Flughafen München:Zweifel an der dritten Startbahn

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Seehofer könnte bald schon vom Flughafen-Ausbau abrücken

Der Bau einer dritten Startbahn am Münchner Flughafen wird offenbar immer unwahrscheinlicher. In der CSU mehren sich die Zweifel, dass Ministerpräsident Horst Seehofer das Projekt noch befürwortet. Man habe vielmehr den Eindruck, dass Seehofer einer weiteren Piste zunehmend skeptisch gegenüberstehe, verlautet es aus Parteikreisen. So soll die Flughafengesellschaft FMG bislang keinen ausreichenden Nachweis für die wirtschaftliche Notwendigkeit des Ausbaus erbracht haben. Aus der Landtagsfraktion heißt es, Seehofer habe deshalb Nachbesserungen gefordert.

Einzelne CSU-Politiker sehen es mittlerweile als wahrscheinlich an, dass Seehofer ein Moratorium anstrebt. Bis zum Ende seiner Amtszeit im Jahr 2018 sei nicht damit zu rechnen, dass die dritte Startbahn in Angriff genommen werde. Hubert Aiwanger, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, glaubt, Seehofer wolle "aus der Nummer raus und sucht jetzt den Ausgang". Der Ministerpräsident weist solche Spekulationen als "falsch" zurück. In einem Dialogprozess lässt er sich derzeit die Argumente für und gegen eine dritte Piste nennen. Er führe die Gespräche "völlig ergebnisoffen". Am Donnerstag empfing Seehofer zunächst Kommunalpolitiker aus den betroffenen Landkreisen, nachmittags setzte er im Landtag seine Gespräche mit den Oppositionsparteien fort. Der Austausch habe in "angenehmer Atmosphäre" stattgefunden, berichtet SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher. Über den Inhalt wurde Stillschweigen vereinbart. Die SPD ist der Auffassung, dass der Bürgerwille von 2012 bis heute zu respektieren und nur durch eine weitere Befragung der Bevölkerung aufzuheben sei. Damals entschieden die Bürger gegen eine dritte Startbahn, rechtlich bindend ist das Votum aber nicht mehr. Wie schon die Vertreter der Anti-Startbahn-Initiativen berichteten auch die Kommunalpolitiker unisono von einer offenen Atmosphäre und dem Eindruck, dass sich der Regierungschef tatsächlich mit ihren Argumenten auseinandersetzen wird. Er sei "beeindruckt von dem Gespräch und habe ein gutes Gefühl", resümierte Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher.

© SZ vom 02.10.2015 / wiw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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