SZenario:Inbegriff von Noblesse

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Jesuitenpater Friedhelm Mennekes (links) und Herzog Franz von Bayern nach der Preisverleihung im Garten der Katholischen Akademie. (Foto: Florian Peljak)

Die Katholische Akademie in Bayern verleiht den Romano-Guardini-Preis an Franz Herzog von Bayern für sein kulturelles und wissenschaftliches Engagement. Der Chef des Hauses Wittelsbach wird als Meister des Gesprächs und der Vermittlung gefeiert - und als bescheidener Mensch.

Von Andrea Schlaier

Die kleine Gruppe steht in der späten Sonne, die im flachen Winkel hereinleuchtet vom malerischen Park vor Schloss Surenes in diesen gläsernen Innenhof. Ein älterer Herr im locker sitzenden dunkelblauen Zweireiher tritt hinzu, eine Verbeugung andeutend nimmt er sacht die Hand der Dame im Rund: "Ich bin der Bruder, der jüngere", bedeutet er und schmunzelt dabei dem älteren, der ihn in die kleine Gesellschaft gebeten hat, zu. Beide haben offensichtlich den selben Schneider. "Ach", erheitert sich die Frau mit den springenden roten Locken, "ich kenn Sie nur aus dem Fernsehen." Das ist lustig. Weil es Max Herzog von Bayern mit der Kabarettistin und Schauspielerin Luise Kinseher genauso geht. Der große Bruder beobachtet den aufkeimenden Dialog mit feinem Lächeln. Franz Herzog von Bayern steht an diesem Abend eigentlich im Mittelpunkt. Seit er vor einer halben Stunde aus seiner dunklen Limousine vor der Katholischen Akademie in Bayern an der Mandlstraße ausgestiegen ist, versteht er es, diesen Eindruck gar nicht erst aufkommen zu lassen.

"Den Inbegriff von Noblesse" wird diese Haltung wenig später Akademiedirektor Achim Budde nennen, "das Gewicht seiner Worte, seine natürliche Autorität in Kontrast zu seiner unfassbaren Bescheidenheit." Sie ist bezeichnend für den Mann, der heute, wenn die Geschichte einen anderen Verlauf genommen hätte, bayerischer König wäre. Seine "feine, vornehme zurückhaltende Art" sei ein Phänomen. Doch dafür wird der 88-Jährige am Dienstagabend von der Katholischen Akademie nicht ausgezeichnet. Den mit 10 000 Euro dotierten Romano-Guardini-Preis erhält Herzog Franz von Bayern für sein kulturelles und wissenschaftliches Engagement, für "hervorragende Verdienste um die Interpretation von Zeit und Welt auf allen Gebieten des geistigen Lebens".

Als Sammler und Förderer moderner Kunst habe er einen hohen Anteil am heutigen Gesicht wichtiger Kulturinstitutionen wie der Pinakothek der Moderne und des Zentralinstituts, begründet Carla Schulz-Hoffmann die Wahl im Namen der Akademieleitung. "Dabei sah und sieht er seine Rolle zuvörderst in der des motivierenden, das Gespräch als Basis jeder zielführenden Lösung suchenden Vermittlers." Sein unermüdliches und vielfältiges Engagement in Organisationen aus Kultur, Religion und Gesellschaft legten darüber hinaus ein "beeindruckendes Zeugnis" davon ab, dass die Suche nach der Wirklichkeit am Leitfaden der Kultur kein Selbstzweck sei, sondern - ganz im Sinne des Theologen und Religionsphilosophen Guardini - "ihre Vollendung erst findet im Verstehen des Weltganzen und in der Sorge um die Einbettung des Menschen in die Natur".

Als Laudator malte Jesuitenpater Friedhelm Mennekes nach, wie sich dieses "Suchen und Finden" in erster Linie zeitgenössischer Kunst im Verbund mit Weggenossen für Herzog Franz seit der Nachkriegszeit entwickelte. Der Chef des Hauses Wittelsbach dankte nach all den Lobpreisungen explizit dem Bayerischen Innenminister Joachim Herrmann (CSU) für dessen Grußwort, weil er erwähnt habe, "dass man neben dem Interesse für Kunst und Kultur auch die sozialen Zeichen und das Miteinander im Leben der Menschen nicht vergessen darf". In der Welt gebe es unendliche Probleme, auch die Krise in der Kirche, "da sind so viel Steine, das man den Weg kaum mehr erkennen kann. Aber er führt hinaus". Kardinal Reinhard Marx fühlte sich im Anschluss vom "Preisträger" inspiriert, "die Dinge sehen, nicht ausweichen, aber dann doch nicht resignieren".

Der Himmel hat sich eingetrübt, als die 300 Festgäste aus Glaubenswelt, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft mit einem Glas Wein in der Hand im Park auf Herzog Franz warten. Der 88-Jährige hat noch zu tun. Mit angedeuteter Verbeugung und ausgetreckter Hand dankt er jedem Solisten der Münchner Philharmoniker, den Musikern des Abends, einzeln. "Sie waren für mich heute ein Geschenk."

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