Franco L.:Der Investor, der Fußball und die Praterinsel

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Franco L., der geheimnisvolle Mäzen des Fußball-Drittligisten Unterhaching, wollte auch das Gebäudeensemble auf der Isarinsel kaufen. Doch der spektakuläre Deal scheiterte: L. zahlte nicht.

Bernd Kastner

Es muss ein schönes Fest gewesen sein, damals, Mitte Juli im "Kesselhaus". Es gab gutes Essen und Hirsebier, dazu afrikanische Musik, und der Erlös des Abends kam verwaisten Elefantenbabys zugute. Mit dem Charity-Event im Freimanner Industriegebiet zugunsten eines "Wildlife Trusts" wollte aber offenbar auch ein italienischer Unternehmer in München Fuß fassen.

Das Leben am Fluss: Die Gebäude der ehemaligen Likör- und Essigfabrik Riemerschmid sollten verkauft werden - doch das Geschäft platzte. (Foto: Catherina Hess)

Franco L. heißt er, sein Name ist erst seit ein paar Tagen in München ein Thema: Am Donnerstag wurde bekannt, dass er als Sponsor die Spielvereinigung Unterhaching, den finanziell in Bedrängnis geratenen Fußball-Drittligisten, über Wasser halten soll. Der Vertrag soll bereits im Juli geschlossen worden sein, der Verein verschwieg dies jedoch seither.

L. scheint als Geschäftsmann von einer nebulösen Aura begleitet zu sein. Wegen des Elefanten-Events hat er eine Zahlungsklage vor dem Landgericht München am Hals, es geht um angeblich nicht bezahlte Rechnungen von gut 100.000 Euro. Weit spektakulärer aber ist sein gescheiterter Versuch, sich auf der Praterinsel niederzulassen. Er wollte über eine Firma das größte Gebäudeensemble dort kaufen - zahlte aber nicht.

Die von der Isar umflossene Praterinsel samt ihrer Immobilie, der ehemaligen Likör- und Essigfabrik Riemerschmid, gilt als einzigartige Location in München. L. schloss nach SZ-Informationen im Mai 2010 einen Kaufvertrag über das Ensemble mit dem Augsburger Immobilienunternehmen Patrizia. Es ging dabei um einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Offizieller Käufer soll eine kurz zuvor gegründete Firma mit Sitz in Hongkong gewesen sein, sie nennt sich Global Development Partners, kurz GDP. Bei der Patrizia kam jedoch nie Geld an. Das Geschäft platzte.

Was ist das für ein Mann, der hinter dem gescheiterten Deal steckt? Anfang 50 ist er. Geschäftspartner beschreiben ihn als weltläufig, sympathisch und charmant im Umgang. Aus Geld mache er sich nicht viel, soll er gesagt haben, zugleich habe er sich immer großzügig gezeigt und spendabel. L. soll, berichten Geschäftspartner, in München in einem sehr guten Hotel logiert haben und sich dennoch auf Understatement verstehen. Seriös und eloquent scheint er aufgetreten zu sein, geradezu "hanseatisch", wie ein Verhandlungspartner es nennt.

Es gibt jedoch auch Hinweise, die nachdenklich machen. So finden sich auf der Internet-Seite der Depro-Group, die angeblich seine Firma ist, weder Impressum noch sonstige formale Firmenangaben. Als Kontaktmöglichkeiten sind eine Adresse in Bozen, Telefon- und FaxNummern in Tschechien sowie eine Anschrift in Wien genannt, beim Stephansdom um die Ecke. Dort befindet sich ein Appartementhaus, das sich vor allem an Manager wendet, die für kurze Zeit eine möblierte Bleibe suchen. Bei der Depro handelt laut Homepage um eine Immobilien-Projektentwicklungs-Firma, spezialisiert auf Ost- und Südost-Europa.

Für diese Depro, berichten ehemalige Geschäftspartner, habe L. Anfang 2010 Büroräume in München gesucht, zur Miete. Im Laufe der Verhandlungen mit der Patrizia sei es ihm aber irgendwann rentabler erschienen, gleich das ganze Ensemble auf der Praterinsel, bestehend aus fünf Häusern, zu kaufen. "Im Rahmen der Mietvertragsverhandlungen kam man zu dem Ergebnis, dass er die Objekte kaufen möchte", teilt die Patrizia mit. Seit die Augsburger an eine Eventagentur vermietet haben, steigen in den Gewölberäumen auf der Insel regelmäßig Partys, es finden Ausstellungen statt, und der Künstler Flatz hat dort auch immer noch ein Atelier.

Man traf sich nach SZ-Informationen im Mai bei einem Münchner Notar. Verkäufer war die Firma Patroffice. Deren Haupteigner sind je zur Hälfte eine dänische und eine holländische Pensionskasse. Die Patrizia hält daran nur gut sechs Prozent, managt aber die Immobilie. Wenige Wochen nach Vertragsschluss war den Verkäufern klar, dass kein Geld mehr kommt. Man zog die Reißleine.

Parallel zum Prater-Deal müssen die Gespräche zwischen L. und der Spielvereinigung Unterhaching gelaufen sein. Seit rund drei Monaten wartet der Klub nun auf das zugesagte Geld. Am Freitagabend teilten Verein und L. per Presseerklärung mit, dass die entsprechenden Verträge erfüllt würden. Hinter L. steht nach Angaben von Klubpräsident Engelbert Kupka eine namentlich nicht genannte Investorengruppe.

Auf Geld von Franco L. warten nach eigenen Angaben weitere Geschäftspartner, glaubt man der Klageschrift der Firma Pep, was für "People for People" steht. Die Firma richtete den Event im Kesselhaus aus und sollte angeblich die Gesamt-Promotion für L.'s Firma Depro machen. Pep fordert laut der Klageschrift rund 80.000 Euro, die die Veranstaltung gekostet habe und die L. habe übernehmen wollen.

Des Weiteren sei L. Honorar schuldig geblieben und auch Reisekosten eines Geschäftspartners nach Hongkong. Dort habe dieser für L. die Gründung der Firma GDP vorbereitet, die dann die Praterinsel erwerben wollte.

Einer, der einst mit L. kooperierte, berichtet, dass heute Briefe an den Geschäftsmann an dessen Adresse in Wien als unzustellbar zurückkämen. In dem Münchner Hotel, in dem er wohl lange Zeit über wohnte, ist derzeit kein Gast mit Namen L. verzeichnet.

Auf Anfragen der SZ mit der Bitte um Stellungnahme zu seinen geschäftlichen Aktivitäten hat L. bislang nicht geantwortet. Über einen Anwalt ließ er am Freitagabend mitteilen, sich zu Beginn dieser Woche äußern zu wollen. Am Sonntagabend teilte ein zweiter Anwalt mit, dass L. sich gar nicht mehr äußern wolle.

An der Praterinsel ist das Hin und Her spurlos vorübergegangen. Eine große Maklerfirma sucht nach wie vor nach Mietern, und auf dem Dach des knapp 100 Jahre alten Hauptgebäudes weht weiter die Fahne der Patrizia. Derzeit befinde man sich nicht in Verkaufsverhandlungen, lassen die Augsburger wissen.

© SZ vom 18.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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