbasketball:Trennung mit Schmerzen

Lesezeit: 2 min

Rüdiger Wichote, 49. (Foto: Claus Schunk)

Sein Aus bei der TS Jahn München hat den Trainer Rüdiger Wichote unerwartet getroffen. Der Abschied lief auch längst nicht so reibungslos, wie es der Verein bislang darstellte.

Von Karl-Wilhelm Götte, München

Rüdiger Wichote war arglos. Zu einem Gespräch war der Basketballtrainer des Frauen-Zweitligisten Jahn München im April geladen worden, er habe angenommen, es gehe um eine Analyse der abgelaufenen Saison. Stattdessen teilten ihm der Abteilungsleiter Matthias Fackler und der Fördervereinsvorsitzende Franz Ostermayer mit, dass der Verein nicht mehr mit ihm plane, dass er seinen Platz nach acht Jahren räumen solle. Als Nachfolger haben Markus Klusemann und Co-Trainerin Petra Fackler das Team übernommen, die bisher für die U-18-Bundesliga-Mädchen verantwortlich waren.

Wichote macht nun auf Nachfrage deutlich, dass sein Abschied keineswegs so einvernehmlich lief, wie vom Verein bislang dargestellt. Der Streit landete sogar vor dem Münchner Arbeitsgericht.

"Das Aus kam für mich sehr überraschend", erzählt Wichote. Die Saison in der Südgruppe der zweiten Liga war ja erfolgreich verlaufen. Die TS Jahn hatte sich erneut für die Playoffs qualifiziert, war im Halbfinale gegen Bamberg nach drei nervenaufreibenden Duellen ausgeschieden. Doch statt Lob bekam der 49-jährige Diplom-Sportlehrer etwas zu hören von "Abnutzungserscheinungen", von "neuen Impulsen" und "frischem Wind". Das hätte er akzeptieren können, sagt er, "so ist das Geschäft", wenngleich es doch unstrittig sei, dass er beim Jahn etwas aufgebaut habe. Das sei nicht immer leicht gewesen, da der Verein im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten keine Profis beschäftigt. Vor allem sei er "fest davon überzeugt, dass mir die Mischung aus jungen und erfahrenen Spielerinnen immer gelungen ist". Deshalb ist er äußerst verärgert, dass ihm auf der Internetseite des Vereins vom neuen Teamchef Ostermayer just vorgeworfen wurde, er habe junge Talente zu wenig eingebaut. "Dieser Vorwurf ist eine Zumutung", empört er sich und verweist auf Einsätze von Leonie Fiebich, Johanna Häckel, Lea Pfeifer oder Emily Bessoir.

Abteilungsleiter Fackler bemüht sich um Richtigstellung: "Rüdiger Wichote hat auch im Jugendbereich eine gute Arbeit geleistet", sagt er. "Wir haben ihm viel zu verdanken." Das Team stehe jetzt aber vor einem Umbruch, da passe der neue Trainer gut. Ostermayer mäßigt seine Kritik, bekräftigt aber: "Wir haben die Durchlässigkeit tatsächlich ein wenig vermisst."

Die Entlassung Wichotes lief nicht reibungslos, weil der Trainer vom Hauptverein unbefristet angestellt worden war. Wichote reichte Klage beim Arbeitsgericht München ein, beim Schlichtungstermin signalisierte die Richterin dem Anwalt des Hauptvereins, dass dieser den Prozess verlieren werde, weil sie keinen sachlichen Grund für die Kündigung sah, und empfahl eine gütliche Einigung. Mitte Juni verständigte man sich auf eine Abfindungshöhe. Wichote bedauert diese Art der Trennung. "Jahn München ist ein toller Verein mit einer beispielhaften familiären Atmosphäre", sagt er. Man spürt, dass ihm der Verein eine Herzensangelegenheit war.

Über Nachfolger Klusemann sagt Wichote: "Ein prima Trainer, ich wünsche ihm alles Gute." Er selbst will nach 25 Jahren eine Pause machen. Er war Landestrainer, in Bayern wie auf Bundesebene für die Trainerausbildung zuständig, machte in der Bundesliga Videoanalysen für den FC Bayern und fungierte viele Jahre als Assistenztrainer des deutschen Frauen-Nationalteams. "Vielleicht gibt es irgendwo einen Beraterposten, aber ich will mich mal nicht vier, fünf Tage in der Woche mit Basketball beschäftigen"

© SZ vom 24.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: