Ferien:Nachts im Museum

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Was ist denn das für ein Horrorclown? Angela Baur hat im Stadtmuseum auch darauf eine Antwort: Es ist ein Moriskentänzer. (Foto: Robert Haas)

Wie Kinder im Schein von Taschenlampen die Münchner Stadtgeschichte erkunden

Von Paulina Schmidt

Jetzt sind sie alleine im Münchner Stadtmuseum. Vor einigen Minuten, um Viertel vor sechs, gab es eine Durchsage, Besucher wurden aufgefordert, das Gebäude zu verlassen. Doch für die zwanzig Kinder macht das Museum an diesem Abend eine Ausnahme. Angela Baur verteilt Taschenlampen, die meisten Kinder hängen sie sich um den Hals und fangen auch gleich an, sie auszuprobieren. Als die anderen Lichter aus sind, kann es losgehen.

Die Taschenlampenführung der Volkshochschule findet immer in den Schulferien statt. "Und sie ist jedes Mal ausgebucht", erzählt Baur, die die Führung leitet. Seit zwei Jahren macht sie das. Die Gruppe heute erforscht die Schätze der Ausstellung "Typisch München". Einige Kinder tragen Caps und Trekking-Schuhe. Vor einer Ritterstatue machen sie den ersten Halt. Die Abendsonne hellt den Raum noch etwas auf, und Musik dringt von draußen durch die Mauern. "Das ist Heinrich der Löwe", stellt ein Junge fest. Ein Löwe auf dem Helm hat den früheren Herzog von Bayern verraten.

Vorsichtig schiebt Baur ein schwarzes Tuch von einem Glaskasten, um den sich die Kinder drängeln. Sie müssen ihre Taschenlampen ausschalten, denn das Dokument, das hier aufbewahrt wird, darf nicht zu viel Licht abbekommen. Es ist ein Exemplar des "Augsburger Schieds", sozusagen die Geburtsurkunde Münchens. Sie ist in Latein verfasst. "Da steht dumm!", ruft ein Junge. "Nein, da steht Juni", korrigiert Baur ihn - der Schied wurde im Juni 1158 verfasst.

Weiter geht es mit der Familie der Wittelsbacher, die in Bayern mehr als sieben Jahrhunderte herrschte. Ein Modell zeigt die Stadt München, Baur erzählt von der Frauenkirche und ihre Entstehung. Bei den jüngeren Teilnehmern lässt die Aufmerksamkeit nach, ein Kind leuchtet mit der Taschenlampe von innen durch sein T-Shirt und untersucht dann das Ohr seiner Mama.

Die Figuren gegenüber bezeichnen die Kinder zuerst als "Horrorclowns". Es sind verschiedene Moriskentänzer. Sie haben Glöckchen an den engen Hosen, lockige Haare und spitze Schnabelschuhe. Dann entdecken die Kinder bayerisches Essen und hören Geschichten über Könige und Turnierreiter. Und es geht um die Sauberkeit der Stadt. "Bis vor 150 Jahren war München die schmutzigste Stadt Deutschlands", erklärt Baur. An einem Modell zeigt sie, wo die Menschen ihre Plumpsklos hatten und wie nah daneben Brunnen standen, aus denen sie Trinkwasser holten. Die Kinder sind erstaunt und folgern, dass die Menschen dadurch krank werden mussten. Baur erzählt von Max von Pettenkofer, der das Abwassersystem in München entwickelte, dann ist die Führung zu Ende. "Das Plumpsklo fand ich besonders spannend", verkündet der siebenjährige Tim, während er eine Stufe hinunterspringt.

© SZ vom 31.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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