Feldmoching:Nachhaltiges Geschäft

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Sieht die Zukunft im fairen Handel: Günter Hiegemann. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Eine-Welt-Laden an der Josef-Frankl-Straße verkauft seit 25 Jahren ausschließlich Waren aus fairem Handel

Von Simon Schramm, Feldmoching

Schokolade von der Westküste Afrikas, Tee aus Nepal, Trinkgläser aus Vietnam oder Wein aus Chile: Im "Eine-Welt"-Laden an der Josef-Frankl-Straße gibt es Angebote aus der ganzen Welt. Ladenmitarbeiter Günter Hiegemann ist fähig, aus dem Stegreif zu vielen dieser Produkte Herkunft, Herstellung und Handelsweg zu nennen. Denn auf eines sollen sich die Kunden des Ladens verlassen. "Alle Waren sind aus fairem Handel und erfüllen gewisse Standards", betont Hiegemann. Für diesen Anspruch möchte der Laden nun schon seit 25 Jahren stehen - offensichtlich gelingt ihm das. "Der Laden trägt sich selber", sagt Hiegemann. Das liegt aber auch daran, dass seine 18 Mitarbeiter ehrenamtlich tätig sind.

Günter Hiegemann und das Laden-Team feiern in diesem Jahr noch ein zweites Jubiläum. Denn das Engagement im Welt-Laden ist eng verbunden mit dem Arbeitskreis "Eine Welt" der katholischen Gemeinde St. Peter und Paul, der vor 30 Jahren gegründet wurde. Damals waren Missionare aus Lateinamerika und den Philippinen in Feldmoching zu Besuch und erzählten von der sozialen Situation in den Ländern. Gemeindemitglieder waren beeindruckt, wollten aktiv werden. "Wir wollten aber nicht nur Geld verschicken", sagt Hiegemann, der zum Gründungsteam des Arbeitskreises gehört. Das Anliegen der Feldmochinger sei es, Hilfe zur Selbsthilfe möglich zu machen. Der Arbeitskreis hielt fairen Handel für das geeignete Format, nicht nur wegen der angemessenen Entlohnung für die Erzeuger, sondern vor allem wegen der nachhaltigen Wirkung. Denn die beteiligten Institutionen verpflichteten sich, auf Dauer zusammenzuarbeiten. "Wir haben dann begonnen, in der Kirche Kaffee Organico aus Mexiko zu verkaufen." Diese Sorte sei der erste fair gehandelte Kaffee in Deutschland gewesen; sie ist in den Regalen des Weltladens heute noch zu finden, im Welt-Laden der meistverkaufte Kaffee.

Warum Produkte aus fairem Handel kaufen? "Weil alle Menschen in einer Welt leben und wir die Verantwortung haben, dass alle menschenwürdig und in einer gerechten Welt leben", sagt Hiegemann. Er schwärmt vor allem vom Prinzip, nach dem die Erzeuger gefördert werden, sich weiter zu entwickeln. Hiegemann zückt eine Glückwunsch-Karte aus dem Ständer im Laden. Das Material: Altpapier aus Ruanda. Der Hersteller: junge Erwachsene, die im Bürgerkrieg Anfang der Neunziger Jahre zu Waisenkindern wurden. Die Waisen stellen das Material her und gestalten die Karten. Nach drei bis vier Jahren müssen sie das Projekt wieder verlassen. "Sie sollen lernen, selbständig zu arbeiten und sich nach dem Projekt eine eigene Existenz aufzubauen", erklärt Hiegemann.

Anfang der Neunziger Jahre wollte der Arbeitskreis mehr Leute erreichen. 1992 bot sich die Möglichkeit, einen Kiosk nahe der Kirche zu beziehen und nicht mehr im Gotteshaus zu verkaufen. Damit wuchs das Geschäft, der Arbeitskreis wurde echter Marktteilnehmer mit größerem Angebot. Seitdem wird ein Teil der Einnahmen für weitere Projekte und vor allem für die Partnergemeinde in nordbrasilianischen Coroatá verwendet, beispielsweise finanziert der Laden Schulgeld für Kinder. 2006 zog der Laden an seinen aktuellen Standort, der Arbeitskreis widmet sich mittlerweile der Aufklärung, sammelt Informationen und verbreitet sie bei Vorträgen, oder geht auf Politiker zu, um die Vorzüge des fairen Handels in Erinnerung rufen. "Die Zukunft des fairen Handels sieht gut aus", meint Günter Hiegemann. Der Umsatz fair gehandelter Ware steige, wenn auch der Marktanteil noch niedrig sei: Fair gehandelter Kaffee hatte 2016 einen Anteil von 3,8 Prozent am deutschen Gesamtmarkt. Zum Jubiläum wird der Weltladen im Juli zum Frühstück laden, im September gibt es einen Vortrag und eine Ausstellung und im November dann wird im Pfarrheim gefeiert.

Der Weltladen veranstaltet am Samstag, 1. Juli, von 8.30 bis 12 Uhr im Pfarrsaal von St. Peter und Paul, Feldmochinger Straße 401, ein Frühstück. Erwachsene zahlen 7 Euro, Kinder frühstücken gratis.

© SZ vom 19.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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