Förderprogramm:München will Zentrum für Graffiti-Kultur werden

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  • Das Münchner Kulturreferat will mehr Geld für Street Art zur Verfügung stellen.
  • Die Stadt soll wieder führend bei Graffiti und Street Art werden.
  • Es ist noch nicht lange her, dass die bunten Bilder an Fassaden als Sachbeschädigung gesehen wurden.

Von Franz Kotteder

Auf den ersten Blick liest sich manches etwas merkwürdig, was unter dem Begriff "Street Art" geführt wird. Etwa die Aktion "Graffiti für Blinde", für die der Künstler Alexis Dworsky derzeit zehn auf Wände gesprühte Bilder mittels Noppen in die für Blinde tastbare Braille-Schrift umsetzt. Die werden dann auf Hausfassaden geklebt, damit auch Blinde das Street-Art-Erlebnis nachvollziehen können.

Oder das für kommendes Jahr geplante Projekt mit dem portugiesischen Künstler Vhils. Der habe das Genre "mit seinen großflächigen Reliefarbeiten auf spektakuläre Weise erweitert", sagt das Kulturreferat: "Statt zur Sprühdose zu greifen, zaubert er seine Werke mit der Schlagbohrmaschine an die Hauswände."

Die Hausbesitzer unter den Stadträten mögen da im Kulturausschuss am Donnerstag innerlich ein bisschen zusammengezuckt sein, als es um den Punkt "Street Art und Graffiti in München fördern" ging. Ansonsten aber herrschte helle Begeisterung in den einzelnen Fraktionen über die Pläne des Kulturreferats, diese Kunstrichtung, in der München in den Achtzigerjahren schon einmal führend gewesen ist, auch in Zukunft stärker zu fördern. Kulturreferent Hans-Georg Küppers (SPD) hatte erst vor eineinhalb Jahren ein Konzept eingebracht, das pro Jahr 80 000 Euro für verschiedene lokale und internationale Projekte beinhaltete.

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Mehr Aufmerksamkeit für die Szene

Für kommendes Jahr hatte seine Behörde nun vorgeschlagen, diese Summe noch einmal um 100 000 Euro zu erhöhen. Jetzt aber sind es insgesamt sogar 280 000 Euro, die dafür zur Verfügung stehen - denn die CSU-Fraktion war so begeistert von der Arbeit des Vereins Positive Propaganda, dass sie für dessen Tätigkeit weitere 100 000 Euro zusätzlich zur Verfügung stellen wollte. So geschah es dann auch, trotz Bedenken der Grünen und der FDP, die dieses Geld lieber in einem allgemeinen Graffiti-Topf gesehen hätten, letztlich aber doch zustimmten.

Das gesamte Förderprogramm hat zum Ziel, München wieder zu einem Zentrum der Graffiti-Kultur zu machen und der internationalen Street-Art-Szene mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Deshalb will die Stadt künftig mehr Flächen für Graffiti und andere Formen der künstlerischen Fassadengestaltung zur Verfügung stellen sowie Workshops und internationale Festivals veranstalten. Auch eigene "Street-Art-Stadttouren" soll es künftig geben. Ins Geld gehen dabei insbesondere zeitlich begrenzte Fassadengestaltungen an den Häusern von Privateigentümern - die gestatten zwar oft Graffiti, aber nur für einen bestimmten Zeitraum. Und die Entfernung nach beispielsweise zwei Jahren muss dann oft gesondert bezahlt werden.

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Alles andere als Sachbeschädigung

Teuer ist aber auch der Austausch mit internationalen Künstlern, wegen der Reise- und Übernachtungskosten. So hat der Verein Positive Propaganda, der über gute Kontakte in die internationale Street-Art-Szene verfügt, in diesem Jahr nur mit städtischer Unterstützung die Künstler Shepard Fairey und Blu für die Gestaltung großformatiger Wandgemälde nach München holen können. Um diese Kontakte auszubauen, soll er nun 100 000 Euro bekommen, zunächst befristet auf drei Jahre.

Bürgermeister Josef Schmid (CSU) befand: "Street Art zu fördern, steht einer Großstadt gut an", und Grünen-Sprecher Florian Roth zeigte sich glücklich, "dass wir beim Thema Graffiti jetzt über den Begriff der Sachbeschädigung weit hinaus sind". Die Vollversammlung muss dem Programm allerdings noch zustimmen.

© SZ vom 04.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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