Fernsehpremiere einer Kaiserin:Die Fernseh-"Sisi"

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In der aufwendig inszenierten ZDF-Produktion spielt eine Italienerin die Münchner Wittelsbacherin. Ob sie sich mit Romy Schneider messen kann?

Josef Grübl

Hundertsiebenundneunzig Minuten können verdammt lang sein. Das findet auch Susanne Porsche - und lässt bei der München-Premiere von "Sisi" die erste Hälfte des Zweiteilers auf zwanzig Minuten zusammenschneiden. "Den ganzen ersten und den zweiten Teil wollten wir Ihnen heute nicht zumuten", meint die Produzentin am Donnerstagabend im HVB Forum, man wolle ja im Anschluss noch feiern.

Sisi und Franz in trauter Zweisamkeit - als Kaiserpaar stehen Cristiana Capotondi und David Rott vor der Kamera. (Foto: Foto: dpa)

Obwohl sie ja momentan Ärger mit ihrer insolventen Produktionsfirma Sanset hat. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten, Regisseur und Kameramann Xaver Schwarzenberger, hat sie sich die Lebensgeschichte von Kaiserin Elisabeth von Österreich vorgenommen.

Aus der Film-Sisi der 50er ist also eine Fernseh-Sisi geworden: Die Geschichte einer emanzipierten Frau, die gegen das Hofzeremoniell aufbegehrt und sich politisch engagiert. Vor allem aber ist es eine Ausstattungsorgie, in der die Säbel klingen und die Reifröcke rauschen. Deutlich weniger aufgerüscht präsentiert sich Hauptdarstellerin Cristiana Capotondi dem Publikum.

Die 29jährige Italienerin kommt in Schwarz und zeigt viel Bein - dem Vergleich mit Romy Schneider muss sie sich trotzdem stellen. Nein, diktiert sie in die Mikrophone, mit dem großen Vorbild konkurrieren wolle sie erst gar nicht. Ihr Filmehemann David Rott pflichtet ihr bei: "Die ewigen Vergleiche bringen doch nichts." Im übrigen habe er die Filme als Kind nur einmal gesehen: "Ich war Waldorfschüler."

Den stärksten Auftritt hat Erzherzogin-Sophie-Darstellerin Martina Gedeck: Sie kommt zuletzt und unterstreicht die Strenge ihrer Rolle mit einem gouvernantenhaften Kostüm. Nach der Vorführung zeigt sie sich gesprächig, erklärt die Unterschiede zwischen Fernseh- und Kinorollen und warum sie so gerne mit Xaver Schwarzenberger arbeitet.

Der ist erleichtert, dass die Münchner "weniger voreingenommen" sind als die Wiener. "In Wien ist jeder Taxler ein Burgtheaterdirektor. Er war zwar noch nie dort, hat aber eine klare Meinung." Ab dem 17. Dezember können sich auch alle Anderen ein Urteil bilden: Dann läuft "Sisi" im ZDF.

© SZ vom 05.12.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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