Festival "Dance":Whistleblower und ein Messias

Richards Siegals neuer Kompanie, das "Ballet of Difference", ist auf dem Festival "Dance" zu sehen. (Foto: ShokoPhoto)

Dieses Programm will Konventionen brechen. Die Tanzbiennale "Dance" legt in diesem Jahr den Schwerpunkt auf Politisches.

Von Rita Argauer

Der Wonnemonat Mai zeigt sich in München in Form des zehntägigen Tanzfestivals "Dance". Kuratorin Nina Hümpel hat in diesem Jahr allerdings ein Programm zusammen gestellt, das weit entfernt ist von wonnig-romantischer Bewegungslust im Frühling. Mit den Konventionen zu brechen, sei das Motto dieses Programms gewesen.

Und Hümpel lenkt nicht nur mit sechs Uraufführungen den Blick auf Neues und Unbekanntes, sondern auch mit den Schwerpunkten. Politisch ist sowohl der Tenor des ersten Auftretens von Richards Siegals neuer Kompanie "Ballet of Difference", der sich im dreiteiligen Eröffnungsabend unter dem Titel "My Generation" nicht nur zur Stimme dieser Generation ausruft, sondern zudem die Uraufführung eines Stückes über Chelsea Manning bekannt gab.

Dass es dabei sowohl um Privatpolitisches wie Körperbilder und Gender-Diskurse als auch um Whistleblowing zwischen Verrat und öffentlicher politischer Verantwortung geht, ist offenbar.

Doch auch im weiteren Programm nimmt man zu einem guten Teil Abstand von einem der Welt abhanden gekommenem Ästhetizismus: Die Kanadierin Daina Ashbee und der Chinese Yang Zhen setzen sich in ihren Stücken mit der Lage von Minderheiten in ihren Heimatländern auseinander, Wim Vandekeybus lässt einen zeitgenössischen Messias auferstehen und VA Wölfls Neuer Tanz wirft einen Blick auf die eigene und die politische Geschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Dance 2017, Donnerstag, 11. Mai, bis Sonntag, 21. Mai, verschiedene Spielorte, Programm unter www.dance-muenchen.de

© SZ EXTRA vom 11.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: