Filmdreh im Sündenpfuhl:Filmdreh kreuzt Kneipenalltag

Die Arbeiten gehen daher auch nicht am Kneipenalltag vorbei: Gleich am ersten Abend gab es nur lauwarmes Bier für die durstigen Gäste, weil jemand während des Drehs das lästige Brummen abgestellt hatte: das Kühlsystem der Zapfanlage. An einem anderen Tag vergaßen die Techniker, ein paar Boxen wieder aufzuhängen und nahmen die Verankerungen mit - nur einseitige Musikbeschallung war die Folge. Trotzdem ist die Stimmung gelassen, auch die Nachbarn tragen dazu bei: Weil die Schwabinger 7 keine Nebenräume hat, wurde die Maske kurzerhand in "Mama's Kebap Haus" und das Catering ins Monopol-Kino ausgelagert.

An der grasgrünen Wand des angrenzenden Skaterladens lehnt nun Götz Otto in seinem schrillen Kostüm, gestikuliert grazil und klimpert mit den langen falschen Wimpern. "Eigentlich war seine Rolle anders gedacht, eher als volltätowierter Typ. Als ich sah, dass Götz Otto für die Rolle des Bruno zugesagt hat, meinte ich zu Stefan: Da müssen wir unbedingt eine Dragqueen draus machen", erzählt Arnold. Otto sei sofort begeistert gewesen und fühlt sich offensichtlich wohl: "Ich habe noch nie jemanden so oft Singen hören am Set. Und das ist doch ein Zeichen, dass es einem gut geht."

Alle sind mit viel Engagement dabei, verzichten sogar auf ihre Gage. Denn neben dem Pay-TV-Sender 13th Street Universal stellen Arnold, Hering und Schaffarczyk je zu einem Drittel das Budget bereit - Spielraum für Extrawünsche gibt es da nicht. "Der Film nimmt sich, was er braucht", bringt Christof Arnold das Mantra der Produktion auf den Punkt.

In den vergangenen Wochen und Monaten hätten sie sich sehr oft die Haare über Probleme gerauft: Drei Tage vor Drehbeginn sagte Rolf Zacher gesundheitsbedingt ab, ohne 3D-Technik waren alle bisherigen Vorbereitungen hinfällig, und die Finanzierung schien wackelig. Doch dies alles erwies sich als halb so wild: Kurzfristig sprang Arthur Brauss für Zacher in der Rolle der "Gestalt" ein, die 2D-Technik erwies sich als geeigneter - und auch das Budget reichte.

"Der Film wird wohl hauptsächlich auf Festivals laufen", beschreibt Schaffarczyk die Zukunft des Projekts. Die Fernsehrechte liegen bei dem der amerikanischen NBC-Universal-Gruppe angehörigen Sender. Eine Premiere für das Münchner Publikum wird aber stattfinden - entweder im Kino an der Münchner Freiheit oder im neuen Monopol-Kino in der Schleißheimer Straße. Wenn es soweit ist, haben Abrissbirne und Bagger ihren Job mit der Schwabinger 7 wohl schon erledigt.

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